Berlin. Das Wetter könnte Deutschland übel mitspielen: Am Wochenende wird Starkregen erwartet. Wir erklären, warum er so gefährlich ist.
Deutschland bereitet sich auf ein ungemütliches Wochenende vor: In Teilen der Republik werden schwere Unwetter mit Starkregen erwartet. Treffen die Vorhersagen der Meteorologen ein, könnten teilweise bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel fallen – mehr als im langjährigen Mittel im gesamten Juni. Doch wie genau entsteht Starkregen? Was macht ihn so gefährlich und was unterscheidet ihn von normalem Regen? Der Überblick.
Starkregen: Darum kann man schwer davor warnen
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) spricht man von Starkregen, wenn große Niederschlagsmengen in kurzer Zeit fallen. Häufig ist er in Zusammenhang mit Gewittern zu beobachten. Starkregen kann überall auftreten und zu schnell ansteigenden Wasserständen und Hochwasser führen. Häufig geht er auch mit Bodenerosionen einher. Durch den Klimawandel werden solche Wetterphänomene häufiger.
Konkret warnt der DWD in drei Stufen vor Unwettern mit Starkregen, wenn folgende Schwellenwerte überschritten werden:
- Regenmengen von 15 bis 25 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde oder 20 bis 35 Litern pro Quadratmeter in sechs Stunden (Markante Wetterwarnung)
- Regenmengen über 25 bis 40 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde oder über 35 bis 60 Litern pro Quadratmeter in sechs Stunden (Unwetterwarnung)
- Regenmengen über 40 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde oder über 60 Litern pro Quadratmeter in sechs Stunden (Warnung vor extremem Unwetter)
Die große Menge an Wasser in kurzer Zeit macht Starkregen so gefährlich. Innerhalb weniger Stunden können sich Bäche in reißende Flüsse verwandeln, Kanalisationen überflutet werden, Keller volllaufen. Laut einer Publikation des Bundesamtes für Katastrophenschutz sind kurzfristig Warnungen selten möglich – denn die Extremniederschläge kommen meist zu überraschend.
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Unwetter: Der klassische Gewitterregen
Häufig kommt es bei Gewittern zu Starkregen. Dabei steigt feucht-warme Luft auf und kühlt sich währenddessen ab. Dabei bildet sich zunächst Wasserdampf, der in Form von Wolken sichtbar wird. Während des Prozesses wird latente Wärme freigesetzt, die den Auftrieb verstärkt. Der Dampf steigt noch höher und schließlich bilden sich Wassertropfen, die als Regen auf die Erde fallen. Besonders gefährlich wird es, wenn sich die Wolken kaum oder gar nicht bewegen und somit stationär sehr viel Regen niedergeht.
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Regen: Diese Varianten sind eher harmlos
Die geringste Form Regens ist Nieselregen, auch Sprühregen genannt. Der bildet sich in Stratuswolken, also niederen Schichtwolken oder Hochnebel, der fast bis zur Erdoberfläche reichen kann. Wachsen die Tröpfchen der Wolke auf 0,5 Millimeter Durchmesser an, sind sie für den Schwebevorgang zu schwer und nieseln zur Erde.
Nieselregen kann Stunden oder auch Tage andauern. „Es handelt sich um die harmloseste Regenvariante mit weniger als einem Liter Niederschlag pro Quadratmeter und Stunde“, sagt DWD-Experte Andreas Friedrich.
Dem Landregen hat schon Joachim Ringelnatz ein Gedicht gewidmet. Er erfreut auch Landwirte und Erdbeerbauern. Dieser „echte“ Regen beginnt bei Tropfen ab 0,5 Millimeter. Im Gegensatz zu Nieselregen entsteht größertropfiger Niederschlag über die Eisphase in den Wolken, die durch eine wärmere Umgebung wieder zu Tropfen schmelzen.
Unter Landregen versteht man länger anhaltenden, gleichmäßigen Regen. Der Tropfendurchmesser beträgt ein bis drei Millimeter. Meteorologen sprechen eher von leichtem oder dem etwas stärkeren mäßigen Regen.
Auch Stauregen genannt. Er entsteht, wenn der Wind feuchte Luft vom Meer oder Flachland an Bergen oder anderen Erhebungen aufsteigen lassen muss. Je nach Intensität kann es zu sehr heftigen Regenfällen kommen. Tropische Regionen bekommen dies in der Monsun-Jahreszeit besonders zu spüren.
Er macht das gefürchtete „Blitzeis“. In der Meteorologie spricht man jedoch von Glatteis. Es entsteht durch spontanes Gefrieren von unterkühltem Regen oder Sprühregen am Erdboden, an Gegenständen oder Pflanzen.
Es tritt aber auch dann kurzzeitig auf, wenn die Tröpfchen nicht unterkühlt sind, aber auf unterkühlte Gegenstände oder unterkühlten Boden fallen. Halbgefrorene Regentropfen dagegen bilden nach dem Auftreffen auf unterkühltem Boden oft eine körnige Eisschicht.
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Künstlicher Regen: So wird er erzeugt
Auch Menschen wollen Regen erzeugen, indem sie Wolken „impfen“. Dabei werden mit Kleinflugzeugen Salze oder Chemikalien – vielfach Silberjodid – in die Wolken gesprüht, in denen der Wasserdampf einen Kondensationskern finden soll und Regentropfen bildet.
Landwirte versuchen etwa mit sogenannten Hagelfliegern ihre Ernten zu retten, indem sie die Wolken „abregnen“ lassen, bevor es zu Hagelschauern kommt. Die Methode ist umstritten. DWD-Experte Friedrich hält sie für nicht sonderlich effektiv: „Es ist so, als würde man mit einem Dartpfeil auf einen Elefanten zielen und hoffen, dass er schneller läuft.“