Anba Damian alarmierte die Bundesregierung. Offenbar hatte das Bundeskriminalamt Hinweise. Die Krawalle in Ägypten gehen weiter.
Berlin/Alexandria/Kairo. Der Bischof der koptischen Christen in Deutschland, Anba Damian, hat die Bundesregierung kurz vor dem Anschlag auf eine koptische Kirche in Ägypten vor Attentaten in der Bundesrepublik gewarnt. Das Bundesinnenministerium bestätigte am Montag, dass an Silvester ein entsprechender Brief eingegangen sei.
Damian stützte sich dabei nach eigenen Angaben auf einen Hinweis des Bundeskriminalamtes. Wenige Stunden später riss ein Selbstmord- Attentäter bei einem Anschlag auf eine Kirche im ägyptischen Alexandria 21 Menschen mit in den Tod.
In Deutschland leben etwa 6000 koptische Christen, von denen viele aus Ägypten stammen. Größere Gemeinden gibt es in Frankfurt und München. Im Bayerischen Rundfunk berichtete Damian von einem Plan, der im Internet im Umlauf sei. Demzufolge könnten Kopten in der Nacht zum 7. Januar Zielscheibe für neue terroristische Aktivitäten sein. In dieser Nacht erreichen die Weihnachtsfeiern von orthodoxen Christen ihren Höhepunkt.
Die bei dem Anschlag in Alexandria betroffene koptische Kirche ist auf einer langen Liste des Terrornetzwerks al-Qaida von möglichen Anschlagszielen aufgeführt. Diese Liste mit rund 50 koptischen Gotteshäusern in Kairo und Alexandria sowie in Deutschland, Frankreich und Großbritannien wurde am 2. Dezember auf der mit al-Qaida eng verbundenen Internetseite Schumuch al-Islam veröffentlicht. Unter der Überschrift „Hör auf zu schlafen und steh auf“ wird darin „jeder Muslim, der sich um die Ehre seiner Schwestern sorgt“, zu „Sprengstoffanschlägen während Weihnachtsmessen“ aufgerufen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den Anschlag „aufs Schärfste“. „Mit Abscheu und Entsetzen habe ich die Nachricht von dem entsetzlichen Anschlag vernommen“, hieß es in einem Beileidstelegramm an Ägyptens Präsident Husni Mubarak. „Die Bundesregierung verurteilt diesen barbarischen Terroranschlag, bei dem Christen, aber auch Muslime ihr Leben verloren haben, aufs Schärfste.“ Zugleich äußerte sich Merkel überzeugt, dass Mubarak alles in seiner Macht Stehende tun werde, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.
In Ägypten dauern die Unruhen nach dem Attentat an. Wie der britische Sender BBC berichtete, demonstrierten am Sonntag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo und in Alexandria zahlreiche Menschen für mehr Schutz der christlichen Minderheit. Laut BBC bedrängten Demonstranten in Kairo das Fahrzeug eines Großimams. Vor der Kairoer Markus-Kathedrale seien Besucher ausgepfiffen worden. Demonstranten warfen Steine auf den Wagen eines Ministers, der dem koptischen Papst Schenuda III. sein Beileid bekunden wollte. Während der Demonstrationen kam es auch zu Zusammenstößen mit der Polizei.
Medienberichten zufolge zogen einige Demonstranten durch umliegende Straßen, beschädigten Autos und forderten Reformen in Ägypten. Auch vor den Regierungsgebäuden kam es zu Protesten. In Alexandria setzte die Polizei Tränengas ein, um die Demonstration aufzulösen. Unterdessen verschärften die ägyptischen Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben die Sicherheitsvorkehrungen für alle Kirchen im Land. Die Untersuchung des Selbstmordattentats dauert noch an. Laut Bericht bekannte sich bislang keine Gruppierung zu dem Anschlag. Radikale Islamisten werden hinter dem Attentat vermutet.
Die Kopten stellen mit fünf bis zehn Millionen Menschen etwa ein Zehntel der rund 83 Millionen ägyptischen Staatsbürger. Zudem gibt es kleine Gemeinschaften koptischer Katholiken, griechisch-orthodoxe, griechisch-katholische und protestantische arabische Christen.