Washington. Die unscheinbare Beraterin aus Florida macht Donald Trump erneut zum Präsidenten. Dafür steht ihr nun ein Platz in der ersten Reihe zu.
Susie Wiles meidet das Scheinwerferlicht so sehr, dass man manchmal aus den Augen verliert: Sie ist die Frau, die Donald Trump zurück ins Weiße Haus brachte. Und dort soll sie nun auch künftig die Fäden zusammenhalten.
Die 67-Jährige aus Jacksonville/Florida soll Stabschefin im Weißen Haus werden – die erste Personalentscheidung, die Trump nun getroffen hat. „Susie Wiles hat mir gerade geholfen, einen der größten politischen Siege in der amerikanischen Geschichte zu erringen, und war ein wesentlicher Bestandteil meiner erfolgreichen Kampagnen 2016 und 2020“, teilte der Republikaner mit. Wiles sei hart im Nehmen, klug und innovativ.
Wahl-Kampagne 2024 wird zu Wiles‘ Meisterstück
Als Chefin seiner Wahl-Kampagne steuerte sie ein Unternehmen, das permanent der Unberechenbarkeit seiner Hauptfigur ausgesetzt war. Und zwar so diszipliniert, geräuschlos und effektiv, dass sie nun als erstes mit einer Führungsrolle belohnt wurde.
Wiles und Trump kamen 2015 zum ersten Mal zusammen. Er war skeptisch, als sie ihm Wahl-Chancen in Florida bescheinigte. Trump holte den Sunshine-State 2016 mit 49 Prozent der Stimmen; einen Bundesstaat, den der Demokrat Barack Obama zweimal hintereinander gewonnen hatte. Vier Jahre später, mit Wiles an der Spitze, gewann er Florida mit einem noch größeren Vorsprung, 51 % der Stimmen; auch wenn es zum Weißen Haus nicht reichte.
Und 2024: Holt Trump Florida mit 56,1 Prozent. Wichtiger noch: Trump gewinnt Stimmen in nahezu allen Teilen des Landes hinzu. Er schafft sogar das, was ihm bisher noch nie gelungen war: Der 78-Jährige gewinnt die landesweite Popular Vote mit mehreren Millionen Stimmen Vorsprung.
Bereits vor der Wahl am Dienstag hatte sich die unscheinbare Frau, die ihre Augen oft hinter einer verspiegelten Sonnenbrille verbirgt, optimistisch gezeigt, dass ein Sieg gegen Kamala Harris gelingen kann. „Wenn er das schafft, ist das wahrscheinlich das größte Comeback in der amerikanischen Geschichte“, sagte sie dem Wall Street Journal. „Und ich habe sicherlich einen Platz in der ersten Reihe dafür.“
Wiles überzeugte Trump von Briefwahl-Offensive
Der Erfolg Trumps ist auch damit zu erklären, dass Wiles mit stählerne Ruhe ihren Kandidaten davon überzeugte, dass es keinen Sinn macht, ein wichtiges Instrument der Wahl zu diskreditieren: die Briefwahl. Über Jahre behauptete Trump, die Methode sei betrugsanfällig. Er riet seinen Anhängern streng davon ab. Ein Fehler, den er diesmal nicht machte. Trump sagte nun das Gegenteil, weil Susie Wiles ihn überzeugte.
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Wiles, die bereits 1980 im Wahlkampf des ehemaligen Präsidenten Ronald Reagan mitarbeitete und später den bekannten republikanischen Abgeordneten Jack Kemp unterstützte, hätte 2016 in Florida auch andere Top-Leute wie Jeb Bush oder Marco Rubio unter ihre Fittiche nehmen können. Sie entschied sich für Trump, in dem sie etwas „Einzigartiges” sah.
Mit Chris LaCivita holte sie einen bärbeißigen Ex-Marine an ihre Seite, dessen kämpferischer Auftritt der Gegenpol zu ihrem eigenen Stil ist. Gemeinsam gelang es ihnen, die Trump-Kampagne durch schwere Stürme - zwei Mordanschläge, Bidens historischer Ausstieg etc. - zu lotsen. Dabei scheut sie auch das klare Wort an den Chef nicht. „Wenn sie zusammen sind, zur richtigen Zeit. Sie spielt keine Spielchen”, sagt der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy.
Susie Wiles verbringt ihre karge Freizeit mit Vogelbeobachtung. Für ihren achtjährigen Enkel backt sie Kuchen. Ansonsten hält sie sich zurück. Es sei denn, irgendwer packt sie bei der Ehre. Als der Trump-Hasser Mark Cuban neulich ätzte, dass man Trump „nie in der Nähe starker, intelligenter Frauen sieht”, schoss Wiles in sozialen Medien zurück: Sie postete ein Foto von sich, Linda McMahon, die bei der Leitung von Trumps Übergangsteam mithilft, und Lara Trump, Co-Vorsitzende des Republikanischen Nationalkomitees. Bildunterschrift: „Nun, hier sind wir!“.
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