Hamburg. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende spricht im Podcast über den neuen HSV-Machtkampf und die Corona-Krise im deutschen Fußball.
Heribert Bruchhagen hat ein sportliches Mittel gefunden, wie er sich die Zeit während der Corona-Krise vertreibt: Statt auf den Golfplatz geht es für den 71-Jährigen jetzt regelmäßig zum Joggen. Aber auch das Fußballgeschäft verfolgt der ehemalige Vorstandschef des HSV (2016-2018) noch aufmerksam.
Bruchhagen glaubt, dass sich der Fußball vor allem wirtschaftlich verändern wird. "Die schwindelerregenden Summen, die sich zuletzt geradezu grotesk dargestellt haben, die werden einen Rückgang erfahren", sagte Bruchhagen am Donnerstag im Abendblatt-Podcast "HSV - wir reden weiter". Bruchhagen befürchtet aber auch, "dass nach einer gewissen Zeit dieses Treiben und Jagen wieder einsetzen wird."
Bruchhagen: Vereine müssen das Rad zurückdrehen
Der frühere Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga sieht die Vorstände der Proficlubs gefordert: "Die Vereine müssen jetzt Managementqualitäten zeigen. Sie müssen mit zurückentwickelnden Etats umgehen können. Die Vereine werden in einer Übergangsphase Geld benötigen, aber möglicherweise auch das Rad stark zurückdrehen müssen in Form von Spielergehältern, aber auch beim Personal um die Lizenzspielermannschaft herum."
Bruchhagen kritisiert Aufsichtsrat wegen Hoffmann
Auch den Vorstandsstreit beim HSV verfolgt Bruchhagen aus der Ferne in seinem Wohnort Harsewinkel bei Gütersloh: "Eine Vorstandskrise ist beim HSV ja nicht gerade etwas Neues", sagt Bruchhagen, der im März 2018 vom damaligen Aufsichtsrat um Bernd Hoffmann freigestellt wurde. Hoffmann wurde sein Nachfolger und steht nun zwei Jahre später selbst zur Debatte.
Am Mittwoch musste er wie die anderen HSV-Vorstände auch vor dem Aufsichtsrat vorsprechen. Dass dieser Vorgang öffentlich wurde, kritisiert Bruchhagen deutlich: "Gespräche zwischen Vorstand und Aufsichtsrat zu einem öffentlichen Programm zu machen, ist völlig ungewöhnlich. Das ist eine Schwächung der Position. Ein verantwortungsvoller Aufsichtsrat macht so etwas niemals öffentlich", sagt Bruchhagen und meint: "Ich wäre da schlichtweg nicht hingegangen."
Bruchhagen schmecken Kühnes HSV-Aussagen nicht
Auch die neuen Äußerungen von Investor Klaus-Michael Kühne in der "Zeit" empfindet Bruchhagen als vereinsschädlich. Kühne erhofft sich personelle Veränderungen und wünscht sich Präsident Marcell Jansen in den Vorstand.
"Diese Äußerung von Herrn Kühne halte ich nicht für glücklich", sagt Bruchhagen, der beim HSV seine eigenen Erfahrungen mit Kühne machte. "Ich musste auch oft mit den Einschätzungen von Herrn Kühne leben. Ich hatte selbst mit ihm keinen Kontakt. Die ganze Kommunikation innerhalb des HSV oblag dem Finanzvorstand Frank Wettstein."
Bruchhagens HSV-Hoffnung heißt Hecking
Bruchhagens Hoffnungsträger beim HSV ist Trainer Dieter Hecking, zu dem er einen engen Draht hält. "Dieter Hecking ist ein großartiger Trainer. Ich traue ihm zu, dass er sportlich die Wende schafft."
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