Hamburg. Uni-Präsident wirft der Stadt vor, nicht die Wahrheit zu sagen. Behörde weist Vorwürfe zurück. Streit um ein Missverständnis?
Aufregung und Empörung an der Universität Hamburg: Die größte Hochschule der Hansestadt wollte eigentlich damit beginnen, ihre Mitarbeitenden gegen Corona zu impfen, mit Unterstützung des Uniklinikums in Eppendorf.
Doch daraus wird wohl nichts, zumindest nicht in dem zunächst geplanten Umfang. „Uns erreicht eine für uns alle sehr schlechte Nachricht“, teilte Universitäts-Präsident Dieter Lenzen am Dienstag den Uni-Beschäftigten mit, die sich beim UKE angemeldet hatten. „Die Sozialbehörde hat dem UKE für die Impfung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keinen mRNA-Impfstoff (bsp. von BionTech) zur Verfügung gestellt“, erklärt Lenzen. „Auch nach mehrfachen Interventionen unsererseits hat sich an dieser Lage nichts geändert.“
Impfung: Uni wirft der Stadt vor, nicht die Wahrheit zu sagen
Auch der Versuch des Vorstands des UKE, mRNA-Impfstoff auf dem Apothekenwege zu beschaffen, sei erfolglos geblieben. Dem Klinikum sei ersatzweise angeboten worden, Impfungen mit dem Impfstoff von AstraZeneca durchzuführen, unabhängig vom Alter der Uni-Mitarbeiter, so Lenzen.
Am Mittwoch legte Lenzen in einem weiteren Schreiben nach, wobei er sich darauf bezog, dass von Dienstag an 52.000 zusätzliche Termine im Hamburger Impfzentrum eingestellt worden waren. Nachdem das UKE „genötigt“ gewesen sei, sämtliche Termine für Impfungen von Uni-Mitarbeitende mit einem mRNA-Vakzin abzusagen, habe sich gezeigt, dass „die Behauptung, es gebe keinen solchen Impfstoff, nicht der Wahrheit entsprach“, so Lenzen.
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„Wir möchten Ihnen nahelegen“, schreibt der Uni-Präsident an die Beschäftigen, „sich schnellstmöglich im Impfzentrum einen Termin für die Impfung reservieren zu lassen“ und fügt hinzu: „Unter Verzicht auf eine politische Bewertung des Vorgangs zu diesem Zeitpunkt möchten wir indessen zum Ausdruck bringen, dass die Hochschulleitung Enttäuschung, Empörung und Verängstigung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern absolut nachvollziehen kann, die uns teilweise unter Tränen um Hilfe gebeten haben.“
Sozialbehörde: Impfstofflieferung an Uni nie zugesagt
Die Sozialbehörde wies die Vorwürfe am Mittwoch zurück. Es habe nie eine Zusage über eine Impfstofflieferung an die Universität gegeben, sagte Behördensprecher Martin Helfrich dem Abendblatt. Richtig sei, dass die Uni angefragt habe, man ihr Ansinnen aber abgelehnt habe – wie bei allen anderen Anfragen von öffentlichen oder privaten Einrichtungen, Kammern und Unternehmen auch.
Diese hätten die Möglichkeit, über ihren betriebsärztlichen Dienst an Apotheken oder den Medizin-Großhandel heranzutreten und Impfstoff zu bestellen. Dass das schwierig sei, weil es schlicht zu wenig Impfstoff gebe, sei zwar bedauerlich, aber nicht in der Verantwortung der Stadt. Für die Impfstoffbeschaffung und Auslieferung an die Länder sei der Bund zuständig.
Behörde argumentiert, Impfstoff für Uni-Mitarbeiter wäre Bevorzugung
Im Übrigen seien viele Mitarbeiter der Hochschulen, etwa aufgrund ihrer Lehrtätigkeit, in einer Prioritätsgruppe und insofern berechtigt, sich ganz regulär um einen Impftermin bei Hausärzten oder im Impfzentrum zu bemühen.
Würde die Stadt, die in ihrem Impfzentrum die Priorisierung noch einhält, Impfstoff für alle Uni-Mitarbeiter liefern, würde sie diese ja gegenüber anderen, priorisierten Gruppen bevorzugen, so Helfrich.
Streit um Corona-Impfung: Alles nur ein Missverständnis?
Am 17. Mai hatte Uni-Chef Dieter Lenzen in einem Brief an die Hochschulmitarbeiter noch eine „gute Nachricht“ angekündigt, „von der wir wissen, dass viele von Ihnen schon lange darauf gewartet haben“.
Das Präsidium habe „endlich grünes Licht von den diversen beteiligten Hamburger Behörden für eine systematische Impfung von Beschäftigen der Universität Hamburg durch das Universitätsklinikum (voraussichtlich ab dem 24. Juni) bekommen“. Es werde wohl „für die unter 60-Jährigen ein mRNA-Impfstoff, wie z.B. BionTech, zur Anwendung kommen“.
Ob es sich um ein Missverständnis zwischen Behörde und Universität handelte oder welche Absprache es konkret aus Sicht der Universität gegeben haben soll, konnte das Präsidium am Mittwochabend auf Abendblatt-Anfrage nicht beantworten.
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).