Hamburg. Umweltsenator Kerstan stellte am Freitag das Konzept für „Energiepark Tiefstack“ vor. Das sind die zentralen Punkte des Plans.
Der rot-grüne Senat will das letzte Hamburger Kohlekraftwerk in Tiefstack möglichst schon binnen sechs Jahren durch klimaneutrale Wärmelösungen ersetzen. Dazu sollen Abwärme aus Industrie und Müllverbrennung gehören, außerdem Power-to-Heat-Anlagen, die (regenerativ erzeugten) Strom in Wärme umwandeln – und vor allem Flusswärmepumpen, die Wärme aus der Norderelbe und der Bille gewinnen. Am Freitag präsentierten Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) und der Chef der Hamburger Energiewerke, Christian Heine, das Konzept für den neuen „Energiepark Tiefstack“ der Öffentlichkeit. Zusätzliche Wärme sollen demnach die Kupferhütte Aurubis und die Müllverwertung Borsigstraße aus ihrer Abwärme liefern. Die Anlage Borsigstraße könne durch technologische Innovationen die Wärmelieferung künftig deutlich erhöhen, hieß es.
Ganz vorbei mit der Verbrennung fossiler Energien wird es aber doch nicht sein. „Zur Absicherung der Wärmeversorgung in Spitzenlastzeiten wird das bestehende Heizkraftwerk Tiefstack auf den wahlweisen Einsatz von Erdgas oder nachhaltiger Biomasse aus Rest- und Schadholz umgestellt“, so die Umweltbehörde. „Eine neue Wind-zu-Wärme-Anlage, ein großer Wärmespeicher und ein saisonaler Aquiferspeicher“ sollen die Flexibilität erhöhen.
Wärme aus Elbe und Bille: CO-Emissionen sollen um 70 bis 80 Prozent sinken
„Das vorgestellte Konzept für den vollständigen Kohleausstieg ist ein Quantensprung für die Fernwärmeversorgung der Zukunft“, sagte Senator Kerstan. „Wie auch bei der Abwasserwärmepumpe des Energiepark Hafens, setzen wir mit dem Energiepark Tiefstack und der vorgeschlagenen Flusswasserwärmepumpe bundesweitweit Maßstäbe. Wichtige Teile zum aktuellen Stand des Konzepts müssen noch vertiefte Machbarkeitsuntersuchungen durchlaufen, doch ein großer Teil befindet sich schon jetzt in Umsetzung.“
Mit der Fertigstellung des Energieparks Tiefstack sollen die CO2-Emissionen der zentralen Stadtwärmeversorgung laut Senat gegenüber heute um 70 bis 80 Prozent sinken. Der Kohleausstieg werde bis spätestens 2030 umgesetzt. Die beiden geplanten Flusswärmepumpen könnten mit zusammen rund 230 Megawatt Leistung 130.000 Haushalte mit „grüner Wärme versorgen“ und wären derzeit die größten in Deutschland geplanten Anlagen.
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Wärme aus Elbe und Bille: Planung soll öffentlich diskutiert werden
Der Vorstellung des Konzepts war ein 18-monatiges Beteiligungsverfahren vorausgegangen, mit dem Experten aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, Wissenschaft, Gewerkschaften und Unternehmensverbänden einbezogen wurden. Nun soll die Planung auch von der breiten Öffentlichkeit diskutiert werden.
Die Initiative „Tschüss Kohle“ forderte eine schnelle Realisierung der Flusswärmepumpen, unabhängig von der finalen Entscheidung über das Gesamtkonzept. Zugleich kritisierte sie, „dass holzartige Biomasse als klimaneutral berechnet wird“, und begrüßte, „dass die Entscheidung über den Einsatz von Biomasse noch nicht gefallen ist“. Der Umweltverband BUND kritisierte, dass Hamburg weiter „bis zu 30 Prozent auf Verbrennung setzt, um die Kohleverfeuerung zu ersetzen“. Die Flusswärmepumpen hingegen seien zukunftsweisend. SPD-Umweltpolitiker Alexander Mohrenberg lobte das Konzept und sagte, Hamburg bleibe damit „Vorreiter der deutschen Wärmewende“.