Der Verteidigungsminister a.D. hat sich gegenüber der Universität Bayreuth erklärt. Er habe schlicht die Übersicht verloren, gestand Guttenberg.
Berlin. Karl-Theodor zu Guttenberg wehrt sich weiter in der Plagiats-Affäre: Der frühere Verteidigungsminister beharrt nach einem "Spiegel“-Bericht darauf, dass seine Doktorarbeit keine absichtliche Fälschung sei. Das Hamburger Magazin berief sich auf eine an die Kommission der Universität Bayreuth gerichtete erste Stellungnahme des CSU-Politikers. Darin versichere Guttenberg, er habe viele Jahre an der Arbeit gesessen, verschiedene Datenträger benutzt, in kurzen Abschnitten gearbeitet und die Übersicht verloren.
Die Uni-Kommission könne dies aber allenfalls teilweise nachvollziehen. Einen zentralen Widerspruch sähen die Wissenschaftler offenbar bei jenen 40 bis 50 Seiten, auf denen Guttenberg mehrere von ihm selbst in Auftrag gegebene Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages referiere. Hier zitiere er über weite Strecken fast wörtlich, ohne es kenntlich zu machen. Da dies zeitlich gegen Ende der Arbeit geschehen sei, lasse es sich kaum mit Schusseligkeit erklären.
Guttenberg sei das „mögliche Ergebnis“ der Prüfung seiner Doktorarbeit inzwischen mitgeteilt worden, meldete das Magazin weiter. Er habe bis 26. April Zeit, dazu schriftlich Stellung zu nehmen. Anfang Mai soll der Bericht der Uni fertig sein. Guttenberg und seine Anwälte wollen eine Veröffentlichung des Prüfberichts zulassen.
In dieser Woche will erstmals ein Plagiatsopfer Guttenbergs Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft Hof wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht stellen. In einem Brief hatte sich der ehemalige Verteidigungsminister zuvor entschuldigt, dass er Teile eines Textes - der auf mehr als 50 Seiten seiner Promotion auftaucht – „wörtlich übernommen“ habe, „ohne in allen Fällen Ihre Autorenschaft in wissenschaftlich redlicher Weise zu kennzeichnen“.
Derweil hat Guttenberg am Freitag als letztes öffentliches Amt sein Mandat im Kulmbacher Kreistag niedergelegt. Seinem Antrag, ihn aus beruflichen Gründen von seinem Amt zu entbinden, sei einstimmig stattgegeben worden, berichtete ein Sprecher des Landratsamtes. Der CSU-Politiker habe erklärt, dass er wegen seiner beruflichen Umorientierung häufig im Ausland unterwegs sei.
Guttenberg war am 1. März, zwei Wochen nach Bekanntwerden der massiven Plagiatsvorwürfe in seiner Doktorarbeit, als Bundesverteidigungsminister zurückgetreten. Parallel dazu legte er sein Bundestagsmandat und wenig später auch den Vorsitz des CSU-Bezirksverbands Oberfranken nieder. Nach Angaben seines Kulmbacher Büros will er auch aus dem CSU-Landesvorstand ausscheiden. Seine berufliche Zukunft sei aber noch offen. "Er hat mehrere Angebote, sich aber noch nicht entschieden“, hieß es.
Dem Kulmbacher Kreistag gehörte der 39-Jährige seit dem Jahr 2002 an. Im selben Jahr wurde er auch erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt.
Unterdessen haben die Plagiats-Vorwürfe auch erstmals nachweislich am Image des CSU-Politikers gekratzt. Im Politiker-Ranking des ZDF-Politbarometers steht SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier wieder an der Spitze. Guttenberg, der ein Jahr lang die Rangliste angeführt hatte, fällt auf Platz vier zurück. Auf Platz zwei liegt Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) vor Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Bei der Sonntagsfrage rücken die Grünen näher an die SPD heran und erreichen mit 23 Prozent einen Rekordwert. (dapd/dpa)