Hamburg. 3000 Sozialwohnungen pro Jahr waren das Ziel. Jetzt ist klar: Es werden höchstens 2000. Wie der Senat die Baukrise abmildern will.
Die Stadt Hamburg wird ihr Ziel, 3000 Sozialwohnungen zu genehmigen, in diesem Jahr deutlich verfehlen. Stattdessen werde es bis Jahresende wohl lediglich 1750 bis 2000 Genehmigungen geben, räumte SPD-Sozialsenatorin Dorothee Stapelfeldt jetzt ein. Zuletzt war bekannt geworden, dass im ersten Halbjahr gerade einmal 19 geförderte Neubauwohnungen genehmigt wurden. Es sei aber nicht ungewöhnlich, dass im ersten Halbjahr nur eine geringe Zahl von Wohnungen genehmigt werde und das Gros dann erst gegen Jahresende, hieß es.
Hintergrund der Probleme beim Wohnungsbau sind laut Stadtentwicklungsbehörde die dramatischen Entwicklungen am Baumarkt. Nach einem noch nicht veröffentlichten Gutachten, das der Behörde vorliege, sollen die Baukosten sich in diesem Jahr bereits um zwölf Prozent erhöht haben.
Wohnungsbau: Baukosten steigen seit 2020 um 28 Prozent
Seit 2020 liegt der Anstieg der Herstellungskosten angeblich bereits bei 28 Prozent – der Quadratmeterpreis erreiche nun 4000 Euro. Hinzu kommt laut Stapelfeldt, dass sich die Zinsen verdreifacht hätten und es für Investoren erhöhte Eigenkapitalanforderungen gebe. Trotz aller Probleme habe sich der Senat nicht von den bisherigen wohnungsbaupolitischen Zielen verabschiedet, so Stapelfeldt. Man erlebe derzeit allerdings eine Zeitenwende beim Wohnungsbau.
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Um die Investitionen in sozialen Wohnungsbau von den „Verwerfungen“ am Markt zu entkoppeln, müsse die Stadt ihre Zuschüsse deutlich erhöhen, sagte die Senatorin. Auf diese Weise soll offenbar u. a. erreicht werden, dass Investoren für Sozialwohnungen sich Fremdkapital unter dem stark gestiegen Marktzinsniveau besorgen können.
145 Millionen Euro Zuschüsse sollen Zinsanstieg und Verluste ausgleichen
Zuletzt hatte ein runder Tisch über mögliche Instrumente beraten, mit denen der soziale Wohnungsbau trotz der dramatischen Lage auf hohem Niveau aufrecht erhalten werden kann. Hamburg ist auch durch die Vereinbarungen im Bündnis für Wohnen das Bundesland mit der höchsten Zahl von Sozialwohnungen pro 100.000 Einwohner.
Klar ist laut Stapelfeldt, dass die Stadt im kommenden Jahr 145 Millionen Euro an Zuschüssen für Zins- und Verlustausgleich im Wohnungsneubau bereitstelle. Hinzu kämen 30 Millionen Euro für klimagerechte Sanierungen. In den kommenden vier Jahren seien 210 Millionen Euro dafür verfügbar, so Stapelfeldt.
Wohnungsbau: Wie kann klimagerecht und günstig saniert werden?
Die 2019 angekündigte Machbarkeitsstudie zu energetischen Sanierungen aller Hamburger Wohnungen will die Stadtentwicklungsbehörde nach vielen Verzögerungen nun offenbar wirklich bald vorlegen. Darin wird der Wohnungsbestand auf Sanierungsbedarf analysiert – und Wege aufgezeigt, wie die Klimaziele erreicht werden können, ohne dass die Wohnkosten stark ansteigen.
Skeptiker befürchten, die Untersuchung könnte bereits überholt sein – weil ihre Datengrundlage aus einer Zeit stammt, in der Bau- und Energiepreise sich noch auf einem aus heutiger Sicht traumhaft niedrigen Niveau bewegten.