Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den italienischen Regierungschef. Er soll sich widerrechtlich für eine minderjährige Prostituierte eingesetzt haben.
Mailand. Silvio Berlusconi und die Frauen - dem italienischen Ministerpräsidenten droht nun in einem weiteren Fall Ärger mit der Justiz. Die Mailänder Behörden ermitteln gegen den Regierungschef im Zusammenhang mit einer minderjährigen Nachtclub-Tänzerin, wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte. Es soll geklärt werden, ob sich Berlusconi widerrechtlich für die Freilassung der damals 17-Jährigen aus dem Polizeigewahrsam einsetzte. Die Tänzerin war wegen Diebstahlsvorwürfen festgenommen worden. Die Ermittler gehen auch dem Vorwurf der Prostitution Minderjähriger nach. Einzelheiten zu diesem Punkt nannten sie nicht.
Berlusconis Anwälte wiesen die Ermittlungen am Freitag zurück. Das Verfahren sei absurd und unbegründet und verletze die Privatsphäre des Ministerpräsidenten, erklärten die Verteidiger. Der Fall der als "Ruby" bekannten Tänzerin beherrschte im vergangenen Jahr die italienische Presse. Die junge Frau erklärte, als 17-Jährige nach dem Besuch einer Party im Anwesen Berlusconis 7000 Euro erhalten zu haben.
Seit seiner Rückkehr an die Regierungsspitze im Jahr 2008 war Berlusconi in mehrere Sexskandale verwickelt. Er hat bestätigt, Ruby zu kennen und bei der Polizei wegen des Falles angerufen zu haben. Er habe aber nur einem Menschen in Not geholfen und auf Polizisten keinen Druck ausgeübt. Das Verfahren gegen ihn wurde bereits am Dezember eingeleitet und Freitag bekannt.
Erst am Donnerstag hatte das italienische Verfassungsgericht entschieden, dass Berlusconi wegen Korruption und Betrug vor Gericht gestellt werden kann. Die Richter erklärten das Gesetz zum Schutz von Regierungsmitgliedern vor Strafverfolgung in wichtigen Punkten für verfassungswidrig. Über die Eröffnung eines Verfahrens müssen Strafrichter von Fall zu Fall entscheiden.
Trotz des Urteils schloss der 74-Jährige eine vorgezogene Wahl aus. „Die gestrige Entscheidung des Verfassungsgerichts hat absolut keinen Einfluss, die Regierung wird weitermachen. Das Letzte, was Italien jetzt braucht, sind Neuwahlen“, sagte Berlusconi dem Fernsehsender Canale 5. Das Verfassungsgericht war von Richtern aus Mailand angerufen worden. Dort gibt mehrere Verfahren im Zusammenhang mit Berlusconis Medienimperium Mediaset. (rtr)