Hamburg. Das ist ein Paukenschlag: Niedersachsen soll sich mit Bund und Bahn auf eine Alternative zur geplanten Schnellbahntrasse geeinigt haben.

Der umstrittene Neubau der ICE-Strecke von Hannover nach Hamburg steht offenbar vor dem vorläufigen Aus. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) am Dienstagabend berichtet, sollen sich der Bund und das Land Niedersachsen mit der Deutschen Bahn auf die Aussetzung der Pläne geeinigt haben. Demnach solle stattdessen die deutlich langsamere Bestandsstrecke über Lüneburg ausgebaut werden – die sogenannte Alpha-E-Lösung. Die ursprünglich für 2026 anberaumte Generalsanierung dieser Strecke soll dem Bericht zufolge erweitert und für eine bessere Planbarkeit auf das Jahr 2029 verschoben werden.

Gegen die Schnellbahntrasse regt sich seit Jahren Widerstand in der Politik, vor allem aber auch unter von einem möglichen Neubau betroffenen Anwohnern. Im Landkreis Harburg etwa sieht die Bürgerinitiative (BI) Unsynn durch eine Trasse entlang der Autobahn A7 unter anderem die Heidelandschaft, aber auch Arbeitsplätze gefährdet. Die Deutsche Bahn wiederum sieht eine neue ICE-Verbindung, durch die sich die Fahrzeit zwischen Hannover und Hamburg um eine Viertelstunde auf 59 Minuten verringern soll, als essenziell an für die Verwirklichung des Deutschlandtakts, der den gesamten Personenverkehr beschleunigen soll.

ICE-Strecke Hannover-Hamburg: Ausbau statt Neubau

Bahnexperte Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin sieht den nun beschlossenen Kompromiss kritisch. „Das ist eine schlechte Nachricht für Hamburg und für die Bahn. Ohne einen Neubau der Strecke wird es keinen Deutschlandtakt für den Norden geben“, sagte er dem Blatt. Und der Schienenbeauftragte Michael Theurer (FDP) wurde von der FAZ wie folgt zitiert: „Ich halte den Neubau, wie er der Bahn zuletzt noch vorschwebte, für schlicht nicht realistisch.“

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Der Bund habe Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) nun das Versprechen abgerungen, sich auf einen neuen Dialogprozess mit den beteiligten Gruppen einzulassen, heißt es in dem Bericht. Laut Theurer solle parallel zur Generalsanierung „in Arbeitsgruppen gemeinsam mit der Region Lösungen für den langfristigen Kapazitätsbedarf zwischen Hamburg und Hannover“ entwickelt werden.