Ehestorf. Freilichtmuseum am Kiekeberg macht eine große Zeitreise möglich. Was es vor 120 Jahren auf dem Rummelplatz alles zu entdecken gab.

Diese Veranstaltung im goldenen Oktober hat Tradition – und begeistert immer wieder aufs Neue. Vier Tage Nostalgie, Karussell und Zauberei bietet der „Historische Jahrmarkt“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg über das lange Feiertagswochenende. Vom Tag der Deutschen Einheit bis einschließlich Sonntag, 6. Oktober, sorgen liebevoll restaurierte Karussells, Spielbuden, Darbietungen und Naschereien für gute Laune.

Historischer Jahrmarkt Kiekeberg: Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche

Das Freilichtmuseum liegt an der Stadtgrenze von Hamburg und öffnet von 10 bis 18 Uhr. Der Museumseintritt beträgt für Erwachsene 11 Euro, für Personen unter 18 Jahren ist er frei. Für die Fahrgeschäfte und einige Angebote fallen zusätzliche Kosten an. Aktuelle Informationen gibt es unter www.kiekeberg-museum.de.

Kiekeberg Historischer Jahrmarkt
Schwungvoll geht es auf der Schiffschaukel beim historischen Jahrmarkt zu. © HA | FLMK

Mit seinen Attraktionen ist der „Historische Jahrmarkt“ im Freilichtmuseum einer vergangenen Zeit nachempfunden: Das Riesenrad „Russische Luftschaukel“ von 1902, ein Karussell von 1927 und die Schiffschaukel aus den 1950er-Jahren laden Kinder zum Mitfahren ein. An Schieß- und Wurfbuden, beim Entenangeln und Dosenwerfen zeigen alle Generationen ihr Können. Wer etwas über seine Zukunft erfahren will, lässt sich die Karten legen. Am Sonnabend können Kinder außerdem auf Pony reiten.

Museum Kiekeberg: An allen vier Tagen gibt es kostenfreie Vorführungen:

Das „Dortmunder Puppentheater“ spielt um 11 Uhr, 13 Uhr, 14.30 Uhr und um 16.30 Uhr für das interessierte Publikum. Der „Flohzirkus Freddy“ ist um 11.30 Uhr, 13.30 Uhr und um 15.30 Uhr zu beobachten. Eine Bildprojektion „Laterna Magica“, wie sie früher auf Jahrmärkten der Unterhaltung diente, startet jeweils um 11 Uhr, 13.30 Uhr, 14.30 Uhr und 16 Uhr. Der „Eisen-Hans“ hebt um 12.30 Uhr, 14 und 16 Uhr allein durch Muskelkraft enorme Gewichte. Eine „Zaubershow“ beginnt täglich um 14 Uhr.

Diese historischen Fahrgeschäfte kommen in den Landkreis Harburg:

Die Schiffschaukel aus den 1950er-Jahren gehört zur Sammlung des Freilichtmuseums. Es hat aktuell die Beleuchtung erneuert und sechs große Bilder auf dem Rahmen der Schaukel angebracht. Schiffschaukeln tauchten ab 1890 auf Jahrmärkten auf. Meist nahmen zwei Personen Platz und wurden durch Muskelkraft bewegt. In den 1930er Jahren entwickelten sich weitere Modelle der Schaukel, etwa mit Überschlag und Gesellschaftsschaukeln für mehrere Personen.

Kiekeberg Historischer Jahrmarkt
Vater und Kind haben Spaß mit einer Kamel-Darstellung beim historischen Jahrmarkt. © HA | FLMK

Das mehr als 120 Jahre alte Riesenrad ist 13,5 Meter hoch. Es gehört Werner Feldmann und ist eines der ältesten transportablen Riesenräder, das heute noch auf Reisen ist. Als Vorläufer gilt die „Russische Schaukel“, von denen es einige in den Lustgärten des Adels schon Anfang des 17. Jahrhunderts gab. 200 Jahre später zogen Schausteller mit transportablen Modellen von Jahrmarkt zu Jahrmarkt.

„Carousellspiele“ dienten zunächst zum ritterlichen Reittraining

Das fast 100-jährige Karussell gehört Wolfgang Harndt. Die Fahrzeuge sind an den Heb-Armen eines Drehgestells befestigt. Karusselle gehörten zu den ersten Fahrgeschäften, die auf Jahrmärkten auftauchten. Ihren Ursprung haben sie in Reitübungen von Rittern. Sie ritten im Kreis und versuchten dabei, Ringe oder Puppen zu stechen. Aus den Kampfspielen entstand im 17. Jahrhundert ein Vergnügen für die höfische Gesellschaft. Diese „Carousellspiele“ wurden mechanisiert. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde das Vergnügen auch dem einfachen Volk zugänglich.

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Jahrmärkte haben sich aus Waren- und Krammärkten des Mittelalters zu reinen Vergnügungsmärkten entwickelt. Die Markttermine waren mit dem Kirchenjahr verknüpft, sie fanden oft im Herbst zum Erntefest statt. Ab dem 19. Jahrhundert unterhielt das „fahrende“ Volk sein Publikum mit Akrobatik, Theater und exotischen Tieren.

Historische Karussells: Der Pionier Hugo Haase stammt aus Winsen

Auch Fahr-, Geschicklichkeits- und Belustigungsgeschäfte nahmen zu und verdrängten nach und nach die Schaubuden. In Deutschland entstand eine blühende Karussellindustrie – bekannt wurde unter anderem der „Karussellkönig“ Hugo Haase aus Winsen (Luhe).