Washington. Politisch hat er nichts vorzuweisen, doch Hegseth ist ein strammer Trump-Fan. Genug, um ihn an die Spitze des Pentagons zu katapultieren.
Beim ersten Mal war Donald Trump noch ganz versessen auf Generäle. Mit Michael Flynn (Nationaler Sicherheitsberater), John Kelly (Heimatschutz) und James Mattis (Pentagon) berief er 2016 drei hochdekorierte Ex-Militärs in seine Regierung. Die Lust ist ihm gründlich vergangen.
Darum verwundert es eigentlich nicht, dass der 47. US-Präsident an die Spitze des mächtigsten Verteidigungsministeriums des Westens wieder einen Zivilisten setzen will. Nur was für einen…
Pete Hegseths hervorstechendste Qualifikation hängt nicht mit einer Biografie als erfahrener Gesetzgeber oder in der Verteidigungspolitik versierter Experte zusammen.
Der früher als Major der Nationalgarde des Bundesstaats Minnesota im Irak, in Afghanistan und im Terror-Gefangenenlager Guantanamo eingesetzte Moderator gehört beim Sender Fox News seit zehn Jahren zu den bekanntesten konservativen Fernseh-Gesichtern und Trump-Fans des Landes.
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Hegseth als neuer Verteidigungsminister: Die eigentliche Arbeit machen andere
Der 44-Jährige, der sich den patriotischen Slogan „We, the people” (Wir, das Volk”) auf den rechten Unterarm tätowieren ließ, erfüllt allein durch sein Aussehen Trumps wichtigstes Kriterium: „straight out of central casting”. Übersetzt: Trump mag telegene Leute, die Hollywood für Filme rekrutieren würde.
Hegseth soll darum vor allem Trumps von Isolationismus und transaktionalen Geschäften geprägte Militär-Doktrin zur besten Sendezeit verteidigen; die eigentliche Arbeit machten diverse Staatssekretäre, heißt es in informierten Kreisen.
Aber das ist es nicht allein. Pete Hegseth, wie Trump zum dritten Mal verheiratet, teilt die Abneigung des 78-Jährigen gegen alles „woke”, sprich: Linksliberale. Frauen in Kampfeinsätzen stören ihn. Ebenso die unter Joe Biden geförderte Teilhabe von Minderheiten wie Transgender-Menschen im Militär.
Wenige Tage vor der Wahl sagte der mit zwei Ehrenmedaillen für Tapferkeit im Kampf ausgezeichnete Republikaner in einem Interview, dass alle Generäle, die beim Thema DEI (Diversity, Equity and Inclusion gleich Vielfalt, Chancengleichheit und Integration) engagiert waren, entlassen gehören.
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Trumps neuer Pentagon-Chef: Politisch hat er nichts vorzuweisen
Politisch hat Hegseth bis auf eine vor zwölf Jahren gescheiterte Kandidatur in Minnesota nichts vorzuweisen; außer strammer Trump-Huldigung in seinen Sendungen. Dem designierten Präsidenten hat imponiert, wie Hegseth in seiner Sendung für schwere Kriegsverbrechen in Afghanistan beschuldigte US-Soldaten mobil machte. Trump begnadigte 2019 zwei der Betroffenen; zum Missfallen des Pentagons.
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Dass er als Novize künftig einen Apparat führen soll, der für drei Millionen Soldaten und zivile Mitarbeiter zuständig ist und ein Jahresbudget von 850 Milliarden Dollar verwaltet, hat in Militärkreisen „Schwindel“ ausgelöst. Der Afghanistan-Veteran und ehemalige demokratische Kongress-Abgeordnete Adam Kinzinger erklärte: „Wow. Dass Trump Pete Hegseth auswählt, ist die am meisten vorhersehbare Dummheit.“ Trump dagegen nennt seinen neuen „SECDEF“ (secretary of defense), den er bereits für die Spitze der Veteranenbehörde ins Auge gefasst hatte, „hart und klug“. Amerikas Feinde seien gewarnt.
Aber es gibt Angleichungsbedarf. Während Trump die Ukraine militärisch auf Diät setzen und einen Verhandlungsfrieden mit Moskau erzwingen will, wirbt Hegseth für mehr US-Militärhilfe für Kiew, nennt Präsident Putin einen „Kriegsverbrecher“ und wies Forderungen nach einem Waffenstillstand zurück. Warum? Weil Putin das die Gelegenheit gebe, „neu durchzuladen“.