Verteidigungsminister Guttenberg will die in Afghanistan verletzten Soldaten nach Deutschland begleiten. Die Aschewolke macht ihm dabei Probleme.
Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will im Laufe des Tages mit den fünf in Afghanistan verletzten Soldaten nach Deutschland zurückfliegen. Die Verletzten sollten in den Bundeswehr-Krankenhäusern in Ulm und Koblenz versorgt werden, sagte Guttenbergs Sprecher Steffen Moritz am Freitag in Berlin.
Unklar ist nach Angaben des Ministeriums allerdings noch, auf welchem Flughafen die Verwundeten landen werden. Grund ist die Aschewolke, die europaweit den Flugverkehr stark behindert. Der üblicherweise bei solchen Transporten angeflogene Airport Köln/Wahn ist wegen der Aschewolke gesperrt.
Am Donnerstag waren vier Bundeswehrsoldaten bei einem Raketenbeschuss nahe der Stadt Baghlan getötet worden , fünf weitere wurden teils schwer verletzt. Guttenberg, der auf dem Rückflug von einem Truppenbesuch von dem Angriff erfuhr, kehrte daraufhin nach Masar-i-Scharif zurück. In der ARD sagte der Minister, im Lager herrsche große Betroffenheit, „aber man ist auch gefasst“. Nach Angaben aus Bundeswehrkreisen soll am Sonntag in Masar-i-Scharif eine Trauerfeier für die Getöteten stattfinden, an der Generalinspekteur Volker Wieker teilnehmen soll. Der Zustand der fünf verwundeten Soldaten ist den Angaben zufolge stabil. Vier der Soldaten hätten schwere Verletzungen erlitten.
Die vier getöteten deutschen Soldaten stammen allesamt aus Süddeutschland. Darunter sei auch ein hochrangiger Bundeswehrarzt, ein 33-jähriger Oberstabsarzt aus Ulm in Baden-Württemberg, teilte Bundeswehr mit. Zudem kamen ein 38-jähriger Major aus Weiden in der Oberpfalz (Bayern) sowie ein 32-jähriger Hauptfeldwebel und ein 24- jähriger Stabsunteroffizier aus Ingolstadt (Bayern) bei dem Angriff der radikal-islamischen Taliban auf eine Bundeswehr-Patrouille am Donnerstag ums Leben.
Es waren die schwersten Verluste der Bundeswehr durch Feindeinwirkung seit dem Anschlag auf einen Truppen-Bus in Kabul im Jahr 2003, als ebenfalls vier Soldaten umkamen. Bereits am Karfreitag waren drei deutsche Soldaten in heftigen Gefechten nahe Kundus getötet worden. In Deutschland lösten die Vorfälle eine neue Debatte über die Ausrüstung der Bundeswehr am Hindukusch aus.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte sich trotz der zweiten tödlichen Attacke auf die Bundeswehr innerhalb von zwei Wochen demonstrativ hinter den Afghanistan-Einsatz. „Ich weiß, dass viele Menschen Zweifel haben, ob der Einsatz richtig ist“, sagte Merkel während ihrer USA-Reise. „Doch ich will auch sagen, dass ich ganz bewusst hinter diesem Einsatz stehe, damit das Land stabilisiert wird und selbst für seine Verantwortung sorgen kann.“
Die innenpolitische Debatte nahm unterdessen an Schärfe zu. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, sagte im Deutschlandfunk, die Bundesregierung lade mit der Debatte über die Definition des Einsatzes zu Fehlinterpretationen ein. „Hier wird in unterschiedlicher Intensität von Krieg gesprochen, dann wird von neuer Ausstattung gesprochen, dann geht es um erweitere Handlungsspielräume der Soldaten“, sagte Arnold. „Dies alles zusammen führt uns zur Sorge, dass die Koalition möglicherweise eine veränderte Strategie will.“ Seiner Ansicht nach ist ein verändertes Bundestagsmandat für den Einsatz nicht nötig – wenn die Regierung Klarheit schafft. Er forderte ein klärendes Wort von Merkel.
Der SPD-Fraktionschef im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, wandte sich am Freitag im ARD-„Morgenmagazin“ gegen einen überstürzten Ausstieg aus dem Afghanistan-Einsatz: „Wir sind nicht kopflos hineingegangen, und wir dürfen jetzt nicht kopflos hinausgehen.“ Wie eine repräsentative Infratest-dimap-Umfrage für die ARD ergab, wünschen sich jedoch 70 Prozent der Bürger einen möglichst schnellen Abzug der Bundeswehr vom Hindukusch.