Berlin. Sarah Ferguson hielt sich nie an royale Etikette. Nach Schicksalsschlägen hat sie neuen Lebensmut gefunden – und einen überraschenden Traum.

Wovon träumt eine Frau, die schon so viel erlebt hat, wie „Fergie“? Sarah Ferguson, die einstige Ehefrau des britischen Skandalprinzen Andrew, hat den Krebs bekämpft, hat Bücher geschrieben, produzierte Jahrzehnte lang Schlagzeilen – und hat nun einen großen Wunsch: Sie möchte zu gern im Netflix-Kracher „Bridgerton“ mitspielen.

Nun, „Bridgerton“ ist ja keine Familiensendung wie einst die „Lindenstraße“, wo man irgendwie auch einen Royal am Küchentisch hineingesetzt bekommen hätte, ohne, dass die Dramaturgie ins Stolpern geraten wäre. „Bridgerton“ ist bekanntermaßen durchgestylte Unterhaltung der Extraklasse. Es geht um Liebe, aber auch viel um Erotik. Gegenüber US-Weekly gestand die 65-jährige Fergie, dass sie von Bridgerton geradezu besessen sei. Sogar mit der Produzentin habe sie sich schon in Verbindung gesetzt. Ihre Botschaft: Sie, Sarah Ferguson, sei bereit.

Fergie in Ungnade? Charles wollte sie und Andrew rausschmeißen

„Für Wirbel ist sie immer noch gut“, so Adelsexperte Jürgen Worlitz gegenüber dieser Redaktion. „Kürzlich machte die Meldung die Runde, dass König Charles seinen in Ungnade gefallenen Bruder Andrew aus finanziellen Aspekten aus der Royal Lodge mit 30 Zimmern werfen und zum Umzug in das kleinere Frogmore Cottage mit zehn Zimmern bewegen wollte.“ Das hätte dann auch Fergie betroffen.

Durch die räumliche Enge hätte diese Harmonie womöglich Kratzer bekommen. Worlitz: „Man stelle sich vor, dass die Töchter Beatrice (36) und Eugenie (34) mit Ehegatten und bald drei Kindern zu Besuch gekommen wären. Wie könnte das im kleinen Frogmore Cottage gehen, soll sie gemurrt haben. Inzwischen gab es Entwarnung. Angeblich soll Andrew eine Geldquelle aufgetan und damit die Kündigung abgewendet haben. Er und Fergie dürfen also weiter königlich residierten.“

Denn obwohl sie schon lange geschieden sind, lebt das Paar noch immer zusammen, was immer wieder zu öffentlichem Naserümpfen führt. Wie man überhaupt den Kopf über „Fergie“ schüttelt, wenn es um ihren Ehemann geht. Wird sie zum Beispiel nach dem schönsten Tag im Leben fragt, sagt die frühere Herzogin von York fröhlich, dass das natürlich ihr Hochzeitstag gewesen sei – „als ich den besten Mann der Welt geheiratet habe“.

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Sogar auf dem Höhepunkt des Epstein-Skandals flötete sie solche Sätze während einer italienischen Talkshow heraus. Zu „100 Prozent“ stehe sie zu Andrew und glaube an seine Unschuld. Ihr Hochzeitstag war übrigens der 23. Juli 1986, als 300 Millionen Zuschauer die spektakuläre Zeremonie verfolgten. Sarah in ihrem beeindruckenden Hochzeitskleid, Andrew in seiner Uniform vor dem Traualtar. Sie strahlten, wirkten glücklich und ausgelassen.

Prinz Andrew wird 40
Nach ihrer Trauung winkten und lächelten sie vom Balkon: Sarah Ferguson und ihr Ehemann Prinz Andrew. © picture-alliance / dpa | John Shelley

Schon da aber zählt der Boulevard Eigenschaften auf, die nicht zur Hof-Etikette passten: zu laut, zu lustig und zu pummelig sei diese Braut. Vor allem im Vergleich zu ihrer perfekten Schwägerin: Wie sollte sie an die Eleganz von Prinzessin Diana heranreichen. In ihrem Buch „What I Know Now“ von 2001 schreibt sie, dass sie extra zu einem schrillen Pendant wurde. „Ich habe mir eine Garderobe aus der Hölle zugelegt“, schrieb sie. „Ich ertrank in großen Hüten und Rüschen und Schleifen an den falschen Stellen.“

Untreue-Gerüchte, Schulden: Fergie sorgte oft für Gerede

Anfangs sah alles noch so aus, als würde das Strahlen halten, doch immer wieder hörte man, es lief nicht rund. 1992 gaben die beiden ihre Trennung bekannt. Grund für das Ehe-Aus waren „Fergies“ von der britischen Yellow Press öffentlich gemachten Eskapaden: Die Boulevard-Blätter druckten unter anderem Fotos, die zeigen, wie sich die Herzogin, nur mit einem Bikini-Höschen bekleidet, von einem fremden Mann die Zehen küssen ließ.

