20 Jahre nach dem Mauerfall gibt sich Margot Honecker, die letzte First Lady der DDR, in einem TV-Interview noch immer klassenkämpferisch.
Santiago de Chile/Hamburg. Es war still geworden um die Frau des letzten DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Doch jetzt hat ein Fernsehteam Margot Honecker in Santiago de Chile besucht und konnte ihr wenn zwar nur wenige, aber umso kämpferische Sätze entlocken. So glaubt sie 20 Jahre nach dem Mauerfall, dass der Sozialismus nach Deutschland zurückkehren könnte. „Der kommt wieder“, sagt sie vor laufender Kamera im ARD-Magazin „Panorama“ (Sendung: Donnerstag, 29. Oktober, 22.00 Uhr, Das Erste). Auf die Nachfrage: „Auch in Deutschland?“ antwortet sie: „Warum nicht in Deutschland?“
Bislang hatte sie Interviews mit Medien aus dem wiedervereinigten Deutschland immer abgelehnt. Eine Reporterin von „Panorama“ konnte der Frau des 1994 verstorbenen DDR-Regenten Erich Honecker in Santiago de Chile dennoch einige Fragen stellen, die sie allerdings nur zu einem kleinen Teil beantwortete. Noch immer gibt sich die rüstige Rentnerin klassenkämpferisch. „Ich habe genug von der Hetze gegen die Bürger der ehemaligen DDR“, beschwert sie sich gegenüber „Panorama“. Diese Aussagen passen zu der Linie weiterer Äußerungen gegenüber einem Vertrauten von Margot Honecker, Carlos Puccio, mit dem „Panorama“ gesprochen hat. Danach bezeichnet die frühere Volksbildungsministerin der DDR den Fall der Mauer nicht als „Wende“, sondern als „Verrat“.
Seit 1992 lebt die frühere First Lady des Arbeiter- und Bauernstaates in einem großbürgerlichen Villenvorort der Hauptstadt Chiles. Finanzielle Sorgen muss sich die heute 82-Jährige offenbar nicht machen. Sie bezieht als ehemalige DDR-Staatsbedienstete eine Rente aus Deutschland sowie die Witwenrente von Erich Honecker. Während die Konten ihres 1994 verstorbenen Mannes beschlagnahmt wurden, durfte Margot Honecker ihr Privatvermögen behalten: damals offiziell rund 77 000 Ostmark.