Dierstorf (Landkreis Harburg). Übernachten im Zirkuswagen, in mongolischen Jurten entspannen – das und mehr Überraschendes bietet der Arpshof in der Nordheide.
Nur 35 Kilometer entfernt vom Hamburger Stadtzentrum finden gestresste Städter in der Nordheide in Dierstorf, Am Schulberg 6, bei der Hofgemeinschaft Arpshof alles, was sie den hektischen Stadttrubel vergessen lässt.
Wer nur mal kurz frische Landluft schnuppern und nach Demeter-Richtlinien angebautes Gemüse und Obst oder in der hofeigenen Backstube im Holzofen selbst gebackene Brote oder Brötchen kaufen möchte, der ist im Hofladen an der richtigen Adresse.
Arpshof Wenzendorf: Gemeinsam wird die Erde urbar gemacht
Kinder können bei der Erkundung des Arpshofs mit eigenen Augen sehen, dass Kühe nicht lila sind wie in der Schokoladenwerbung. In direkten Kontakt mit ihnen sowie schnatternden Gänsen, wolligen Schäfchen, gutmütigen Grautieren und aufgeregten Hühnern kommen Kinder von fünf bis acht Jahren bei den von Mascha Bahner regelmäßig durchgeführten „Hofzeiten“. Gemeinsam wird auch die Erde urbar gemacht, sprich umgegraben, gesät, gepflanzt und geerntet und bei Musikpädagogin Mascha so manch fröhliches Lied angestimmt.
Je nach Jahreszeit werden die Kinder unter ihrer Anleitung aktiv, scheren Schafe, basteln mit Naturmaterialien. So können sie sich in Absprache mit der Landwirtschaft oder der Gärtnerei direkt ins Hofgeschehen einbringen. Der geringe Beitrag von 2,50 Euro pro Kind für zweieinhalb Stunden „Hofzeit“ pro Woche ist ermöglicht worden durch eine Kooperation mit dem regionalen Bildungsträger „Bauernhofkindergarten Wilkenshoff“, Ochtmannsbruch, über das niedersächsische Förderprogramm „Transparenz schaffen“.
Gekocht und gegessen wird in einer echten Jurte aus der Mongolei
Auch Ferienprogramme bietet der 2018 gegründete Verein Arpshof-Pädagogik an, dessen Ziel es gemäß Mitbegründer Sebastian Schuberth, Lehrer an der Rudolf-Steiner-Schule Harburg, ist, Kinder im Sinne der Handlungspädagogik zum Mitmachen durch Nachahmen zu motivieren. Hier in der Natur erleben sie sinnvolle Tätigkeiten, die sie selbst ausführen können und auf diese Weise Selbstwirksamkeit erfahren.
Jetzt im Spätherbst etwa ernten sie Lauch, hacken unter Aufsicht Holz, das benötigt wird, um ein Feuer zu entfachen, damit die Kinder eine leckere Lauchsuppe zubereiten können. Gekocht und gegessen wird in einer echten Jurte aus der Mongolei. Sie wurde über einen ehemaligen Schüler Sebastian Schuberths von mongolischen Jurtenbauern gefertigt und von einem Berliner Unternehmen finanziert.
Märchenabend für Erwachsene mit Sagenerzählerin Silke Busch
Wer sich einmal dort hineinsetzt, erliegt sofort ihrer Magie. Ob er nun einen am Feuer sitzenden Dschingis Khan vor sich sieht oder aber sich am Freitag, 13. Dezember, ab 19 Uhr beim winterlichen Märchenabend für Erwachsene von Märchen- und Sagenerzählerin Silke Busch ver- und bezaubern lässt.
Zauberhaft sind auch die von Uli Hochstadt im Sommer für eine Übernachtung auf dem Hof angebotenen und über airbnb zu buchenden Zirkuswagen. Seit 1988 arbeitet der Landwirt auf dem Arpshof, ist mittlerweile „geländegängiger Altenteiler“ und kümmert sich neben Vermietung der Zirkuswagen um die Streuobstwiesen sowie vor allem um Schafe, Gänse und Esel.
Ersten Zirkuswagen an der Nordsee entdeckt
Wie ist er auf die Idee mit den Zirkuswagen gekommen? „In jungen Jahren während meiner Wanderzeit durch die Republik hab ich einen Zirkuswagen an der Nordsee entdeckt und später einen anderen auf einer Waldlichtung bei Jena“, berichtet Uli von den Anfängen seiner Leidenschaft für die bunten Wägelchen. Ursprünglich wollte er den ersten, hundert Jahre alten Zirkuswagen mit einem befreundeten Koch zu einem kleinen Restaurant ausbauen, woraus dann aber nichts wurde.
Gemeinsam mit einem Freund hat Uli die 80 bis 90 Jahre alten Zirkuswagen restauriert. „Ich hab den Nerv der Zeit getroffen für kleine Fluchten der Städter“, freut sich der knorrige Landwirt, der mit seiner Frau Petra auf dem Arpshof im „Pippi-Langstrumpf-Haus“ wohnt. Seit er vor acht Jahren von einem Freund den Tipp bekam „Mach doch mal airbnb“, erhält er hauptsächlich Übernachtungsanfragen von Hamburgern, aber hin und wieder auch aus Frankreich, Dänemark, sogar aus China und Australien.
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Manch einer möchte die Atmosphäre auf einem Bauernhof schnuppern, wieder andere finden es urig, hier einen kurzen Zwischenstopp einzulegen, etwa auf einer Wanderung von Nord nach Süd. Großen Komfort bietet so ein Zirkuswagen natürlich nicht, aber Romantik pur ist im Sommer garantiert, wozu dann auch ein knisterndes Lagerfeuer vor dem Zirkuswagen beitragen kann.
Komfortabler und auf andere Art gemütlich sind die Einzel-, Doppel- und Mehrbettzimmer im wieder errichteten Haupthaus des Arphshofs. Dieses beherbergt auch die „Hofakademie“, ein großer Veranstaltungsraum, der sich bei Bedarf für Seminare und private Feiern buchen lässt.
Weitere Infos unter www.arpshof.de sowie www.hofakademie-arpshof.de und http://paedagogik.arpshof.de/