Botschaft auf einer Terrorseite im Internet: Aiman al-Sawahiri soll als „Emir“ von al-Qaida den sogenannten „Heiligen Krieg“ fortsetzen.
Kairo. Sein Vater war Professor an der renommierten Universität Kairo, sein Opa Imam: Jetzt wird Aiman al-Sawahiri, 60, offenbar Nachfolger von Osama Bin Laden und neuer Chef des Terror-Netzwerkes al-Qaida. Das geht aus einer Botschaft hervor, die von einer einschlägigen Islamisten-Website im Internet veröffentlicht wurde. Darin heißt es, das „Generalkommando“ von al-Qaida habe nach ausführlichen Debatten beschlossen, dass al-Sawahiri der Nachfolger Bin Ladens werden solle. Er solle als „Emir“ der Organisation den „Heiligen Krieg“ fortsetzen. Bin Laden war von einem US-Spezialkommando in seinem Versteck in Pakistan getötet worden.
Mehr als fünf Wochen nach dem Tod Osama Bin Ladens hatte al-Sawahiri im Internet einen Nachruf auf den Al-Qaida-Chef veröffentlicht. Bin Laden habe die USA zu Lebzeiten in Schrecken versetzt und werde das auch im Tode tun, sagte er in einem Internet-Video. Er verurteilte die USA wegen der Seebestattung Bin Ladens und rief die Pakistaner zum Aufstand gegen die Spitzen von Militär und Politik auf.
Bin Laden war am 2. Mai bei einem US-Kommandounternehmen in seinem Versteck im pakistanischen Abbottabad erschossen worden. Al-Sawahiri wird im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet vermutet. In dem 28 Minuten langen Video ist er in weißem Gewand, mit Turban und Kalaschnikow zu sehen.
Das Terrornetz al-Qaida sucht den Schulterschluss mit den arabischen Revolutionären. Al-Sawahiri erklärte: „Unseren Brüdern in Ägypten, Libyen, Tunesien und Syrien sagen wir, dass wir den gleichen Kampf führen wie sie – gegen Amerika.“ Die libyschen Aufständischen warnte er davor, sich auf ein „Tauschgeschäft“ mit den Nato-Staaten einzulassen. Es sei falsch, sich auf die Luftangriffe der Nato zu verlassen. Die Libyer sollten sich selbst bewaffnen, forderte al-Sawahiri. Den potenziellen Selbstmordattentätern unter den Al-Qaida-Anhängern riet er, keine Anschläge auf Märkte, Moscheen und andere öffentliche Orte mehr zu verüben. Beobachter der Terrorszene vermuten, dass vor allem die Anschläge auf Zivilisten im Irak dem Ansehen der Al-Qaida in Islamistenkreisen in den vergangenen Jahren sehr geschadet hat. (abendblatt.de/dpa/dapd)