Birgit Fischer, neue Chefin der Barmer GEK, hält die von Gesundheitsminister Philipp Rösler geplante Kopfpauschale für „unsolidarisch“.
Hamburg. Die Pläne von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) zur Einführung von Kopfpauschalen im Gesundheitswesen stoßen bei den gesetzlichen Kassen auf großes Unverständnis. Die designierte Vorstandsvorsitzende von Deutschlands größter Krankenkasse Barmer GEK, Birgit Fischer, sagte dem Hamburger Abendblatt (Sonnabendausgabe): „Natürlich sehe ich die Pläne des neuen Bundesgesundheitsministers kritisch, denn mit einer zunehmenden Privatisierung des Systems wird keine Kosteneinsparung und Qualitätsverbesserung erzielt. Im Gegenteil, letztlich wird der Großteil der Versicherten finanziell schlechter gestellt werden.“
Die Kommission zur Reform der gesetzlichen Krankenversicherung, die die Bundesregierung und Gesundheitsminister Rösler im kommenden Jahr ohne Beteiligung der Kassen einsetzen will, sieht Fischer ebenfalls kritisch: „Momentan streitet sich die Regierungskoalition wie die Kesselflicker. Deswegen glaube ich, dass Herr Rösler noch viele hohe Hürden vor sich hat." Ein Systemwechsel auf Kopfprämien würde allein zur Aufrechterhaltung des Status quo rund 35 Milliarden Euro an Steuersubventionen benötigen. Hierbei seien der medizinische Fortschritt und die allgemeinen Kostensteigerungen im Leistungsbereich noch gar nicht einberechnet.
Fischer glaubt zudem, dass das Kopfprämiensystem höchst unsolidarisch sei, weil rund 60 Prozent der Versicherten ihre Prämie gar nicht bezahlen können. "Sie müssten als Bittsteller um Staatsunterstützung betteln. Das hat unsere Gesellschaft nicht verdient", sagte Fischer.