Nach dem Anschlag vor einer Kirche im ägyptischen Alexandria, haben weltweit Politiker und Geistliche ihre Betroffenheit geäußert.
Alexandria. Es herrscht weltweites Entsetzen und Bestürzung nach dem Anschlag auf eine Kirche im ägyptischen Alexandria mit 21 Todeopfern. US-Präsident Barack Obama, Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sowie die israelische und die palästinensische Führung verurteilten das in der Silvesternacht verübte Attentat. Aus Wut über die Tat lieferten sich junge koptische Christen gewalttätige Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften. „Die Täter dieses Angriffs zielten klar auf christliche Gläubige ab und haben keinen Respekt für menschliches Leben und menschliche Würde,“ erklärte Obama am Samstag im US-Bundesstaat Hawaii.
Der Anschlag vor einer Kirche in der Küstenstadt Alexandria war nach Behördenangaben wahrscheinlich von einem Selbstmordattentäter verübt worden. Zu der Tat, bei der 21 Menschen getötet und 79 weitere verletzt wurden, bekannte sich zunächst niemand. Vor zwei Monaten hatte ein irakischer Arm des Terrornetzwerks El Kaida den ägyptischen Kopten mit Gewalt gedroht. Ägyptens Staatschef Husni Mubarak sprach in einer Fernsehansprache von einer Verwicklung ausländischer Kräfte in die Tat und verurteilte den Anschlag als „unerträglichen kriminellen Akt, der auf die Nation – Kopten und Muslime – abzielt“. Bundesaußenminister Westerwelle erklärte, er verurteile „diesen Akt der Brutalität“. „Das zynische Vorgehen der Attentäter zeigt, wie notwendig es ist, entschlossen gegen Terrorismus und religiöse Intoleranz vorzugehen“, fügte er hinzu. EU-Außenministerin Catherine Ashton erklärte in Brüssel, es gebe „keinerlei Rechtfertigung für diesen Angriff“.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief Mubarak an, um ihm sein Mitgefühl auszudrücken. Er habe seine Überzeugung ausgedrückt, dass „alle freiheitsliebenden Nationen eine gemeinsame Front gegen den Terrorismus bilden“, teilte Netanjahus Büro mit. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprach von einem „unmenschlichen kriminellen Akt, der darauf abzielt, unser Bruderland Ägypten zu destabilisieren und Zwietracht zwischen Muslimen und Christen zu säen“. Ähnlich äußerte sich die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas in einer Erklärung. Auch das türkische und das iranische Außenministerium verurteilten den Anschlag.
Papst Benedikt XVI. rief die Regierungen weltweit auf, Christen mit „konkretem und dauerhaftem Engagement“ und nicht nur mit Worten vor Diskriminierung und religiöser Intoleranz zu schützen. Er appellierte bei der Neujahrsmesse im Petersdom in Rom an alle Menschen, angesichts der Gewalt nicht zu resignieren. An der Zeremonie zur Beisetzung der Anschlagsopfer im Kloster Marmina in King Mariut, einem Vorort von Alexandria, nahmen am Samstagabend mindestens 5000 Trauernde teil, wie ein AFP-Reporter berichtete. Mit wütenden „Nein, nein, nein“-Rufen unterbrach die Menge den Sekretär von Kopten-Patriarch Schenuda III., Bischof Juanes, als er das Beileid von Staatschef Mubarak übermitteln wollte.
Den ganzen Samstag über hatten sich junge koptische Christen und Sicherheitskräfte gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert. Hunderte wütende Demonstranten formierten sich in kleinen Gruppen und schleuderten Steine sowie Flaschen gegen die um den Anschlagsort postierten Sicherheitskräfte, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Die Sicherheitskräfte schossen mit Tränengas und Gummigeschossen. (afp)