Marschacht. Seit über 20 Jahren betreiben Silvya und Tim Plambeck ein Ballongeschäft in der Nähe von Hamburg – mit Liebe, Luft und Leidenschaft.

• Der Hamburger Stadtteil St. Pauli gehört zu den beliebtesten Zielen für einen Junggesellenabschied
• Feierwütige Gruppen aus ganz Deutschland ziehen dann über die Reeperbahn, meist sind sie wegen ihrer Kostümierung schon von Weitem erkennbar
• Woran dabei die Wenigsten denken: Ein passender Luftballon kann auch beim Junggesellenabschied auf dem Kiez die Kirsche auf der Sahnetorte sein

Ein Lufthauch genügt, und der Hund kommt in Bewegung. Setzt seine Füße behutsam auf, schwankend wie ein betrunkener Seemann, doch Tierschützer können beruhigt sein: Es handelt sich nur um einen Folien-Ballon. Dass er trotzdem lebendig wirkt, hängt mit der Schwerkraft zusammen: Sein kleiner Hundekörper ist mit genau so viel Ballongas gefüllt, dass er zwar schwebt, aber stets Bodenhaftung behält. „Man muss schon etwas Besonders bieten, um sich gegen die Mitbewerber durchzusetzen“, sagt Tim Plambeck.

Junggesellenabschied Hamburg: Für jedes Geschlecht der passende Luftballon

Der einem Beagle ähnelnde Ballon kommt in Wallung, sobald sich die Tür von Plambecks Ladengeschäft in Marschacht öffnet. „Luftballonwelt“ heißt er und macht seinem Namen alle Ehre. Beim ersten Besuch bleiben viele Kunden oft erst einmal wie angewurzelt stehen – bis das Staunen einem Lächeln weicht.

Denn hier schweben Ballons in allen Größen, Formen, Farben und Zusammenstellungen: Ballongirlanden, Ballonsäulen, Ballonherzen, gefüllte Ballons, so weit das Auge reicht. Es gibt Ballons für jeden nur denkbaren Anlass, von der Wiege bis zur Bahre.

Luftballons sind schon lange kein Kinderspielzeug mehr

Tatsächlich ließen Angehörige heutzutage auch bei Beerdigungen Ballons mit letzten Grüßen und Segenswünschen für das Dasein im Jenseits in den Himmel steigen, erzählt Tim Plambeck. Für Abschiede vom Junggesellendasein hält er Ballons in Form von Geschlechtsteilen bereit. Für Frauen und Männer gleichermaßen, versteht sich.

„Luftballons sind schon lange kein Kinderspielzeug mehr. Sie machen Menschen jeden Alters Freude. Ganz besonders übrigens auch Senioren, die sich dadurch an ihre Jugend erinnert fühlen“, erklärt Tim Plambecks Frau Silvya. Die gelernte Bankkauffrau wurde einst während ihres Erziehungsurlaubs beim Besuch einer Messe auf das Thema Luftballons aufmerksam.

„Ein Freund uns riet, einen Internetshop einzurichten – wir wussten nicht einmal, was das ist“

„Fürs Dekorieren hatte ich mich schon immer interessiert. Als ich einen Stand mit kunstvoll arrangierten Ballons entdeckte, war ich sofort fasziniert und habe mich genauer informiert.“ Sie besuchte ein Seminar zur Ballon-Dekoration, durfte sich fortan zertifizierte Ballonkünstlerin nennen und beschloss im Jahr 2001, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Ihr Gatte, gelernter Groß- und Einzelhandelskaufmann, stimmte direkt zu.

Natürlich ist Marschacht nicht gerade der Nabel der Welt. Die Zahl der Kunden, die ihren Weg ans Elbufer fand, war anfangs überschaubar.

Deshalb begannen die Plambecks, ihre Luftballons per Post zu versenden. „Abends saßen wir auf der Couch und zählten auf Bestellung Herzballons ab. Bis ein Freund uns riet, doch einen Internetshop einzurichten. Wir wussten anfangs nicht einmal, was das ist. Aber dann waren wir einer der ersten Anbieter mit Homepage. Wir konnten uns sogar noch den schönsten Namen aussuchen“, erinnert sich Tim Plambeck.  

Kunden aus aller Welt ordern heute ihre Ballonwünsche bei den Plambecks

Längst ist der Internetshop die tragende Säule des Geschäfts. Die Homepage listet 5333 Produkte auf, darunter weit über 1000 verschiedene Ballonmotive. Geschäftliche und private Kundschaft aus aller Welt bestellt bei Plambeck, versandt wird die Ware aber nur innerhalb Europas.

Andere Kontinente zu beliefern, obwohl es auch dort Anbieter gibt, wäre nicht zu verantworten, finden die Plambecks. Mit Helium gefüllte Ballons werden sogar nur innerhalb Deutschlands verschickt. Schließlich sollen sie noch lange schweben, wenn sie beim Adressaten ankommen.

Latexballons aus Naturkautschuk, Schnüre aus Maisstärke: Ehepaar legt Wert auf Nachhaltigkeit

Dass mit Helium gefüllte Ballons etwa bei Hochzeiten massenhaft in den Himmel geschickt werden, heißen Plambecks nicht gut. Denn auch wenn ihre Latexballons aus Naturkautschuk bestehen und damit biologisch abbaubar sind, genau wie die Schnüre aus Maisstärke, verschandeln sie doch nach dem Absturz erst einmal die Landschaft. „Wir sagen den Leuten immer: Man muss die Ballons nicht steigen lassen. Am Boden hat man mehr davon.“

So umweltschonend wie möglich, heißt Plambecks Devise. Das von ihnen angebotene Ballongas ist ein Recycling-Produkt. Das in der Mischung enthaltene Helium wurde bereits in Kernspintomografen genutzt und dann mit Luft versetzt. Es ist ungiftig, geruchlos und nicht brennbar. „Auch wenn es Spass macht: Unterlassen Sie bitte das Einatmen des Heliums, da es den Sauerstoff im Rachenraum verdrängt und es zu einer Ohnmacht kommen könnte“, raten die Unternehmer ihren Kunden.

Deko-Service für jeden Anlass: Selbst ein Hamburger Swingerclub gehört zu den Kunden

Die Plambecks legen großen Wert auf Qualität und versierte Beratung. Das zahlt sich gerade beim dritten Standbein der Luftballonwelt aus, dem Dekorationsservice. Den leitet Silvya. Mit Fantasie, Geschmack und oftmals der Hilfe ihrer drei Angestellten schmückt sie Restaurants, Schützenhäuser, Ballsäle, Ladengeschäfte, Industriehallen, Firmenkantinen oder Privaträume ganz nach dem Geschmack der Auftraggeber mit Ballons und anderem dekorativen Zubehör.

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Ein großer Hamburger Swingerclub war auch darunter. „Da liefen alle nackt rum, während wir dekorierten. Das war schon etwas merkwürdig“, erzählt sie grinsend. Langweilig wird es den Plambecks jedenfalls nie. „Wir haben den schönsten Job der Welt, weil wir mit unseren bunten Ballons und Dekoartikeln so vielen Menschen eine Freude bereiten können.“