Wahlbeobachter kritisieren Bedingungen für die Abstimmung. Berichte der Medien klar auf Putin zugeschnitten. Kritik auch aus EU-Kreisen.

Moskau/Brüssel. Die Präsidentschaftswahlen am Sonntag wurden von Fälschungsvorwürfen begleitet. Internationale Wahlbeobachter hatten die Abstimmung als unfair und ungerecht verurteilt. Wahlsieger Wladimir Putin hat jetzt die Aufklärung aller angeblichen Manipulationen gefordert. „Ich hoffe, dass die Zentrale Wahlkommission angemessen reagieren wird“, sagte Putin heute nach Angaben der Agentur Itar-Tass. Der Regierungschef drohte mit personellen Konsequenzen, falls Fälschungen nachgewiesen würden. Der Wahlkampf sei allerdings nicht schmutzig gewesen, sagte Putin.

Der als kremlnah geltende Wahlleiter Wladimir Tschurow wies die Vorwürfe zurück. Der Wahlkampf sei offener, sauberer und transparenter gewesen als irgendwo auf der Welt. Putin bot seinen unterlegenen Gegenkandidaten bei einem Treffen eine konstruktive Zusammenarbeit an.

Die deutsche Bundesregierung sieht deutliche Fehler bei der Präsidentenwahl in Russland. Der Wahlablauf habe offensichtlich nicht den westeuropäischen Standards entsprochen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Das sei bedauerlich.

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Die EU teilt die Vorbehalte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) nach der Präsidentschaftswahl in Russland. Die OSZE hatte bei der Vorbereitung und der Durchführung der Wahl am Sonntag „ernsthafte Probleme“ festgestellt. „Wir teilen diese erste Bewertung“, sagte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton in Brüssel. Die EU rief Wahlsieger Wladimir Putin auf, die Vorwürfe aufzuklären. Zugleich betonte die Sprecherin, die EU arbeite gerne mit dem neuen Präsidenten bei der wirtschaftlichen und politischen Modernisierung Russlands zusammen. Das sei „unerlässlich“, und dabei müssten die Bürger und die Zivilgesellschaft einbezogen werden.

Ungeachtet von Manipulationsvorwürfen hatte die Wahlkommission am Morgen Putin offiziell zum Sieger der Präsidentenwahl erklärt. Der 59-Jährige habe 63,65 Prozent der Stimmen bei dem Urnengang erzielt. Die Opposition rief zu Protestkundgebungen gegen die Wahl auf. (dapd/dpa)