Der Europa-Politiker habe Texte anderer Autoren eingefügt, deren Anfang und Ende jedoch nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet.
Bonn. Die Universität Bonn entzieht dem FDP-Politiker Jorgo Chatzimarkakis wegen Plagiaten seinen Doktortitel. Bei der Prüfung seien in «zahlreichen Fällen aus anderen wissenschaftlichen Arbeiten entlehnte Passagen» gefunden worden, die nicht als wörtliche Übernahmen gekennzeichnet gewesen seien, teilte die Hochschule am Mittwoch nach einem Beschluss des Fakultätsrates mit. Mehr als die Hälfte des Textes der Dissertation stamme aus fremden Federn.
So habe der saarländische Europa-Abgeordnete Texte anderer Autoren in seine Doktorarbeit eingefügt, deren Anfang und Ende jedoch nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet. Lediglich am Ende der Passagen habe er in einer Fußnote die Belegstelle genannt. Dies verletze die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens.
"Eine solche Praxis vermittelt den Eindruck, dass hier Herr Chatzimarkakis spricht, während in Wirklichkeit Texte anderer Autoren reproduziert werden", sagte der Dekan der Philosophischen Fakultät, Günther Schulz.
Chatzimarkakis hatte die Vorwürfe vehement bestritten und sah sich in seiner Ehre gekränkt. Der 45-Jährige ist nach der Europa-Abgeordneten Silvana Koch-Mehrin bereits der zweite prominente FDP-Politiker, dem der Doktortitel entzogen wird. Er hatte kurz vor der Entscheidung der Bonner Uni angekündigt, bei einem Entzug des Doktortitels eine zweite Dissertation zu schreiben
Chatzimarkakis hatte seine Doktorarbeit unter dem Titel "Informationeller Globalismus. Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs" im Jahr 2000 vorgelegt. Die Philosophische Fakultät der Universität hatte die Arbeit damals anerkannt. Nach ersten Plagiatsvorwürfen hatte er sich Mitte Mai selbst an den Dekan der Fakultät gewandt und um eine Überprüfung gebeten.
(dapd/abendblatt.de)