Die Anwälte von Italiens Premier legen Zeugenaussagen vor. Silvio Berlusconi habe mit den betroffenen Damen nur stilvoll zu Abend gegessen.
Rom. Die Fälle um „Ruby“ und ihre Kolleginnen ziehen weite Kreise: Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi lässt sich jetzt im Parlament gegen Vorwürfe des Amtsmissbrauchs und des Umgangs mit Prostituierten verteidigen. Die Anwälte des politisch stark angeschlagenen Ministerpräsidenten legten der Abgeordnetenkammer in Rom Dokumente mit den Aussagen von Dutzenden Zeugen vor, berichteten italienische Medien. Danach habe es in seiner Villa Arcore bei Mailand statt wüster Partys nur feine Abendessen mit etwas Unterhaltung wie Kino oder Karaoke danach gegeben – aber keine sexuellen Begegnungen mit etlichen bezahlten Frauen, wie die Staatsanwaltschaft vermutet.
Berlusconi setzt offensichtlich darauf, dass das Parlament die Mailänder Staatsanwaltschaft stoppt, die im Fall der jungen „Ruby“ gegen ihn ermittelt. Der Sturm um die angebliche Beziehung mit der damals noch Minderjährigen werde vorbei gehen, doch müsse er für die schwierige weitere Regierungsarbeit die Mehrheit seiner Mitte-Rechts-Koalition noch erweitern. So soll er vor den Spitzen seiner Partei PdL (Volk der Freiheit) die Situation beschrieben haben. Er wolle Neuwahlen weiterhin vermeiden, heißt es. Für Berlusconis Regierung stand am Mittwoch noch eine neue Feuerprobe in der Abgeordnetenkammer an. Abgestimmt werden sollte ein Misstrauensantrag der linken Opposition gegen den umstrittenen Kulturminister Sandro Bondi.
Diesem wird Unfähigkeit vorgeworfen, unter anderem habe er nichts gegen den weiteren Zerfall der antiken Pompeji-Ruinen getan. Es wurde damit gerechnet, dass Bondi den Antrag zwar übersteht, danach aber doch von seinem Amt zurücktreten könnte.