Vor mehreren Jahren soll DSK die Autorin Tristane Banon belästigt haben. Strauss-Kahn war erst wegen der Hausmädchen-Affäre aus dem Arrest entlassen worden.
Paris. Dem ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) Dominique Strauss-Kahn droht nach Angaben des Anwalts einer französischen Schriftstellerin eine Klage wegen versuchter Vergewaltigung. Der Nachrichtenagentur AP sagte der Anwalt David Koubbi am Montag, die Autorin Tristane Banon werde am Dienstag in Paris Klage einreichen. Banon berichtete von einem Vorfall vor mehreren Jahren, bei dem Strauss-Kahn sie angegangen haben soll.
Der ehemalige IWF-Direktor wurde im Mai in New York wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung eines Zimmermädchens festgenommen. Er bestreitet die Vorwürfe. Nachdem Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers aufkamen, wurde er in der vergangenen Woche ohne Kaution aus dem Hausarrest entlassen.
In der Vergangenheit hatte Koubbi gesagt, es werde kein Prozess angestrebt, bis die Verhandlung in den USA beendet sei. Nun habe man sich dazu entschieden, die Sache voranzutreiben, statt abzuwarten, sagte er.
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Der Chef der französischen Sozialisten hat seine Partei in der Diskussion über eine Rückkehr des in den USA angeklagten Dominique Strauss-Kahn zur Ruhe ermahnt. „Wenn wir in dieser Affäre eines gelernt haben, dann dass wir den Mund halten sollten, solange wir nicht alle Fakten kennen“, sagte Harlem Desir, der vor wenigen Tagen Martine Aubry an der Parteispitze abgelöst hat. Aubry will für die Präsidentschaftskandidatur der Linken antreten. Bis zu seiner Festnahme am 14. Mai galt allerdings Strauss-Kahn als der aussichtsreichste Kandidat der Sozialisten. „Dominique Strauss-Kahn wird selbst entscheiden, ob er in das öffentliche Leben zurückkehren will, wenn dies möglich ist“, sagte Desir. „Niemand hat die Absicht, jemanden von einer Kandidatur abzuhalten.“
Viele Linke setzen darauf, dass der 62-Jährige im kommenden Jahr doch noch gegen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy antritt. Vor seiner Verhaftung lag er in allen Umfragen deutlich vor dem konservativen Staatschef. Seit der überraschenden Kehrtwende in Strauss-Kahns Prozess schießen Spekulationen und Verschwörungstheorien im Heimatland des ehemaligen IWF-Chefs ins Kraut. Am Sonntag wies die französische Hotel-Kette Accor Vermutungen eines sozialistischen Abgeordneten zurück, es gebe Verbindungen zwischen ihr als Betreiberin des von dem Politiker genutzten Luxushotels in New York und „gewissen französischen Interessen“.
Strauss-Kahn ist wegen Vergewaltigung eines Zimmermädchens in dem Hotel unter Verdacht und darf die USA weiterhin nicht verlassen. Wegen wachsender Zweifel an der Hauptbelastungszeugin hat ein US-Gericht den Politiker am Freitag überraschend aus dem Hausarrest entlassen
In Frankreich tobt die Debatte um Strauss-Kahn. Die konservative Zeitung „Le Figaro“ schrieb: „DSK ist ein Vollblutpolitiker, er gehört also einer besonderen Spezies an. Es ist nicht auszuschließen, dass er voller Kampfkraft aus Amerika zurückkommt. Dann müsste die Sozialistische Partei (PS) erneut ihre Planungen umwerfen. Das fängt bereits beim Terminkalender für die Vorwahl an. Sollte Dominique Strauss-Kahn zurückkehren, müssten sich die übrigen Kandidaten Martine Aubry, François Hollande und Ségolène Royal anpassen. Was sollen sie tun? Ihm die Tür vor der Nase zuwerfen? Undenkbar.“
Strauss-Kahn selbst genießt offenbar wieder Rückhalt. Knapp die Hälfte der Franzosen (49 Prozent) wünschten sich nach einer Umfrage Strauss-Kahn gern in die Pariser Machtzentren zurück, 45 Prozent sprachen sich dagegen aus. Die Zeitung „Le Parisien“ hatte die Umfrage in Auftrag gegeben. Bei den Anhängern der Linken hofften gar 60 Prozent, dass der ehemalige Favorit der Sozialisten für die Präsidentenwahl im kommenden Jahr wieder zurückkehrt. Strauss-Kahn selbst hält sich zu seinen Plänen bedeckt.
Die schwierige Übersetzung eines in einem westafrikanischen Dialekt geführten Telefongesprächs verzögerte wohl die Freilassung von Strauss-Kahn wohl um Wochen. Die Hinweise, die letztlich zur Entlassung des Ex-Währungsfondschefs aus dem strengen Hausarrest führten, lagen nach Angaben der „New York Times“ erst am vergangenen Mittwoch vor. Dann sei das Telefonat des angeblich angegriffenen Zimmermädchens mit einem kriminellen Freund übersetzt gewesen – mehr als sechs Wochen, nachdem es aufgezeichnet worden war.
Das Gespräch sei 28 Stunden nach dem angeblich erzwungenen Oralsex geführt worden. Die 32-Jährige habe einen Freund angerufen, der wegen Drogenschmuggels in Arizona in Haft sitzt. Beide hätten sich auf Fulani, „einem einzigartigen Dialekt“ aus ihrer Heimat im westafrikanischen Guinea, unterhalten. Dabei sollen sie darüber gesprochen haben, Geld aus der Begegnung zu schlagen. „Dabei sagte sie so etwas wie „Keine Angst, der Typ hat eine Menge Geld. Ich weiß, was ich tue„“, zitiert das Blatt den Ermittler.
Nach seiner Freilassung aus dem Hausarrest will sich Strauss-Kahn in der Öffentlichkeit bedeckt halten. „Er wird sich äußern, wenn jeglicher Verdacht beseitigt ist“, sagte sein französischer Anwalt Jean Veil dem Fernsehsender BFM TV.
Seinen ersten Abend in Freiheit feierte der Franzose mit einem angeblich 700 Dollar (480 Euro) teuren Essen. Nach Angaben der „New York Daily News“ speiste der Franzose mit seiner Frau und einem weiteren Ehepaar in einem italienischen Restaurant in der Upper East Side, in dem auch Madonna gerne isst. Nach Angaben des Blattes gab es zunächst Pasta mit schwarzen Trüffeln, dazu einen Pinot Grigio. Als Hauptgang wurde Wolfsbarsch serviert. (abendblatt.de/rtr/dpa)