Kaliforniens Gouverneur Schwarzenegger schwärmt von der Kanzlerin: Merkel zeige Führungsstärke und betreibe exzellente Wirtschaftspolitik.
Los Angeles. Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat Bundeskanzlerin Angela Merkel als mächtigste Frau der Welt bezeichnet und ihre Wirtschaftspolitik als vorbildlich gelobt. „Die Art, wie sie Wirtschaftspolitik macht, ist ein sehr, sehr gutes Beispiel dafür, wie wir es machen können“, sagte Schwarzenegger am Mittwoch vor einem Treffen mit Merkel in Los Angeles.
Er hatte wegen Milliardenlöchern in seiner Staatskasse im vorigen Jahr den finanziellen Notstand ausgerufen. Merkel sagte, sie wolle ihren zweitägigen Aufenthalt in Kalifornien nutzen, um sich über die Wirtschaftskraft Kaliforniens und die Chancen der Informatik und Filmindustrie zu informieren. Unter den ersten zehn Wirtschaftspartnern Kaliforniens sei Deutschland das einzige nichtpazifische Land.
Schwarzenegger: Merkel zeigt Führungsstärke
Schwarzenegger sagte, Merkel zeige Führungsstärke in Deutschland und spreche international immer wieder die Einhaltung der Menschenrechte an. Kalifornien könne mit Deutschland in vielen Bereichen zusammenarbeiten – so in der Autoindustrie, der Landwirtschaft und beim Weinanbau. Beiden Ländern gehe es darum, Arbeitsplätze zu schaffen.
Schwarzenegger unterlief allerdings ein kleiner Fehler. Er verwies darauf, dass Merkel in Kalifornien studiert habe. Die in der DDR aufgewachsene Tochter eines evangelischen Pfarrers hatte jedoch nach dem Mauerfall gleich in der Bundesrepublik Karriere gemacht. Hingegen war ihr Mann, der Chemieprofessor Joachim Sauer, beruflich gleich nach der Wende für ein Jahr in San Diego.
Kanzlerin auf Exkursion in Hollywood
Nach dem Gespräch mit Schwarzenegger wollte Merkel sich die Filmstudios von Warner Bros ansehen und sich mit Schauspielern wie Bruce Willis, Nicole Kidman, Geena Davis sowie dem Filmproduzenten Bernd Eichinger und dem deutschen Model Heidi Klum und deren Mann, dem Sänger Seal, treffen. Auch Entertainer Thomas Gottschalk sollte dabei sein.
Bei ihrem Besuch in Los Angeles geht es nicht etwa um eine vermeintliche Verfilmung der Geschichte des „Mädchens aus dem Osten“, sondern um knallharte deutsche Interessenvertretung.
Denn längst ist das Filmgeschäft ein wichtiger transatlantischer Wirtschaftsfaktor geworden. Ob es um US-Filme wie die „Walküre“, „Inglorius Bastards“ oder Roman Polanskis „Ghostwriter“ geht – immer mehr Hollywood-Produktionen sind zumindest zum Teil in Deutschland entstanden und aus Deutschland mitfinanziert. Im Frühjahr starten mit dem Thriller „Unknown white male“ von Liam Neeson sowie Roland Emmerichs „Anonymus“ gleich zwei große internationale Koproduktionen mit Filmaufnahmen in Deutschland.
Merkel-Besuch als "Türöffner"
Als große Chance bezeichnete Merkel vor dem Gespräch mit Schwarzeneggerdenn denn auch die Filmwirtschaft. Und die angereisten Vertreter deutscher Produktionsfirmen betonen, wie wichtig ein „Türöffner-Besuch" auf dieser hohen politischen Ebene auch in Hollywood sei. „Es gibt noch Spielraum nach oben“, sagt etwa Christoph Fisser, Chef des Filmproduktionsstudios Babelsberg, zur transatlantischen Zusammenarbeit. Es gebe zur Zeit großes Interesse an einer Verlagerung eines Teils der Produktion aus dem teuren Kalifornien.
Und Deutschland habe viel zu bieten. „Zum einen ist Deutschland mittlerweile der Technik-Standort Nummer eins in der Filmindustrie“, betont etwa Achim Rohnke, Chef der Bavaria-Film-Gruppe, die mit Warner zusammen Filme produziert. Die Branche befinde sich im Umbruch ins digitales Zeitalter, und da seien deutsche Experten sehr gefragt. Städte wie Berlin oder München seien zudem bei US-Stars sehr beliebt.
Ein weiterer Grund, das vermerkt auch die Kanzlerin, ist die staatliche deutsche Filmförderung. Zwar hat die große Koalition die steuerliche Abschreibung für private Filmförderung-Fonds gestoppt. Aber dafür wurde 2007 der Deutsche Fimförderfonds (DFFF) gegründet, der bisher mehr als 178 Millionen Euro an Steuermitteln direkt als Zuschuss in die Filmproduktion gesteckt hat. „Daneben gibt es ein großes Netz ergänzender regionaler Filmfördermöglichkeiten“, ergänzt Rohnke.
Deutsche Filmindustrie im internationalen Wettbewerb
Das System ist immer das Gleiche: Geld gibt es gegen Produktionsanteile im jeweiligen Staat oder Bundesland. „Die Hebelwirkung ist dabei nach unseren Erkenntnissen Eins zu Sechs - das heißt für jeden Euro Förderung geben die Firmen rund sechs Euro aus“, meint Eberhard Junkersdorf, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Deutschen Filmförderanstalt (FFA).
Allerdings stehe Deutschland dabei im internationalen Wettbewerb. Staaten wie Kanada, Ungarn oder Tschechien fördern ihre Standort massiv, in Paris entsteht gerade ein neues Filmstudio“. Die Bundesregierung sollte deshalb ihre Förderung aufstocken und die Obergrenzen abschaffen. Denn die ganz großen Produktionen gehen bisher an uns vorbei“, meint Babelsberg-Chef Fisser. Ein Plus für Europa und Deutschland als zweitgrößten Kinomarkt sei zudem, dass man sich in Hollywood auf europäische Themen besinne, wird übereinstimmend betont.
Merkel spricht vor Studenten in San Francisco
An diesem Donnerstag reist Merkel nach San Francisco weiter und hält an der Elite-University Stanford eine Rede vor Studenten und Professoren.
San Francisco ist die letzte Station ihrer viertägigen USA-Reise. Vor Los Angeles war sie beim Atomsicherheitsgipfel in Washington und hatte dort auch bilateral mit US-Präsident Barack Obama gesprochen. Themen dabei waren der Militäreinsatz in Afghanistan, die Klimapolitik, mögliche Sanktionen gegen den Iran wegen dessen umstrittener Atompolitik und der Klimaschutz.
Das 45-minütige Gespräch, an dem auch US-Außenministerin Hillary Clinton und Obamas Sicherheitsberater James Jones teilnahmen, diente aber eher einem unverbindlichen Austausch. Vereinbarungen wurden nicht getroffen. Merkel machte auch keine Zusage, Häftlinge aus dem US-Gefangenenlager Guantánamo nach Deutschland zu holen. Eine Absage erteilte sie aber auch nicht.