Der amtierende Präsident Barack Obama zählt zu den Frühwählern. Nebenbei hat er Konkurrent Mitt Romney mit einem Schimpfwort bedacht.
Washington. Schlechte Nachrichten für Barack Obama: Die Zustimmung der weißen Bevölkerungsmehrheit für den ersten schwarzen US-Präsidenten ist dramatisch gesunken. Einer Umfrage der „Washington Post“ und des TV-Senders ABC zufolge liegt Obama derzeit bei weißen Wählern um 21 Prozentpunkte hinter seinem Herausforderer Mitt Romney. 79 Prozent der Amerikaner sind Weiße.
59 Prozent der weißen Wähler, die vermutlich zur Wahl gehen, hätten sich für Romney ausgesprochen, lediglich 38 Prozent für Obama. Vor vier Jahren habe Obama bei Weißen lediglich um acht Prozentpunkte hinter seinem damaligen Gegner John McCain gelegen, schreibt die Zeitung. Dafür könne Obama aber bei nicht-weißen Amerikanern erheblich punkten: 79 Prozent wollten ihre Stimme für den Amtsinhaber abgeben.
Das extrem knappe Rennen lässt offenbar bei Obama die Nerven blank liegen: Er bedachte seinen Gegner mit einem Schimpfwort. Zumindest indirekt bezeichnete er Romney in einem Interview als „Dummschwätzer“ (Bullshitter). In einer Gesprächspassage mit der Musikzeitschrift „Rolling Stone“ ging es um Obamas große Popularität bei Kindern. Wörtlich meinte der Präsident: „Kinder haben einen guten Instinkt. Sie schauen auf den andern und sagen: Er ist ein Dummschwätzer.“
Der TV-Sender CNN sprach das Schimpfwort selbst nicht aus, auch bei einer schriftlichen Einblendung des Interview-Textes war das Wort nicht ausgeschrieben. Das Romney-Lager reagierte prompt: Obama habe nichts zu bieten als Attacken und Beleidigungen, zitierte der TV-Sender CNN einen Romney-Sprecher. Obamas Wahlkampfberater David Axelrod allerdings setzte nach und meinte, Obama ziele auf Romneys häufige Meinungsänderungen ab. Die Bemerkung hätte für Romney „keine echte Überraschung sein sollen“.
Zwölf Tage vor den Wahlen gab Obama am Donnerstag (Ortszeit) seine Stimme in seiner Heimatstadt Chicago ab – er ist der erste Präsident der US-Geschichte, der vor dem Wahltag an die Urne ging. „Ich kann Ihnen nicht sagen, für wen ich gestimmt habe“, meinte er sichtlich aufgeräumt.
Obama hatte seine Wahlkampftour eigens zur vorzeitigen Stimmabgabe unterbrochen. Auch der Mann aus dem Weißen Haus musste sich zunächst ausweisen. „Ich bin froh, dass ich meinen Führerschein erneuert habe“, sprach er in die laufenden TV-Kameras. Obama nutzte den Auftritt zur Werbung für eine frühe Stimmabgabe vor dem 6. November. Grund: Zu den Frühwählern zählen meist besonders viele Demokraten. Auch Obamas Ehefrau Michelle gab bereits unlängst ihr Votum ab, per Briefwahl aus dem Weißen Haus.
Unterdessen deutet sich im Streit um europäische Wahlbeobachter bei den US-Wahlen im Bundesstaat Texas nach Angaben des Außenministeriums in Washingtons eine Einigung an. Ministeriumssprecherin Victoria Nuland sagte, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) habe zugesagt, ihre Wahlbeobachter würden sich an die Gesetze und Verordnungen der USA halten – auch in Texas.
Zuvor hatte der texanische Generalstaatsanwalt Greg Abbott die OSZE gewarnt, ihre Beobachter dürften sich Wahllokalen nicht mehr als 30 Meter nähern – sonst würden sie sich strafbar machen. Er begründete dies damit, Nicht-Amerikaner „dürfen nicht in den Wahlprozess in Texas eingreifen“.
Über diese Drohung hatte sich die Organisation bei US-Außenministerin Hillary Clinton beschwert. Eine solche Einschränkung sei nicht zu akzeptieren. Nuland betonte, die OSZE schicke seit Jahrzehnten Beobachter zu US-Wahlen. „Diesmal ist es nicht anders als sonst.“ Die in Warschau ansässige OSZE-Unterorganisation ODIHR überwacht weltweit regelmäßig Wahlen der Mitgliedsstaaten – darunter die USA.