Barack Obama hat Afghanistan einen Blitzbesuch abgestattet. Er blieb drei Stunden im Land, mit Präsident Karsai telefonierte er nur.
Bagram. Es war schon sein zweiter Blitzbesuch in Afghanistan diesem Jahr: Nachdem Barack Obama inmitten eines eskalierenden Streits zwischen den Regierungen in Kabul und Washington den bislang konkretesten Plan für einen Rückzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan vorgelegt und nachdem Wikileaks Dokumente enthüllt hat, in denen die afghanische Regierung als korrupt und Präsident Karsai als mental instabil bezeichnet wird, ist der amerikanische Präsident überraschend selbst ins Land gereist. Tausende US-Soldaten jubelten ihm zu. Die USA stünden in einem „harten Kampf“, würden aber ihre Ziele erreichen, sagte Obama. Mit seinem Besuch wolle er vor allem den Soldaten danken.
"Wir brechen den Vorstoß der Taliban, das ist es, was ihr macht“, sagte Obama. „Ihr erreicht eure Ziele, ihr erfüllt eure Mission.“
Die Amerikaner wollen innerhalb der kommenden 18 bis 24 Monate ihre Kampftruppen aus ausgewählten afghanischen Regionen zurückziehen. Bis Ende 2014 sollen dann alle US-Kampftruppen vom Hindukusch abgezogen sein - allerdings gilt es als sehr wahrscheinlich, dass noch Tausende amerikanische Soldaten zu Ausbildungszwecken in Afghanistan verbleiben werden.
Wie die "New York Times" schrieb, dürften dann weitere amerikanische oder Nato-Einheiten "hinter dem Horizont" in Reserve gehalten werden, um eingreifen zu können, falls das Land einer gefährlichen Destabilisierung anheimfällt. Derzeit sind allein mehr als 100.000 US-Soldaten am Hindukusch.
Aus Sicherheitsgründen war Obamas zweiter Afghanistan-Besuch als US-Präsident vorab nicht öffentlich angekündigt worden. Wie schon im März landetet er im Schutz der Dunkelheit unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen im US-Stützpunkt Bagram. Dort blieb er nur drei Stunden. Ein Hubschrauberflug nach Kabul wurde wegen schlechtem Wetter abgesagt, statt eines persönlichen Treffens mit Karsai kam nur ein Telefonat der beiden Präsidenten zustande.
Obama traf in Bagram auch mit NATO-Befehlshaber David Petraeus und US-Botschafter Karl Eikenberry zusammen.