Fergie lebte auf großem Fuß. Doch wer finanzierte den jetzt? Geldausgeben sei die Droge ihrer Wahl gewesen, schreibt sie in ihrem Buch. Ein Schuldenberg war die Folge. Bei vielem, was sie tat, fehlte ihr das Geschick, ist über sie zu lesen. So wollte sie sich, ganz wie es in ihren Kreisen üblich ist, wohltätigen Zwecken verpflichten. In der Türkei machte sie 2008 Aufnahmen in einem Waisenhaus, um auf die prekären Zustände dort aufmerksam zu machen. Doch weil sie ungefragt Videos drehte, verletzte Ferguson die Persönlichkeitsrechte von fünf Kindern. Die Türkei erließ einen internationalen Haftbefehl. Ihr drohten 22 Jahre im Gefängnis. Weil die Briten die Auslieferung verweigerten, konnte man sich nach Jahren außergerichtlich einigen.

Laut royaler Beobachter habe „Fergie“ dann doch noch die Kurve gekriegt und bei Hofe an Akzeptanz gewonnen, was sich auch daran erkennen ließ, dass die verstorbene Queen ihr und Andrew ihre beiden letzten Corgis vermachte. Zuletzt war Sarah Ferguson auch wieder zum Weihnachtsfest in Sandringham eingeladen – nach 32 Jahren. „Sie könnte sich freuen, dass sie Frieden mit den Royals schließen konnte, dass ihr Schuldenberg restlos abgetragen ist, dass ihre beiden tollen Töchter ihr bereits zwei wundervolle Enkelkinder beschert haben und ein drittes im Anmarsch ist“, so Worlitz. „Wenn da nicht der Krebs wäre.“

Krebs bei Royals: „Fergie“ ging damit anders um als Charles und Kate

Brustkrebs im Frühstadium hieß die niederschmetternde Diagnose, die Fergie im Spätsommer vergangenen Jahres den Boden unter den Füßen wegriss. „Aber nur für wenige Momente, dann erwachte wieder ihre Kämpfernatur. Sie unterzog sich erfolgreich Operationen und Therapien. Doch kurz bevor sie sich als gesund erklären wollte, erwischte es sie wieder eiskalt: Ein krebsartiges Muttermal sorgte für neue Ängste“, so Worlitz.

Horse Racing - The Royal Ascot Meeting 2015 - Day Four - Ascot Racecourse
Trotz schwerer Vorwürfe hielt Sarah Ferguson immer zu ihrem Ehemann Prinz Andrew. © picture alliance / empics | Dominic Lipinski

Alles fand in einer Phase statt, in der König Charles und Prinzessin Kate ebenfalls bekanntgaben, an Krebs erkrankt zu sein. „Nur einen gravierenden Unterschied gab und gibt es: Charles und Kate behandeln ihre Erkrankungen diskret auf die feine Art, Fergie wählt wie einst die laute Tour“, so Worlitz. Eindringlich, ja geradezu beschwörend, appelliere sie an die Frauen, zur Krebs-Früherkennung zu gehen, zählt Worlitz ihre Aktionen auf, die mittlerweile in der Öffentlichkeit kritisch gesehen würden. Man merke Fergie allzu deutlich an, wie sehr sie es genießen würde, als starke und tapfere Frau gelobt und gefeiert zu werden.

„Fergie“ kämpfte lange mit ihrem Äußeren

Fergie war den Kampf mit ihrem Körper gewohnt. Ihre Hölle begann, als sie zwölf Jahre alt war. Damals zerbrach die Ehe ihrer Eltern. Essen sei zur Sucht geworden, wie sie in einem Interview mit dem britischen Magazin „Hello!“ erzählte. „Ich fing an, aus Bequemlichkeit zu essen und häufte die Pfunde an, und das setzte sich in meinem Erwachsenenleben fort.“ Mit zig Diäten versuchte sie, sich dem gängigen Ideal anzupassen und erntete Jojo-Effekt wie Frust. Immer wieder war die Rede davon, dass sie 20 Kilo abgespeckt habe. Und kurz darauf sah man sie dann wieder in alter Form. Sie erzählte in Interviews oft davon, wie schlimm es war, „nicht mehr in ihre Klamotten zu passen“.

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Sie ging den Pfunden mit Zuckerverzicht ans Leder, mixte sich Gesundes im Mixer, reiste in die Schweiz und stieg die Berge auf und ab. Doch die Boulevardpresse hatte nur Häme für sie übrig: Die „Daily Mail“ fragte, ob es „Fergie“ mit ihrer Diät nicht „zu weit getrieben“ habe. „Müde und mitgenommen“ habe sie ausgesehen.

Der Krebs aber hat ihren Kampf noch einmal neu herausgefordert. In der Fernsehsendung „Good Morning Britain“ sagte sie jüngst, dass sie ein „neues Normal“ erlebe. Ein Zustand, in dem die Unsicherheit vorherrsche. „Man kann nie sagen, dass man krebsfrei ist, aber man kann sagen: Mir geht es gut, und ich bin sehr glücklich.“ Sie sei aber heute zufriedener als früher. Ihr großes Problem sei gewesen, dass sie sich all die Jahre gefragt habe, ob sie gut genug sei und ob sie alles richtig mache: „Ich habe 64 Jahre gewartet. Habe ich erst riesige Narben gebraucht, damit ich aufwache und mich jetzt einfach mag?“ Da ist sie wieder, die gute, alte „Fergie“: die Frau, die sich nicht unterkriegen lässt.