Es gebe nur „blumige Statements“, wetterte Anba Damian. Die Weihnachtsfeier der koptischen Christen wird besonders geschützt.
Köln/Frankfurt/Main. Der Bischof der Koptischen Gemeinde Deutschlands, Anba Damian, hat die Reaktionen von Politikern auf den Terroranschlag in Ägypten als unzureichend kritisiert. Das Bundesinnenministerium verhalte sich sehr korrekt, sagte er in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Aber die Statements der Politiker seien „sehr blass, sehr oberflächlich und enttäuschend“. Ob er damit auch die Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel meinte, ließ er offen. „Die ganze Welt ist geschädigt von blumigen Statements und tröstenden Wörtern“, sagte Damian. Nach dem Anschlag in Alexandria sollten Taten folgen, so das Oberhaupt von rund 6000 koptischen Christen in Deutschland.
Die Kopten würden in Ägypten wie Bürger zweiter Klasse behandelt, erklärte der Bischof. Dort würden nach dem Freitagsgebet Menschenmengen voller Hass und Wut die Moscheen verlassen. Die Christen und der Papst würden von Moslems beschimpft, sagte Damian. Ziel der Terrordrohung in Deutschland sei, dass man die Kopten in Angst und Schrecken versetze. Die Drohungen hätten nach seiner Meinung schon einen „gewissen Glaubwürdigkeitsgehalt“; es gehe den Tätern nicht um Gebäude-, sondern um Personenschäden. Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, appellierte an die ägyptische Regierung, mehr für den Schutz der Christen im Land zu tun. In der Vergangenheit sei das Problem nicht ernst genug genommen worden, sagte Schneider der „Frankfurter Rundschau“.
Nach dem Anschlag auf eine Kirche in Alexandria, bei dem mindestens 21 Menschen getötet wurden, scheine die „politische Elite nun aufzuwachen“. Es sei ein Jammer zu sehen, „dass eine Region, in der das Christentum von Anbeginn an präsent war, nun entchristlicht wird“, beklagte Schneider.
„Wir müssen alles dafür tun, dass Christen auch dort in Frieden leben können.“ Die deutschen Islam-Verbände forderte der rheinische Präses auf, sich gegen die Verfolgung von Christen in der Türkei zu wenden. „Ich erwarte gerade von den DITIB-Gemeinden, die vom türkischen Staat finanziert werden, dass sie sich bei der eigenen Regierung für die Religionsfreiheit der Christen in der Türkei deutlicher einsetzen“, sagte der EKD-Ratschef. „Was sie hier in Deutschland genießen, muss auch für die Christen in der Türkei Wirklichkeit werden.“
Die älteste koptische Gemeinde in Deutschland, St. Markus in Frankfurt am Main, wird bei ihrem für Donnerstagabend geplanten Weihnachtsfest nach eigenen Angaben besonders bewacht. „Wir bekommen von der Polizei Objekt- und Personenschutz“, zitiert die „Frankfurter Rundschau“ Diakon Michele Riad. Gleiches gelte für die Trauerfeier, die die Gemeinde für Sonnabend plant, um der 21 in Ägypten getöteten Kopten zu gedenken. Die in Frankfurt-Rödelheim ansässige Gemeinde St. Markus ist mit knapp 1000 Mitgliedern auch eine der größten koptischen Gemeinden in Deutschland.
In Deutschland, Österreich und Frankreich wächst die Sorge vor islamistischen Attacken auf Kopten. Schon an Heiligabend informierte das Bundeskriminalamt die zuständigen Behörden über eine „allgemeine Anschlagsdrohung“ im Internet gegen die koptische Kirche unter anderem auch in Deutschland. Das österreichische Innenministerium sprach von einer „Todesliste“ mit insgesamt 150 Namen von Kopten aus verschiedenen Ländern, die bereits vor dem Anschlag auf einer Internetseite der Terrororganisation „Islamischer Staat Irak“ veröffentlicht worden sei. Die Organisation wird in Verbindung mit al-Qaida gebracht.