Nur 29 Prozent der Befragten zieht eine positive Bilanz. SPD erfreut über Kritik des Bundespräsidenten an Kanzlerin Merkel.
Berlin/Hamburg. Bei den Usern von abendblatt.de kommt der seit einem Jahr amtierende Bundespräsident Christian Wulff nicht besonders gut an. Nach einer nicht repräsentativen, aber gut geklickten Online-Umfrage mit 876 Beteiligten (nur eine Abstimmung möglich) bewerten nur 29 Prozent die bisherige Arbeit von Wulff positiv. 71 Prozent sagen, Wulff ist bislang kein guter Bundespräsident. Auch bei Wulffs Vorgänger Horst Köhler, der vor einem Jahr überraschend zurücktrat, waren die Meinungen gemischt. Unter Beobachtern wurde Köhler kritisch beäugt, weil ihm in der zweiten Amtszeit offenbar Ideen gefehlt hätten. Andererseits galt Köhler bei den Deutschen als beliebt, weil ihm unterstellt wurde, er sei ein kritischer Bundespräsident, der der Tagespolitik auch mal die Leviten lese.
Wulff hat gerade die Antrittsbesuche in allen Bundesländern sowie viel beachtete Auslandsreisen hinter sich. Inhaltlich hat er vor allem die Debatte um Integration und Muslime in Deutschland vorangebracht. An diesem Freitag feiert der Bundespräsident das traditionelle Sommerfest erstmals mit Kindern.
Die SPD hat derweil die Warnung von Bundespräsident Wulff vor einer Entmachtung der Parlamente als „handfeste Kritik“ am Politikstil der Bundeskanzlerin bezeichnet. Der Präsident habe recht, sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe in den vergangenen Monaten wichtige Entscheidungen immer wieder bewusst am Bundestag vorbei organisiert. „Ich hoffe, die Kanzlerin versteht, was der Präsident gemeint hat“, sagte Oppermann. Das Parlament dürfe nicht erst am Ende von Entscheidungsprozessen eingebunden werden.
Lesen Sie hier das Wulff-Porträt von Abendblatt-Autorin Barbara Möller