Landesweit waren wieder Hunderttausende auf den Straßen. Die Menge habe den Sturz Assads sowie die Freilassung der Festgenommenen gefordert.
Beirut. Bei den bislang größten Protesten seit Beginn des Aufstandes in Syrien haben Sicherheitskräfte nach Angaben von Aktivisten am Freitag mindestens 17 Regierungsgegner getötet. Andere Wuellen sprechen sogar von 28 Toten. Landesweit gingen Hunderttausende Menschen gegen das Regime von Staatschef Baschar Assad auf die Straße, darunter mehrere Tausend in der bislang weitgehend ruhig gebliebenen Hauptstadt Damaskus. «Die Hölle ist losgebrochen», sagte ein Aktivist in der Stadt Daraa angesichts des intensiven Beschusses durch die Soldaten.
In Damaskus kamen nach Angaben der örtlichen Koordinationskomitees neun Menschen ums Leben, als Soldaten das Feuer eröffneten, zwei weitere wurden im Vorort Duma getötet. Drei Todesopfer gab es in Idlib im Nordwesten des Landes, zwei in Daraa im Süden und einer in der Stadt Homs. Das staatliche Fernsehen berichtete, in Idlib hätten Sicherheitskräfte eine Zivilperson erschossen, in Homs sei ein Polizist getötet worden.
Die Menge habe den Sturz Assads sowie die Freilassung aller Festgenommenen gefordert, sagte der Aktivist Mustafa Osso. Die Proteste reichten dabei von der Hauptstadt und ihren Vororten bis in die Provinz Hasakeh im Norden, nach Daraa im Süden und bis nach Latakia an der Küste. Auch an den Brennpunkten Homs und Hama kamen Tausende Menschen zusammen.
In Hama kam es zu einer der größten Demonstrationen, an der sich nach Angaben eines Aktivisten viele Menschen aus nahegelegenen Dörfern beteiligten. Die viertgrößte Stadt des Landes ist eine Hochburg der Opposition. Weil Hama weiter von Soldaten belagert werde, fehlten Medikamente und Lebensmittel, sagte der Aktivist. Krankheiten breiteten sich aus, da in den vergangenen zwei Wochen kein Müll mehr entsorgt worden sei.
Die syrische Opposition hat ihre Freitagsproteste den Zehntausenden gewidmet, die seit dem Beginn des Aufstands Mitte März festgenommen wurden. Aktivisten zufolge werden noch immer 15.000 Menschen festgehalten. Bei der blutigen Niederschlagung des Aufstandes sind nach Angaben von Menschenrechtlern bislang etwa 1.600 Menschen getötet worden. Die Regierung hat die Zahlen zurückgewiesen und macht unter anderem eine ausländische Verschwörung für das Blutvergießen verantwortlich.
(dapd/abendblatt.de)