Romney-Anhänger drängt US-Präsidenten zu öffentlicher Karriere-Dokumentation - und stellt großzügige Spende in Aussicht.
New York/Washington/Honolulu. Donald Trump hat Barack Obama schon länger auf dem Kieker - doch das Spielchen, das der 66 Jahre alte Immobilienmogul im Endspurt des US-Wahlkampfes mit dem US-Präsidenten spielt, gleicht schon fast einem unmoralischem Angebot.
Via Facebook und Twitter forderte Trump Obama auf, seine Hochschul- und Reisepassdokumente offenzulegen - andernfalls bliebe der demokratische Gegner Mitt Romneys der US-Präsident mit der geringsten Transparenz aller Zeiten.
Weder George W. Bush noch Bill Clinton oder Kandidaten wie John McCain hätte die Herausgabe persönlicher Daten verweigert. „Daher habe ich einen Deal für den Präsidenten – einen Deal, den er meiner Meinung nach nicht ablehnen kann“, meinte Trump.
Versüßen will der schwerreiche Trump Obamas „Outing” tatsächlich mit einem ordentlichen Batzen Geld: Fünf Millionen Dollar (3,85 Millionen Euro) stellt der Romney-Anhänger in Aussicht, sollte der US-Präsident seinem Aufruf Folge leisten.
Die besonders großzügige Note daran: Obama dürfe selbst aussuchen, welchem karitativen Zweck das Geld zu Gute kommen soll, wie es in Trumps auf Facebook veröffentlichter Mitteilung heißt. Vorschläge liefert Trump sogleich mit. Der Scheck könne beispielsweise bei der Amerikanischen Krebs-Stiftung oder einer Stiftung für Kinder aus Obamas Heimatstast Chicago landen. Das Angebot stehe allerdings nur bis Ende des Monats.
Trump, der sich zeitweise selbst als Präsidentschaftsbewerber ins Gespräch gebracht hatte, im laufenden Präsidentschaftswahlkampf jetzt aber den Republikaner Mitt Romney unterstützt, sorgte bereits in der Vergangenheit mit seiner Kritik an Obama für Aufsehen. Im vergangenen Jahr zweifelte der Unternehmer öffentlich an, ob der amtierende Präsident – der Sohn eines Kenianers ist – wirklich in den USA geboren sei und damit Anspruch auf das höchste Staatsamt habe. Obam veröffentlichte daraufhin tatsächlich seine Geburtsurkunde, um zu beweisen, dass er im US-Staat Hawaii zur Welt kam.
Barack Obama von Heimatstaat Hawaii geprägt
Auf dessen Bewohner kann sich Obama bei den Wahlen im November derweil verlassen. Denn die Einwohner sind stolz auf ihren „Barry“. Der erste auf dem Inselstaat geborene US-Präsident kehrt regelmäßig in seine Heimat zurück.
Auf Hawaii schüttelt Barack Obama – als Wackelpuppe – nur den Kopf. In den Souvenirläden des pazifischen Inselparadieses gibt es den US-Präsidenten in allen Variationen als Plastikfigur fürs Armaturenbrett: Eis leckend, mit Golfschläger, Ukulele oder einem Surfbrett unter dem Arm. „In Hawaii hatte Obama vor vier Jahren die größte Wählermehrheit von allen US-Staaten“, erzählt Obama-Fan und Reiseführer Dennis Lynch stolz. Seit vier Jahren leitet er eine Bustour, vorbei an Obama-Sehenswürdigkeiten - wie seine alten Schule und Wohnung – zu dem geschichtsträchtigen Marinestützpunkt Pearl Harbor, den der Präsident mit seiner Familie schon häufig besucht hat.
Auch Obamas früher Lehrer an der Punahou Privatschule gerät ins Schwärmen. „Er kam immer mit einem Lächeln ins Klassenzimmer und er war ein guter Schüler“, erinnert sich Eric Kusunoki. „Aber in jeder freien Minute war er auf dem Basketballplatz zu finden“. Auf dem Campus in Honolulu drückte Obama mit einem Stipendium bis 1979 die Schulbank. „Seinen Namen 'Barack' habe ich beim ersten Mal falsch ausgesprochen, doch er lachte nur und sagte 'Nennen Sie mich einfach Barry'“, erzählt der Lehrer.
Als Sohn des schwarzen Austauschstudent Barack Hussein Obama Sr. aus Kenia und der 18-jährigen Amerikanerin Ann Dunham wurde „Barry“ am 4. August 1961 in der Insel-Hauptstadt Honolulu (Oahu) geboren. Von den ersten 18 Jahren brachte er dort 14 Jahre zu, davon viele in der Obhut seiner Großeltern. „Toot“, wie er seine Großmutter nannte, und ihr Ehemann Stanley zogen Obama groß, als dessen Mutter in Indonesien arbeitete. Von dem berühmten Waikiki-Strand mit seinen Luxushotels war ihr kleines Appartement in dem Arbeiterviertel Makiki allerdings Welten entfernt.
Obamas Halbschwester Maya lebt heute noch auf Hawaii. Jedes Jahr legt er mit Ehefrau Michelle und den Töchtern Sasha und Malia zu Weihnachten die 7800 Kilometer von Washington nach Honolulu zurück. „Kaum steigt er aus dem Flieger, redet er schon Slang, macht typisch hawaiianische Gesten und schwärmt vom Bodysurfen an seinen Lieblingsstränden“, meint der Autor Stu Glauberman. Der gebürtige New Yorker, der seit 35 Jahren auf Hawaii lebt, hat ein Buch über Obamas Kindheit und Jugend geschrieben. Der US-Präsident sei mit der „Aloha-Tradition“ aufgewachsen. In dem vielrassigen Staat mit den unterschiedlichsten Hautfarben sei jeder willkommen. Hier würde man lernen, fremde Sitten zu respektieren, sagt Glauberman.
Obama mit Waschbrettbauch in Bermudashorts oder beim Eis essen ist jedes Mal ein gefundenes Fressen für die Fotografen. In der Eisdiele „Island Snow“ in dem Badeort Kailua kennt man seine Lieblingssorten: Kirsche, Zitrone-Limone und Orange. Ein Foto der Belegschaft mit dem strahlenden Präsidenten in der Mitte hängt an der Wand. „Ziemlich chaotisch, aber total aufregend“, schwärmt die Eiscremeverkäuferin Brittnee Haili über die Besuche des prominenten Stammkunden.
„Man kann Barack nicht verstehen, bevor man nicht Hawaii versteht“, zitiert die hawaiianische Tourismusbehörde First Lady Michelle Obama. Und daraus ziehen die Werbeleute auf ihrer Internetseite den Schluss: Die vielen Jahre „in dieser idyllischen, multikulturellen Gegend“ hätten einen bedeutenden Einfluss darauf, wie Obama heute ist.
Das „Shaka“-Zeichen hat der Präsident bis heute nicht vergessen. Bei geschlossener Faust wird der Daumen abgespreizt und der kleine Finger gehoben. „Hallo, alles okay“, drückt die Surfer-Geste aus. Diesen Gruß benutze Obama häufig, versichert Stu Glauberman. „Aus hawaiianischer Sicht ist er immer noch cool“.