Perth/Buchholz. Überraschendes Eurovision-Comeback: Im Vorjahr stand der Auswanderer Daniel Estrin noch selbst auf der Bühne – und erkrankte dann schwer.
Mit seiner Band Voyager erreichte der in Buchholz (Landkreis Harburg) geborene und aufgewachsene Daniel Estrin 2023 das ESC-Finale, sprühte nur so vor Begeisterung für den großen Musikwettbewerb – und schaffte am Ende einen respektablen neunten Platz für sein neues Heimatland Australien.
Im September 2023 dann der Schock: Der Sänger und Anwalt gab eine Krebsdiagnose bekannt, die Tour 2023 wurde abgesagt. Kürzlich cancelte die Band auch alle Live-Konzerte für 2024 – damit der deutschstämmige Frontmann seine Chemotherapie ungestört fortsetzen könne.
ESC 2024: Daniel Estrin trotz Krebs und Chemotherapie live im TV
Einen Tag vor dem ESC-Finale am 11. Mai verkündete der australische TV-Sender SBS überraschend: Estrin kehrt ein Jahr nach seinem großen Auftritt zum Eurovision Song Contest zurück und wird am Sonnabend in der Show als „Spokesperson“ live vor die Kameras treten, um die Punkte der Australier bekannt zu geben.
„Darum gebeten zu werden, die Zwölf Punkte für Australien zu verkünden, ist ein weiterer Höhepunkt meiner umfassenden Eurovision-Erfahrung“, schrieb der Musiker am Freitag bei Instagram. Und versprach: „Ich werde mich definitiv in Schale werfen und glänzen für diese denkwürdigen 15 Sekunden“. Einige Stunden später legte mit einem zweiten Beitrag nach. Er habe damit eines seiner Lebensziele erreicht. „Ich liebe diesen Wettbewerb und hoffe, noch viele Jahre lang Teil davon zu sein!“
Auftritt vor Hunderten Millionen TV-Zuschauern: Zwölf Punkte aus Australien gehen an...
Das ESC-Finale findet am 11. Mai im schwedischen Malmö statt und startet um 21 Uhr. Die ESC-Show im Ersten und in der ARD-Mediathek ist ab 20.15 Uhr zu sehen. Nach den Live-Auftritten vergeben eine Experten-Jury sowie die Zuschauer der 37 Teilnehmer-Länder ein bis zwölf Punkte an die Künstler.
Für die Vergabe der einzelnen Länderpunkte gibt es eine Live-Schalte – an dieser Stelle wird Daniel Estrin die Televoting-Ergebnisse der Australier vor großen TV-Publikum präsentieren. Rund 150 Millionen Zuschauer verfolgen jedes Jahr weltweit den ESC.
Die deutschen Punkte verkündet in diesem Jahr Moderatorin und Sängerin Ina Müller. Für Deutschland tritt der Sänger Iksaak beim ESC mit dem Lied „Always On The Run“ an. Nachdem Urgestein Peter Urban als deutscher ESC-Kommentar ausgeschieden ist, feiert Thorsten Schorn in diesem Jahr Premiere in dieser Rolle.
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Aggressiver Krebs: Sänger aus Buchholz bekämpft die Krankheit
Obwohl Voyagers Tournee wegen der Krebserkrankung und der laufenden Chemotherapie ausfallen, scheint sich Daniel Estrins Gesundheitszustand nach erfolgten Operationen zu verbessern und öffentliche Auftritte zuzulassen: In einer Videobotschaft Ende März gab der Musiker bekannt, dass die Chemotherapie anschlage und der Krebs bereits schrumpfe. Es handele sich allerdings um eine sehr aggressive Form von Krebs.
In den vergangenen Wochen und Monaten nahm er mit der Band bereits einzelne Termine wahr. Eine Videoreihe bei Youtube zeigt, wie er und die Band auf einzelne ESC-Beiträge für diesjährigen Wettbewerb reagieren.
Für Daniel Estrin, der zum Friedrich-Ebert-Gymnasium in Harburg ging und 16 Jahre alt war, als seine Familie von Buchholz nach Australien auswanderte, ist die Musik und das Showbusiness eigentlich nur eine Nebentätigkeit. Mit eigener Kanzlei in Perth und 30 Mitarbeitern ist der Jurist auf Einwanderungsfragen spezialisiert und hegt grundsätzlich keine Ambitionen, diese Tätigkeit für eine Musikerkarriere aufzugeben. „Ich habe eine perverse Zuneigung zur Bürokratie. Für mich gibt es keinen besseren Job“, sagte Estrin dem Abendblatt im vergangenen Jahr.
Voyager beim ESC 2023: Metal trifft coolen 80er-Jahre-Pop
Bei der ESC-Show 2023 in Liverpool waren Daniel Estrin und seine Bandmitglieder mit viel Selbstbewusstsein angetreten. „Wir werden als erste den ESC-Sieg nach Australien holen, weil die Zuschauer uns den Spaß auf der Bühne ansehen werden – und dieser Spaß ist ansteckend. Wir lieben die Musik und haben mit ‚Promise‘ einen fantastischen Song geschrieben“, hatte der gebürtige Buchholzer dem Abendblatt vorab gesagt.
Für den Sieg reichte es letztlich nicht. Mit dem Mix aus Metalmusik und dem Sound und Look der 80er-Jahre holten Voyager aber immerhin 151 Punkte und damit Platz neun unter 26 Final-Teilnehmern.