Der Zensur-Streit zwischen China und Google geht in die nächste Runde: Peking hat dem Unternehmen nun unterstellt, für die USA zu spionieren.
Die chinesischen Staatsmedien haben den US-Internetriesen Google nach seinem Rückzug aus China scharf angegriffen und dem Unternehmen Spionage im Interesse der USA vorgeworfen. Für die Chinesen sei Google „nicht Gott“, hieß es in der „Volkszeitung“, dem Sprachrohr der herrschenden Kommunistischen Partei. In Bezug auf Werte sei auch Google nicht „unschuldig“. Schließlich sei die Zusammenarbeit des Unternehmens mit den US-Geheim- und Sicherheitsdiensten allgemein bekannt, hieß es in einem Kommentar in der Auslandsausgabe der Zeitung. Die englischsprachige „Global Times“ wertete Googles Rückzug vom chinesischen Markt als „großen strategischen Fehltritt“.
Google hatte am Montag nach monatelangem Streit über Hackerangriffe und Zensurbestimmungen in China die Selbstzensur seiner chinesischen Seiten für beendet erklärt. Die Besucher der chinesischen Suchmaschine google.cn werden künftig auf Google-Server in Hongkong umgeleitet. Zugriffe auf die Rechner dort vom Kernland aus werden jedoch von der chinesischen Regierung gefiltert. Benutzer in Peking berichteten auch am Mittwoch über einen nur eingeschränkten Suchdienst. Selbst einfache Suchanfragen wie „Hallo“ würden nicht immer funktionieren.
Unterstützung bekam Chinas Regierung aus der Wirtschaft. Die Firma des reichsten Manns Hongkongs, des Milliardärs Li Ka-shing, kündigte an, künftig auf ihren Websites auf die Suchfunktionen von Google zu verzichten. Ein chinesisches Unternehmen müsse sich an die chinesischen Vorschriften halten, erklärte der Internet- und Mobilfunk-Anbieter Tom. Der 81-jährige Li war im März mit einem geschätzten Vermögen von 21 Milliarden Dollar (15,7 Milliarden Euro) auf der „Forbes“-Liste der reichsten Menschen der Welt auf den 14. Platz.