Nur neun Monate nach seiner Amtsübernahme erhält der US-Präsident den Friedensnobelpreis. Die Welt staunt - und Obama kann es kaum glauben.
Oslo. Nur neun Monate nach seinem Einzug ins Weiße Haus erhält US-Präsident Barack Obama den Friedensnobelpreis. Mit seiner überraschenden Entscheidung würdigte das Nobel-Komitee am Freitag in Oslo die „außerordentlichen Bemühungen“ des US-Präsidenten um die atomare Abrüstung und die internationale Zusammenarbeit. Weltweit stieß die Auszeichnung überwiegend auf Zustimmung, Obama selbst reagierte „überrascht“ und betont bescheiden.
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In der Begründung des Nobel-Komitees wurde insbesondere Obamas Einsatz für eine Stärkung der internationalen Diplomatie und seine „Vision einer atomwaffenfreien Welt“ hervorgehoben. Dem US-Präsidenten sei es gelungen, „ein neues Klima in der Weltpolitik“ zu schaffen, die Abrüstungsverhandlungen voranzubringen und den Menschen Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben.
Der Vorsitzende des Nobel-Komitees, der Norweger Thorbjoern Jagland, sagte in Oslo, die Verleihung an Obama sei nicht verfrüht. Der Friedensnobelpreis sei in der Vergangenheit schon mehrfach verliehen worden, um Persönlichkeiten bei ihren Bemühungen zu unterstützen. Als Beispiel nannte er Ex-Bundeskanzler Willy Brandt (SPD), der 1971 für seine Ostpolitik ausgezeichnet wurde.
Obama hatte im Januar als erster schwarzer Präsident der USA sein Amt angetreten und eine klare Abkehr von der Außenpolitik seines Vorgängers George W. Bush vollzogen. Bei einer Rede in Prag versprach der 48-Jährige im April, dass sich die USA fortan für eine Welt ohne Atomwaffen einsetzen würden. In Kairo rief er im Juni zu einem Neuanfang in den Beziehungen zwischen der muslimischen Welt und den USA auf. Mitte September verkündete er die Abkehr von den umstrittenen US-Plänen zum Aufbau eines Raketenschilds in Osteuropa.
Amerikanische Presse überschlägt sich mit Spott
Obama sagte, die Auszeichnung habe ihn überrascht und mit Demut erfüllt. „Um es ehrlich zu sagen: Ich habe es nicht verdient, in einer Reihe mit so vielen historischen Gestalten zu stehen, die mit diesem Preis geehrt wurden“, sagte er im Rosengarten des Weißen Hauses. Er betrachte den Preis nicht als Anerkennung eigener Leistungen, sondern als Bestätigung für die Führungsrolle der USA bei Problemen wie dem Klimawandel und dem Nahost-Konflikt. „Ich werde diesen Preis als Aufforderung zum Handeln annehmen“, sagte Obama, der den Preis nach Angaben des Weißen Hauses am 10. Dezember persönlich in Oslo entgegennehmen wird.
Zahlreiche Politiker begrüßten die Entscheidung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, es sei Obama „in kurzer Zeit gelungen, weltweit einen neuen Ton zu setzen und Gesprächsbereitschaft zu schaffen“. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gratulierte Obama „von ganzem Herzen“. Der US-Präsident verkörpere „einen neuen Geist des Dialogs“. Israels Präsident Schimon Peres bescheinigte Obama, „der ganzen Menschheit neue Hoffnung“ zu geben.
Weltweit positive Reaktionen
Der polnische Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger von 1983, Lech Walesa, bezeichnete die Entscheidung für Obama dagegen als „zu schnell“. Die nordirische Preisträgerin von 1976, Mairead Corrigan Maguire, sagte, Obama müsse erst noch beweisen, dass er im Nahen Osten ernsthaft etwas bewegen und den Krieg in Afghanistan beenden wolle. In den USA erklärte der Chef der oppositionellen Republikaner, Michael Steele, von den US-Bürgern würde Obama keine Auszeichnung etwa für die Schaffung von Arbeitsplätzen erhalten.