Moskau. Zerstörung in Belgorod, Drohungen gegen russische Zivilisten: Dahinter stecken Russen, die für die Ukraine kämpfen. Wer sind sie?

Ukrainische Luftangriffe gehören fast schon zum Alltag der Menschen in den russischen Grenzregionen Belgorod und Kursk. Der Krieg ist dort längst angekommen. Nun aber dringen mehr und mehr Kämpfer pro-ukrainischer Milizen ins Grenzgebiet ein und liefern sich mit der russischen Armee Gefechte.

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Russland evakuiert Kinder aus der grenznahen Stadt Belgorod

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    Jetzt haben die Milizionäre weitere Angriffe angekündigt. Bereits am Mittwoch riefen sie die Bevölkerung von Belgorod und Kursk auf, die beiden Städte „sofort zu verlassen“. Sie seien gezwungen, „die militärischen Stützpunkte in den Städten Belgorod und Kursk anzugreifen.“

    Unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium hat das Onlineportal rg.ru die Angriffe der letzten Tage aufgelistet. Am 12. März seien Kämpfer in das Grenzgebiet bei Tetkino eingedrungen, innerhalb von 25 Minuten sei der Angriff abgewehrt worden.

    Ukraine-Krieg: Politischer Hintergrund mancher Kämpfer ist Problem für Kiew

    Am 14. März wurde angeblich ein ukrainischer Hubschrauber zerstört, der im Gebiet Kozinka in der Region Belgorod landete. Insgesamt hätten die pro-ukrainischen Kämpfer Verluste von mehr als eineinhalbtausend Soldaten, 18 Panzer und 23 gepanzerte Fahrzeuge seien zerstört worden.

    Doch wer sind diese Milizen? Von ukrainischer Seite wird immer wieder betont, die Kämpfer agierten auf eigene Faust. „Die Legion ‚Freiheit Russlands‘, das ‚Russische Freiwilligenkorps‘ und das ‚Sibirische Bataillon‘ sind in die Gebiete Kursk und Belgorod im Rahmen einer gemeinsamen Operation vorgedrungen“, schrieb etwa der in der Ukraine lebende Ex-Abgeordnete des russischen Parlaments, Ilja Ponomarjow, im Online-Dienst Telegram.

    Vor allem der politische Hintergrund mancher dieser Kämpfer ist der ukrainischen Seite sichtlich unbequem. Denn unter den Milizionären sind russische Deserteure, aber eben auch ultrarechte Nationalisten. Der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Andrij Jussow, betonte gegenüber Kiewer Medien, dass die Einheiten ausschließlich aus russischen Staatsbürgern bestünden. „Auf dem Gebiet der Russischen Föderation handeln sie absolut autonom, selbstständig und setzen ihr gesellschaftlich-politisches Programm um“, sagte der Geheimdienstvertreter dem Internetportal „Ukrajinska Prawda“.

    Bei den Kämpfern der jüngsten Angriffe im Ukraine-Krieg soll es sich um eine neue Formation gehandelt haben, schreibt die Zeitung „Kyiv Independent“. Das neue „Sibirische Bataillon“ habe zusammen mit der bereits früher gebildeten Legion „Freiheit Russlands“ an den Angriffen teilgenommen.

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    Ukraine-Krieg: Ein Kämpfer hat früher in Deutschland gelebt

    Gleichfalls in der russischen Grenzregion kämpft das „Russische Freiwilligenkorps“. Im Unterschied zu den anderen Freiwilligen-Milizen soll diese Gruppierung nicht direkt den ukrainischen Streitkräften unterstellt sein. Anführer des Korps ist Denis Nikitin, bürgerlicher Name: Denis Kapustin. Dieser ist bei den Behörden in Deutschland, wo er früher gelebt hat, nur allzu bekannt.

    Auf eine Anfrage der Linken im Deutschen Bundestag vom August 2023 antwortete die Bundesregierung: „Nach Kenntnis der Bundesregierung ist Denis Kapustin als Rechtsextremist und Kampfsportler bekannt. Kapustin ist in der rechtsextremen Szene sowie der Hooligan- und Kampfsportszene international gut vernetzt.“ Im Schengen-Raum hat der Russe Kapustin seit 2019 Einreiseverbot.

    Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt