KölN .
Am Tag nach dem Attentat von Köln gibt es keine Zweifel mehr: Frank S., der die Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker am Sonnabendmorgen niedergestochen und lebensgefährlich verletzt hatte, hat einen rechtsradikalen Hintergrund. Gutachter halten den Attentäter für voll schuldfähig, am Sonntag wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen. Ihm werden versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung in vier Fällen vorgeworfen.
Als junger Mann soll der arbeitslose Maler und Lackierer Mitglied der heute verbotenen, rechtsextremistischen Freiheitlich Deutschen Arbeiterpartei (FAP) gewesen sein. Für seine Tat am Sonnabend gab der 44-Jährige fremdenfeindliche Motive an – Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker habe er gezielt angegriffen: Als Sozialdezernentin ist sie für die Flüchtlingspolitik in Köln zuständig. „Ich tue es für eure Kinder“, hatte Frank S. laut Zeugen gerufen, ehe er Reker in den Hals stach.
Bei seiner Vernehmung erklärte S. Berichten zufolge, er sei vor 20 Jahren in der rechten Szene aktiv gewesen, seither aber nicht mehr. In den Polizeiakten tauchte S. nach ersten Erkenntnissen bislang nicht auf. Zuletzt fiel er „Spiegel online“ zufolge mit ausländerfeindlichen Kommentaren im Internet auf. Auch bei der Vernehmung soll er rechte Parolen verbreitet haben.
Die rheinische Antifa-Szene beobachtet Frank S. nach eigenen Angaben schon lange: Der Attentäter von Köln sei ein „bekannter Nazi“ heißt es auf der Internetseite Linksunten.indymedia.org. In den 90er-Jahren sei Frank S., der damals noch in Bonn-Beuel wohnte, in der FAP organisiert gewesen. 1995 wurde die Organisation verboten. Der heute 44-Jährige sei bundesweit bei Naziaufmärschen zu sehen gewesen. Ein Foto aus einer Antifa-Zeitung von 1994 soll den Täter, der inzwischen im Kölner Stadtteil Nippes lebt, bei einem Naziaufmarsch zum Gedenken an Rudolf Heß zeigen.
Verbindungen zu militanten Neonazis in Westdeutschland
Die FAP, zu der auch der bekannte Dortmunder Neonazi Siegfried Borchardt („SS-Siggi“) gehörte, war 1973 von Martin Pape, einem ehemaligen Führer der Hitlerjugend, gegründet worden. Viele Neonazis schlossen sich der FAP an und wurden nach der Wende der größte Zusammenschluss von militanten Neonazis im wiedervereinigten Deutschland. Der Anschlag von Köln zeige, dass im Fall von Frank S. „sein rassistisches Weltbild gleich geblieben“ sei, hieß es am Sonntag bei der Antifa Bonn/Rhein-Sieg.