Lüneburg. Jugendliche greifen an zwei Tagen zwei Männer auf dem Weg zu einem Blind Date an. Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung.
- In Lüneburg sind zwei Männer, die übers Internet Dates vereinbart hatten, angegriffen worden
- Ein Opfer ist aktiv in der Jungen Union und vermutet Schwulenfeindlichkeit als Motiv
- Polizei ermittelt drei jugendliche Tatverdächtige
Zwei Männer sind in Lüneburg mutmaßlich Opfer eines Angriffs durch eine Gruppe Jugendlicher geworden. Noch untersucht die Polizei die näheren Umstände der Vorfälle, die sich im Stadtteil Kaltenmoor zugetragen haben. Lokalpolitiker verurteilten die Taten. Jetzt hat die Polizei drei junge Tatverdächtige ermittelt, sie sind erst 14 und 15 Jahre alt.
Schon wenige Stunden nach einem Angriff am Montagabend hatte sich die Junge Union Lüneburg zu Wort gemeldet und in teilweise drastischen Worten Konsequenzen gefordert. In einer Pressemitteilung des Kreisverbands ist die Rede von einem „abscheulichen Angriff“ und einer „Schandtat“.
Attacke auf Junge-Union-Mitglied: Opfer hatte sich per App zu einem Date verabredet
Das Opfer sei „von einer Gruppe junger Männer mit Migrationshintergrund massivst zusammengeschlagen und mit einem Messer angegriffen worden“. Jenes Opfer, der 24-jährige Simon Schmidt, ist Vorstandsmitglied und Schatzmeister der Jungen Union Lüneburg, die ihrem „treuen Freund“ zur Seite stehen will.
Die Polizei Lüneburg bestätigt den Vorfall, stellt ihn nach dem bisherigen Ermittlungsstand jedoch etwas anders dar. Gegen 18.15 Uhr habe es eine körperliche Auseinandersetzung im Stadtteil Kaltenmoor gegeben, sagt Polizeisprecher Michel Koenemann. Das spätere Opfer wollte offenbar zu einer Verabredung gehen, die es über eine Dating-App getroffen hatte.
Polizei sieht keinen politischen Hintergrund, Verband sieht innere Sicherheit gefährdet
Auf einem Schulhof sei der junge Mann dann von einer Gruppe Jugendlicher angegangen und im Gesicht verletzt worden, sagt der Sprecher. Der Mann sei ins Krankenhaus gebracht worden, schwere Verletzungen oder Stichverletzungen sei nicht festgestellt worden. Am folgenden Tag kam es laut Polizei zu einem ähnlichen Vorfall, diesmal wurde ein 37-Jähriger auf einem Spielplatz im selben Stadtteil angegriffen. Auch er hatte sich zuvor übers Internet für ein Date verabredet.
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Einen politischen Hintergrund für die Taten kann die Polizei bisher nicht erkennen. Die Junge Union dagegen zieht in ihrer Mitteilung eine direkte Verbindung zur Sicherheitslage „in Deutschland, Niedersachsen und in Lüneburg“. Der Vorfall gleiche ähnlichen Vorkommnissen der vergangenen Jahre, so der Vorwurf. Die innere Sicherheit sei stark gefährdet, „,auch durch mangelnde Integrationsbereitschaft von gewissen Menschen mit Migrationshintergrund, die vor brutaler Gewalt gegen deutsche Mitbürger nicht zurückschrecken“.
24-Jähriger spricht von „schwulenfeindlichem Angriff“ und einem „Hinterhalt“
Auf Nachfrage betont der stellvertretende Kreisvorsitzende Arwed Köster, dass die Junge Union niemanden unter Generalverdacht stellen und auch nicht populistisch sein wolle. Er räumt ein, dass der Angriff nicht auf die politische Organisation bezogen werden könne. An der Art der Mitteilung durch die Junge Union und Formulierungen, wie „Gewaltexzess“ halte man jedoch fest. „Dazu stehen wir.“
Das Opfer sprach gegenüber der „Bild“ von einem „schwulenfeindlichen Angriff“. Er habe sich auf der Dating-App mit einem Mann verabredet, der Treffpunkt sei jedoch ein „Hinterhalt“ gewesen. Die Angreifer hätten ihn wegen seiner Homosexualität beleidigt und attackiert. Die Polizei sucht Hinweise zu den Taten und warnt vor Verabredungen jeglicher Art mit Internetkontakten, die persönlich nicht bekannt sind.
Junge Union sieht Zusammenhang mit einer „Spirale der Gewalt“
Die Junge Union verbindet die Verurteilung der Tat gegen ihren Schatzmeister mit einem politischen Statement. Der Kreisverband werde die „Spirale der Gewalt“ nicht weiter tolerieren und sich für eine Stärkung der Polizei einsetzen. Auch der CDU-Kreisverband reagierte auf die Vorfälle.
„Wer Freiheit will, braucht Sicherheit. Gewalt aufgrund sexueller Orientierung ist ein Angriff auf unsere gemeinsamen Werte und muss konsequent verfolgt werden“, sagte Anna Bauseneick, die für den Wahlkreis Lüneburg-Stadt im Landtag sitzt. Der Schutz jedes einzelnen Menschen stehe an erster Stelle, sagte der Kreisvorsitzende Felix Petersen und betonte: „Gewalt hat in Deutschland keinen Platz – unabhängig von den Hintergründen der Täter oder Opfer.“
Attacken auf Männer in Lüneburg: Polizei ermittelt drei Tatverdächtige
Mittlerweile wurden drei Tatverdächtige ermittelt, zwei 15-Jährige und ein 14-Jähriger. Gegen sie läuft nach Angabe der Staatsanwaltschaft Lüneburg ein Verfahren wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen. Zwei der Jugendlichen seien bereits bei der Polizei bekannt.
Ermittler durchsuchten am vergangenen Freitag und Anfang dieser Woche die Wohnungen der Jugendlichen und stellten als mögliches Beweismaterial Handys und Tablets sicher. Derzeit würden diese elektronischen Kommunikationsmittel ausgewertet, sagt Annika Prenzlow, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Lüneburg. „Davon erhoffen wir uns weitere Erkenntnisse.“ Zu den Hintergründen der Tat und möglichen Motiven der Tatverdächtigen wird weiterhin ermittelt.