Hamburg. Gerade hat Verkehrssenator Tjarks Daten präsentiert, nach denen der Autoverkehr zurückgeht. Die Erhebungsmethode aber wirft Fragen auf.

Man merkte dem grünen Verkehrssenator Anjes Tjarks die Freude an, als er vor rund zwei Wochen die neue, nach seiner Aussage repräsentative Umfrage zum Verkehrsverhalten der Hamburger präsentierte. Denn laut den in seinem Auftrag erhobenen Daten fahren die Menschen in der Hansestadt immer weniger mit dem Auto, dafür mehr mit dem HVV und mit dem Fahrrad. 68 Prozent der Wege wurden demnach im Jahr 2022 mit dem sogenannten Umweltverbund zurückgelegt, also entweder mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit Bussen und Bahnen – 2017 waren es noch 64, im Jahr 2008 nur 61 Prozent. Ziel des Senats ist es, den Anteil des Umweltverbundes bis 2030 auf satte 80 Prozent zu erhöhen.

Nun aber gibt es Zweifel an der Seriosität der Tjarks-Befragung – zumindest bei der Hamburger CDU. Um den Fortschritt der Verkehrswende zu messen, hatte der Verkehrssenator die Hamburger Mobilitätsstudie „MobiHam 2022“ beim Aachener Ingenieurbüro Helmert in Auftrag gegeben, begleitet wurde die Befragung laut Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Richard Seelmaecker vom Hamburger Planungsbüro GGR. Die Kosten lagen demnach bei 167.000 Euro.

Verkehr Hamburg: Warum hat der Senat die Bürger nicht auch im Winter befragt?

Laut Senat wurden zunächst 28.000 Hamburger angeschrieben, 3980 beteiligten sich an der Befragung – 1405 schriftlich, 2547 online und 28 telefonisch. Die Umfrage lief vom 25. April bis 6. Juli und dann noch einmal vom 24. Oktober bis 30. November 2022 – also ausschließlich im Frühling, Sommer und Herbst. Laut Senat seien die Daten danach „gewichtet“ und auf das Gesamtjahr hochgerechnet worden. Genau dieses Vorgehen ist ein wesentlicher Kritikpunkt der CDU.

Der Befragungszeitraum zeige bereits die verfolgte Intention, sagt CDU-Verkehrspolitiker Richard Seelmaecker. „Welche ,Gewichtung’ für die ,Hochrechnung’ benutzt wurde, um das Gesamtjahr zu berechnen, bleibt unklar.“ Auch die vom Senat mitgelieferten Daten aus dem Zählnetz für den Radverkehr zeigten deutlich, dass in den Wintermonaten Dezember bis Februar höchstens halb so viel mit dem Rad gefahren werde. Dennoch habe Tjarks den Winter bei den Befragungen ausgespart.

HVV und Radfahren stärker gewichtet: Wurden Fragebögen manipulativ erstellt?

Die CDU moniert auch, dass die Teilnahme an der Online-Befragung mit 5 Euro honoriert wurde und die Menschen lediglich auf Deutsch, Englisch oder Türkisch antworten konnten. Auffällig sei zudem, dass nicht nach der Parksituation für Autos gefragt wurde – nach der für Fahrräder aber schon. Auch sei nicht gefragt worden, aus welchem Grund Menschen möglicherweise häufiger mit dem Auto fahren würden – mit Blick auf Fahrrad oder HVV sei dies dagegen gefragt worden. „Der Fragebogen, auf dem die Daten beruhen, ist eindeutig auf all das fokussiert, was nicht Autoverkehr ist“, so Seelmaecker.

Zugleich zeige die Senatsantwort, dass lediglich etwa zehn Prozent der sogenanten Personenkilometer in Hamburg zuletzt mit dem Fahrrad zurückgelegt worden seien, betont der CDU-Politiker. Und der Senat räume ein, dass im ersten Quartal 2023 lediglich sieben bis zwölf Kilometer neuer Radwege entstanden seien – was gemessen am Ziel von 60 Kilometern pro Jahr eine „desaströse Bilanz“ sei.

Verkehr Hamburg: CDU wirft Verkehrssenator Tjarks „intendierte Umfrage“ vor

Seelmaeckers Fazit: „Statt Geld für intendierte Umfragen zu verschwenden, müssen wir aufhören, Politik gegen die Autofahrer zu machen. Wir müssen das Geld vielmehr in die Verbesserung der Verkehrssicherheit stecken. Statt wie Tschentscher und Tjarks immer nur zu verbieten und zu schikanieren, müssen wir Angebote schaffen und Lösungen anbieten.“