Köln. Reker war schwer verletzt worden. Während sie im Krankenhaus lag, wurde sie am Sonntag zur neuen Oberbürgermeisterin gewählt.
Die bei einer Messerattacke schwer verletzte neue Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker ist am Montag nach Informationen der Zeitung „Express“ aus dem „Narkose-Schlaf“ erwacht. Ihr Ehemann sei bei ihr auf der Intensivstation der Uniklinik, berichtete die Zeitung am Abend online ohne Quellenangaben. Die 58-Jährige war am Sonnabend in Köln von einem 44-Jährigen aus wohl fremdenfeindlichen Motiven mit einem Messer niedergestochen worden.
Ein Sprecher der Uniklinik Köln wollte den Bericht „weder bestätigen noch dementieren“ und verwies auf die früheren Angaben zum Gesundheitszustand Rekers. Ein Sprecher Rekers hatte am Wahlabend gesagt, die Ärzte wollten eine allmähliche Aufwachphase aus dem künstlichen Koma einleiten. Bis auf weiteres werde die Klinik keine Angaben zum Gesundheitszustand Rekers machen, sagte der Sprecher am Montagabend weiter.
Am Sonntag hatte die Klinik mitgeteilt, dass sich Rekers Gesundheitszustand seit einer Notoperation vom Sonnabend „in Anbetracht der Schwere der Verletzung (...) positiv entwickelt“. Die Politikerin müsse jedoch weiterhin in stationärer Behandlung im Krankenhaus bleiben. „Der Heilungsverlauf nimmt bei einer Verletzung dieser Art üblicherweise eine gewisse Zeit in Anspruch“, hieß es in der knappen Mitteilung.
"Gezielter Mordanschlag"
Der scheidende Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) betrachtet das Attentat auf seine Nachfolgerin Henriette Reker (parteilos) als „gezielten Mordanschlag“. Das Messerattentat vom vergangenen Sonnabend habe nicht nur Köln, sondern die ganze Republik erschüttert, sagte der SPD-Politiker am Montag in Köln. Reker war schwer verletzt worden. Während sie im Krankenhaus lag, wurde sie am Sonntag zur neuen Oberbürgermeisterin gewählt.
Roters sagte, es sei unfassbar, dass lokale Politiker einer solchen Gefahr ausgesetzt seien. „Nach dem Anschlag war ich total erschüttert und konnte minutenlang keinen klaren Gedanken fassen.“ Roters äußerte sich bei einer Pressekonferenz des Kölner Bündnisses gegen rechte Gewalt: „Dagegen müssen wir gemeinsam Flagge zeigen.“
Werner Spinner, der Präsident des 1. FC Köln, sagte, nach einer solchen Tat gehe es nicht nur darum, die körperlichen Folgen zu bewältigen, sondern auch die seelischen: „Ich hoffe sehr, dass sie das schnell überwindet.“ Zusammen mit Repräsentanten eines Aktionsbündnisses gegen Rassismus und rechte Gewalt riefen beide die Bevölkerung dazu auf, sich an einem Anti-Hogesa-Aktionstag am kommenden Sonntag zu beteiligen.
Vor genau einem Jahr hatten 5.000 rechte Hooligans in der Kölner Innenstadt randaliert. Für den 25. Oktober rufen die Organisatoren zu einer erneuten Aktion in Köln auf, auf die das Bündnis gegen rechts mit einer Gegendemonstration und einem multikulturellen Musik- und Kulturfest reagieren will. „Wir wollen gemeinsam gegen Hogesa vorgehen“, sagte Hannelore Bartscherer, die Vorsitzende des Katholikenausschusses Köln. Köln stehe für Toleranz, Offenheit und für „Menschen, die hier Zuflucht suchen und erhalten“.
Die Gegendemonstration am Sonntag startet um 12 Uhr vom Kölner Bahnhofsvorplatz aus. Gleichzeitig findet am Eigelstein und im Kunibertsviertel das Birlikte-Kulturfest statt, dass mit Wort- und Musikbeiträgen zum Mitmachen einlädt. Auf Open-Air-Bühnen sind Vorstellungen zahlreicher Musik- und Kulturgruppen zu sehen. Auch das Schauspiel Köln und der Kabarettist Wilfried Schmickler treten auf.