Der Umweltminister fordert zu Beginn der Konferenz die Teilnehmer auf, in Mexiko die Enttäuschung von Kopenhagen vergessen zu machen.

Cancún/Berlin. Kopenhagen war eine Enttäuschung, jetzt ruhen die Hoffnungen der Umweltminister auf Cancún. In der mexikanischen Stadt hat am Montag die zwölftägige Uno-Klimakonferenz begonnen, die rasche Lösungen im Kampf gegen die rasante Erderwärmung finden soll. Im Beisein von Mexikos Präsident Felipe Calderón wurde die Konferenz mit 194 Teilnehmerstaaten eröffnet.

Der Gipfel dauert bis zum 10. Dezember. Als höchstrangiger deutscher Vertreter reist Norbert Röttgen (CDU) in der zweiten Woche nach Cancún. Der Bundesumweltminister hat die 194 Teilnehmerstaaten dazu aufgerufen, sich in Cancún auf ein „ausbalanciertes Paket von Entscheidungen“ zu einigen. Nach dem enttäuschenden Ergebnis vor einem Jahr in Kopenhagen gelte es nun, dass „sich alle bewegen“, sagte Röttgen am Montag in Berlin.

„Ich bin überwiegend optimistisch“, betonte der Minister. Laut Berliner Regierungskreisen sind Teilerfolge möglich, wie beim Waldschutz oder Klimahilfen für Entwicklungsländer, nicht aber ein Nachfolgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll, das einen verbindlichen Klimaschutz regelt.

+++ Der Klimafonds +++

Als besonders dringend gilt es, den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid massiv zu reduzieren, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Dafür müssten auch die inzwischen von 140 Staaten mitgetragenen freiwilligen Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen festgeklopft werde, hieß es.

Die freiwilligen Vereinbarungen von Kopenhagen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen hätten sich im Nachhinein als besser herausgestellt, als er zunächst gedacht habe, sagte Röttgen. Nun gelte es, diese weiter festzuklopfen. Diese Vereinbarung allein werde aber nicht reichen, um die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen.

Ein Nachfolgeabkommen für das 2012 auslaufende verbindliche Kyoto-Protokoll erwartet Röttgen frühestens in einem Jahr beim nächsten Uno-Klimagipfel in Südafrika.

Dafür müssten aber China und die USA ins Boot geholt werden, die 40 Prozent der weltweiten Emissionen verursachen. China unternehme auf nationaler Ebene beachtliche Anstrengungen und erkenne die Wachstumschancen die im Umweltsektor liegen, sagte Röttgen.

Aber das Land sei weiter „relativ zurückhaltend, internationale Verpflichtungen einzugehen. Röttgen betonte, trotz der mühseligen Kompromisssuche habe man beim Kampf gegen den Klimawandel nur eine Chance, wenn alle Staaten mitmachen. „Wir sind eben eine Welt mit gemeinsamen Problemen.“

China dürfte zum besonders umworbenen Partner werden. Während die USA seit der Niederlage für die Demokraten von US-Präsident Barack Obama bei den Kongresswahlen als gelähmt gelten, wird von allen Seiten China dafür gelobt, dass es künftig auf ein grüneres Wachstum setzen will.

Das Land installierte 2009 mehr Windenergieanlagen als die EU oder die USA. „Die USA sind auf mehrere Jahre blockiert und deswegen muss man im Grunde jetzt auch ohne sie weiterverhandeln“, sagt der Klimapolitik-Leiter von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser.

+++ Uno-Umweltchef Steiner: Vertrauen zurückgewinnen +++

Greenpeace-Experte Kaiser betonte, China wisse, dass es auch aus Eigeninteressen Klimaschutz betreiben müsse. „Denn das Land ist gebeutelt von Überschwemmungen, fast jedes Jahr gibt es mittlerweile Dürren.“ Zwar baue China weiterhin neue Kohlekraftwerke, investiere aber auch viel in mehr Energieeinsparung. China müssen nun stärker bei einem globalen Vertrag mit eingebunden werden. „Es kann zunächst nicht die gleichen Verpflichtungen bekommen, wie die Industrieländer, aber es kann auch nicht bei einer Freiwilligkeit bleiben“, so Kaiser.

Der britische Klimaökonom Nicholas Stern warnte mit Blick auf den Klimagipfel vor Schwarzmalerei. Mittlerweile hätten sich mehr als 140 Länder der „Kopenhagen-Vereinbarung“ angeschlossen und Prognosen zur eigenen Reduzierung der Treibhausgasemissionen abgegeben, sagte der Autor des bekannten Klimawandel-Reports dem Energieportal „energlobe.de“. Der letztjährige Klimagipfel in Kopenhagen sei zwar eine Enttäuschung gewesen, aber in Cancún könnte es nun kleine, aber wichtige Fortschritte geben.

Der Professor an der London School of Economics betonte die Chancen, die in einem Umsteuern lägen. „Sehr genau schaut China auf das, was in Europa beim Klimaschutz geschieht, und da hat Deutschland als führendes Land in Europa eine tragende Rolle“, sagte Stern. Ein „green race“, ein grüner Wettlauf, habe begonnen, betonte Stern. „Je mehr Wettbewerb zwischen Europa, China und den USA existiert – desto besser ist das für den Klimaschutz.“

Bei einer parallel zum Start in Cancún stattfindenden Konferenz in Bonn wurde darauf hingewiesen, dass die Wetterextreme immer mehr Menschen gefährdeten. Seit 1990 seien in Europa 112 000 Todesfälle aufgrund von Naturkatastrophen und den Folgen des Klimawandels gemeldet worden, sagte dort am Montag Srdan Matic vom Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD), betonte: „Auch der Sommer 2010 zeigte sich als eine Jahreszeit der Extreme. Stürme, Überflutungen und Hitze bleiben häufig nicht ohne Folgen für die Gesundheit.“