Hamburg. Das Betreiberunternehmen liefert wegen hoher Investitionen in die Energiewende weniger Gewinn ab. Auch der Krieg hat Einfluss.

So kann man es auch sehen: Als „deutlichen Beitrag zur Unterstützung des kommunalen Haushaltes“, wie es von Stromnetz Hamburg heißt, konnte das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2021 einen Gewinn nach Steuern von 52,8 Millionen Euro an die städtische Holding-Gesellschaft abführen. Nur war der Beitrag zum Hamburger Haushalt im Jahr davor noch viel größer – da konnte man immerhin 93,2 Millionen Euro überweisen.

Ursache des kräftigen Rückgangs sind die hohen Investitionen in das Netz. Sie kletterten um gut 45 Millionen Euro auf nunmehr rund 273 Millionen Euro; seit 2016 sind sie kontinuierlich gestiegen und haben sich in diesem Zeitraum deutlich mehr als verdoppelt. „Hohe Investitionen werden auch im folgenden Jahr das Geschäft bestimmen, mit dem kontinuierlichen Fokus auf Versorgungssicherheit, Kundenorientierung und Klimaschutz“, teilte das städtische Unternehmen mit.

Mehr Investitionen durch die Energiewende

Erforderlich werden die Investitionen vor allem durch die von der Politik angestrebte beschleunigte Energiewende. „Untersuchungen zeigen, dass sich Randbedingungen geändert haben und ein erhöhter Zuwachs an elektrischen Energiemengen zu sehen ist“, erklärte Geschäftsführer Thomas Volk.

„Hier sind im Einzelnen eine steigende Anzahl an Wärmepumpen, E-Fahrzeuge und die daraus resultierende Ladeinfrastruktur, Landstrom für Kreuzfahrtschiffe und eine zunehmende Zahl Fotovoltaikanlagen zu nennen.“ Aber auch die vermehrte Bereitstellung von Energie für Wärmenetze, industrielle Produktionsprozesse sowie der Ausbau an Elektrolyseanlagen zur Wasserstoffgewinnung sei eine große Herausforderung.

Klimaneutrale Energieversorgung bis zum Jahr 2040

Hamburgs Senator für Umwelt und Energie, Jens Kerstan (Grüne), wies auf die politischen Rahmenbedingungen hin: „Der Krieg in der Ukraine zeigt, wie wichtig Energiesouveränität in Deutschland ist; hierbei spielen die Verteilnetze, wie das der Stromnetz Hamburg, eine entscheidende Rolle.“ Der politische Auftrag in Deutschland und Hamburg sei klar: „Wir brauchen ein Stromverteilnetz, das die Aufnahme, Durchleitung und intelligente Laststeuerung des Stroms so koordiniert, dass eine vollständige klimaneutrale Energieversorgung im Jahr 2040 auf Basis erneuerbarer Energien umgesetzt ist.“

Experten des Unternehmens haben ermittelt, dass sich durch E-Auto-Heimladepunkte und Wärmepumpen in den nächsten Jahren auf der Mittelspannungsebene eine Verdoppelung der Spitzenlast ergeben kann, auf die das Netz auszulegen ist.

Deutlich mehr Hackerangriffe auf Stromnetz Hamburg

Wegen des Krieges in der Ukraine hat Stromnetz Hamburg als Betreiber einer kritischen Infrastruktur die Wachsamkeit gegen Cyberangriffe noch einmal erhöht. Generell verzeichnete man zuletzt jedenfalls deutlich mehr Hacker-Angriffe, so Volk. Allein im ersten Quartal habe es schon 111 Sicherheitsmeldungen an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gegeben. Für das gesamte Jahr 2022 rechnet Stromnetz Hamburg mit mehr als 400 Meldungen -- nach 313 im vorigen Jahr.

Zudem sieht sich das Unternehmen durch den Ukraine-Konflikt „mit einer neuen Dynamik in Bezug auf Preissteigerungen und Lieferverzögerungen in einzelnen Warengruppen konfrontiert“. Das betrifft laut Volk unter anderem Baustoffe und Kabel sowie Transformatoren. Bestimmte Zulieferer könnten wegen russischer Vorlieferanten nicht mehr beauftragt werden.

Energieversorgung: Klima sorgt für Belastung

Auch das Klima sorgte für Belastungen: Aufgrund der Sturmwetterlagen im vergangenen Jahr kam es „im Mittel- und Niederspannungsnetz zu einem erhöhten Störungsaufkommen“, hieß es vom Unternehmen. Rechnerisch habe es in Hamburg pro Kunde einen Stromausfall von 10,2 Minuten gegeben – nach 9,5 Minuten im Jahr 2020 und 9,1 Minuten im Jahr 2019. Das sei im Bundesvergleich aber ein sehr guter Wert, sagte Volk. Man habe das Ziel, stets unter zwölf Minuten zu bleiben, was bei 30.000 Kilometern Kabel durchaus eine Herausforderung sei.