Südkorea und die USA haben mit einem Seemanöver begonnen. Nordkoreas Militär hat seine “Feuerkraft“ an der Küste verstärkt.
Seoul. Der Konflikt zwischen Nordkorea und Südkorea nimmt an Schärfe zu. Nordkoreas Militär habe angesichts eines Seemanövers der US-Streitkräfte mit Südkorea weitere Raketen nahe der umstrittenen Seegrenze an der Westküste aufgestellt, berichtet die nationale südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Sonntag unter Berufung auf Regierungsbeamte in Seoul. Man stelle sich auf "weitere Provokationen“ des Nachbarlandes ein, hieß es. Nordkorea drohte über seine staatliche Medien erneut mit Militärschlägen, sollte die Grenze zu seinen Gewässern verletzt werden.
In Seoul führte unterdessen der chinesische Staatsrat Dai Bingguo Gespräche mit der südkoreanischen Regierung über mögliche Wege zur Entspannung der Lage. Südkoreas Präsident Lee Myung Bak habe die Führung in Peking aufgerufen, mit Blick auf die Beziehungen zwischen Süd- und Nordkorea eine "verantwortungsbewusste und faire“ Haltung einzunehmen, teilte ein Sprecher Lees mit. Damit könne China einen Beitrag zum Frieden leisten. Lee habe gewarnt, dass Südkorea eine "starke Antwort“ geben werde, falls das Land weiter von Nordkorea provoziert werde. Dai habe zugesichert, dass sich China um eine Entspannung der Lage auf der koreanischen Halbinsel bemühen wolle.
Wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, wird der Vorsitzende der Obersten Volksversammlung (Parlament) in Nordkorea, Choe Tae Bok, am Dienstag nach China reisen. Choe sei von Dai Bingguo zu einem fünftägigen Besuch eingeladen worden.
Fünf Tage nach dem Angriff Nordkoreas auf die Insel Yonpyong begannen am Sonntagmorgen die gemeinsamen Marine- und Luftwaffenübungen der USA und Südkorea im Gelben Meer. Das viertägige Manöver findet nach Angaben des südkoreanischen Militärs allerdings weiter südlich der Seegrenze vor der Küstenstadt Taean statt, die etwa 150 Kilometer von Seoul entfernt ist. Mit dem Großmanöver, an dem auch der Flugzeugträger "USS George Washington“ teilnimmt, wollen die beiden Bündnispartner militärische Stärke demonstrieren und ein Signal der Abschreckung an das kommunistische Nordkorea senden. Das Manöver, das schon seit langem geplant gewesen sei, sei verteidigungsorientiert, hieß es.
Nordkorea habe an der Westküste neben Boden-Schiffraketen mit Reichweiten von über 90 Kilometern auch Boden-Luftraketen vom Typ SA-2 mit einer Reichweite von bis zu 30 Kilometern an der Westküste startbereit gemacht, sagte laut Yonhap ein Regierungsbeamter in Seoul. Nordkoreas Militär habe seine "Feuerkraft“ an der Küste deutlich verstärkt.
"Wir werden einen brutalen militärischen Schlag bei jeder Provokation ausführen, die unsere Territorialgewässer verletzt“, hieß es am Sonntag in einem Bericht der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA. Nordkorea, das die gemeinsamen Truppenmanöver der USA und Südkoreas stets als Provokation kritisiert, hatte am Samstag wegen des neuen Manövers in Südkorea vor unkalkulierbaren Folgen gewarnt.