Hamburg. SPD-Fraktionschef Kienscherf fordert wegen extremer Baukosten Krisengipfel des Bundes. Warum er auch die Grünen verantwortlich macht.
Die Lage am Wohnungsmarkt wird zusehends schwieriger – denn der Bau neuer Wohnungen gerät wegen hoher Kosten immer mehr ins Stocken. „Die Probleme beim Wohnungsbau sind mittlerweile eine tickende soziale Zeitbombe“, sagte der Hamburger SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf dem Abendblatt. „Es muss jetzt dringend einen Wohnungsgipfel auf Bundesebene geben. Erstens brauchen wir mehr Fördermittel, um den explodierenden Preisen und hohen Finanzierungskosten entgegenzuwirken. Und zweitens müssen wir mit nicht sinnvollen sehr hohen Auflagen zum angeblichen Klimaschutz runter.“
Angesichts der „begrenzten personellen und materiellen Ressourcen“ müsse von Politik und Wohnungswirtschaft alles darangesetzt werden, „beim Wohnungsbau und Klimaschutz inklusive der Sanierungen äußerst effizient und damit erfolgreich zu sein“, sagte Kienscherf. „Die Beschlüsse der Hamburger Grünen vom Wochenende zu einer weiteren Verschärfung der Auflagen sind dabei nicht hilfreich.“
Immobilien: „Was die Grünen vorschlagen, wäre das Ende bezahlbaren Wohnens“
Wie berichtet, hatten die Grünen bei ihrem Parteitag am Sonnabend beschlossen, dass die Klimaschutzauflagen weiter verschärft werden sollen. So sollen künftig bei Neubauten grundsätzlich Kriterien des „Effizienzhauses 40“ erfüllt sein. Zudem wollen die Grünen, dass bei größeren Projekten auf öffentlichem Grund die Hälfte der Wohnungen sozial gefördert sein soll. Bisher muss der Anteil der Sozialwohnungen bei einem Drittel liegen.
- Wohnungsbau in Hamburg ist in einer sehr, sehr schwierigen Lage – sagt der SPD-Fraktionschef
- Parteitag: „Politik für die ganze Stadt“ – Hamburgs Grüne wollen mehr
- Wohnungsbau: Hamburg baut 2022 viel zu wenig Sozialwohnungen
„Was die Grünen vorschlagen, würde das Ende des Baus bezahlbarer Wohnungen bedeuten“, sagte Matthias Saß vom Verein Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften. „Wir können nur hoffen, dass die Sozialdemokraten als Koalitionspartner dafür sorgen, dass diese Ideen nicht umgesetzt werden. Aus unserer Sicht konterkarieren die Grünen damit die erfolgreiche Wohnungsbaupolitik der vergangenen zehn Jahre.“
Wohnungsbau: „Wer günstige Mieten will, muss Bauvorschriften entrümpeln“
Andreas Breitner vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen warnte vor einem „weiteren sprunghaften Anstieg der Mieten“, falls die Politik „generell in Bebauungsplänen vorschreibt, dass bei Wohnungsneubauten die Hälfte öffentlich gefördert sein müssten“.
Hamburgs FDP-Vizin Katarina Blume sagte: „Wer günstige Mieten will, muss Bauvorschriften entrümpeln, statt sie zu verschärfen.“ Die Wohnungspolitik des rot-grünen Senats gehe „seit Jahren in die falsche Richtung“, so Blume. Nun erhöhten die Grünen sogar noch „das Tempo der Irrfahrt“.
Am Dienstag lesen Sie im Abendblatt und auf abendblatt.de, wo demnächst neue Wohnungen in Hamburg auf den Markt kommen.