Mohammed Ghannouchi, Chef der tunesischen Übergangsregierung, ist zurückgetreten. Er war Funktionär des alten Regimes.
Von Tunesien aus ist der Funke auf die arabische Welt übergesprungen. Der nordafrikanische Staat war das erste Land, im dem der Staatschef nach Massenprotesten abtreten musste. Präsident Zine el Abidine Ben Ali floh nach Saudi-Arabien. Nun muss auch der Chef der tunesischen Übergangsregierung, Mohammed Ghannouchi, gehen. Er werde das Amt des Ministerpräsident niederlegen, sagte Ghannouchi am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Tunis. Sein Rücktritt werde den Übergang in eine neue Ära erleichtern und hoffentlich weiteres Blutvergießen verhindern. „Mein Rücktritt erfolgt zum Wohle des Landes“, so Ghannouchi. Er bekräftigte die Zusage der neuen Regierung, spätestens am 15. Juli Neuwahlen abzuhalten.
Demonstranten fordern seit langem seinen Rücktritt. Ghannouchi hatte schon unter dem am 14. Januar gestürzten Staatschef Zine El Abidine Ben Ali als Regierungschef gedient. Dass nun ausgerechnet er Staatschef wurde, empörte viele Demonstranten. Sie wollen keine neue Regierung mit den Funktionären des alten Regimes. Seit Freitag hatten tausende Menschen gegen die Übergangsregierung demonstriert, Demonstranten lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei, mindestens drei Menschen wurden getötet.
Ghannouchi wollte sich erst nach den Wahlen im Juli aus der Politik zurückziehen. Er hatte erst vor kurzem gesagt, er hoffe, dass nun eine "Ära der Versöhnung" beginne. Die Übergangsregierung hat eine Generalamnestie für alle politischen Gefangenen erlassen. Damit kamen bis zu 2500 Menschen frei, die unter dem Vorwurf, islamistische Terroristen zu sein, verurteilt wurden.
Die Demonstranten fordern eine neue Verfassung und eine neue Republik.