Das Seemanöver war lange geplant. Doch nach dem Granatenbeschuss auf eine südkoreanische Insel ist eine Eskalation des Konflikts kaum aufzuhalten.
Seoul/Washington. Warnungen gibt es genug – doch was nützen sie in der aufgeheizten Atmosphäre auf der koreanischen Halbinsel? Vor allem die USA zeigten sich empört über den Artillerieüberfall Nordkoreas auf die südkoreanische Insel Yonpyong. US-Präsident Barack Obama bekräftigte die Bündnis-Partnerschaft mit Seoul. In einem Telefonat mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak bekräftigte er die amerikanische Solidarität mit dem Verbündeten. Trotz der kriegerischen Rhetorik aus Seoul und Pjöngjang kündigte Washington indes eine „maßvolle und gemeinsame“ Antwort an, bei der China und die anderen Länder der Sechs-Parteien-Gespräche eingebunden sein sollen.
Bei dem Angriff waren zwei südkoreanische Soldaten ums Leben gekommen . Nach dem Artilleriebeschuss sind auf der Insel südkoreanischen Angaben zufolge die Leichen zweier südkoreanischer Zivilisten gefunden worden. Es handele sich um zwei Männer, hieß es am Mittwoch.
US-Außenamtssprecher Mark Toner sagte: „Nordkoreas Verhalten war sehr, sehr schlecht; provokativ und kriegerisch.“ An den Sechser-Gesprächen sind die USA, Nordkorea, China, Südkorea, Japan und Russland beteiligt. Das Nachbarland China äußerte sich „besorgt“ über den Granatenbeschuss, Japan verurteilte das Vorgehen. Russland rief beide Seiten zur Besonnenheit auf. Bei Gesprächen in Peking einigten sich China und die USA auf einen Neuanlauf bei den multilateralen Gesprächen mit Pjöngjang. „Beide Seiten glauben, dass alle Parteien gemeinsame Anstrengungen unternehmen sollten, um die Bedingungen für eine Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche zu schaffen“, teilte das chinesische Außenministerium nach Konsultationen mit dem US-Sondergesandten für Nordkorea, Stephen Bosworth, in Peking mit.
Das von den USA geführte Uno-Kommando (UNC) in Südkorea rief Nordkorea zu Gesprächen auf der Ebene von Generälen auf. UNC-Kommandeur Walter Sharp verurteilte Nordkoreas Vorgehen und rief das kommunistische Land auf, „diese unprovozierten Angriffe“ einzustellen und sich an das Waffenstillstandsabkommen zu halten. „Diese Aktionen bedrohen den Frieden und Stabilität in der gesamten Region.“
Derweil ist ein US-Flugzeugträger zu Militärübungen mit dem Bündnispartner Südkorea in See gestochen. Die atombetriebene „USS George Washington“ mit 75 Kampfflugzeugen und einer über 6000 Mann starken Besatzung habe ihren Marinestützpunkt südlich von Tokio verlassen, sagte ein US-Sprecher in Seoul. Geplant sei die Teilnahme an Übungen mit Südkorea von Sonntag bis kommenden Mittwoch. „Diese Übung ist defensiver Natur“, teilten die US-Streitkräfte in Korea mit. Sie sei bereits vor der „grundlosen Artillerieattacke“ vom Vortag geplant gewesen. „Sie beweist die Stärke der Allianz von Südkorea und den USA und unser Bekenntnis zu regionaler Stabilität durch Abschreckung“, heißt es in der Mitteilung weiter.