Neu Wulmstorf. Nach Feuerwehr-Großeinsatz am Wochenende laufen Untersuchungen. Trostpflaster nach verkorkster Badesaison: Das Hallenbad soll bald öffnen.
Der Grund für den Chlorgas-Alarm, der am vergangenen Sonnabend für einen Großeinsatz der Feuerwehren im Freibad Neu Wulmstorf gesorgt hat, steht noch nicht fest und wird weiter ermittelt, wie Andreas Reinhardt, Fachdienstleiter Sport und Immobilien im Neu Wulmstorfer Rathaus, dem Abendblatt auf Nachfrage bestätigte: „Die Fehleranalyse läuft. In der kommenden Woche wird sich eine Fachfirma das Problem anschauen.“ Eine Gefahr für die Anwohner des Freibads, das mitten in einem Wohngebiet liegt, bestehe nicht und habe nie bestanden, so Reinhardt.
Wie berichtet, hatte die defekte Chlorgasanlage im Neu Wulmstorfer Freibad am Sonnabend für einen stundenlangen Großeinsatz der Feuerwehr mit etwa 130 Feuerwehrleuten aus dem gesamten Landkreis gesorgt, nachdem gegen 17.50 Uhr ein automatischer Alarm aus dem Freibad bei der Feuerwehr eingegangen war.
Neu Wulmstorf: Das Gas könnte schwere Lungen- und Hautschäden verursachen
Der Alarm wurde von einem Sicherheitssystem der Chlorgasanlage ausgelöst. „Wir wissen noch nicht einmal sicher, ob tatsächlich Chlorgas ausgetreten ist oder ob es ein Fehlalarm war“, so Reinhardt. Bisher sei keine gefährliche Konzentration des Gases festgestellt worden, das in Reinform schwere Lungen- und Hautschäden verursachen kann. Dennoch wurden die Gasflaschen aus Sicherheitsgründen verschlossen.
Das Freibad in der Heidesiedlung ist seit Anfang September nach einer turbulenten Saison geschlossen. Wegen eines technischen Defekts bei der Ausbringung des Chlors musste das Nichtschwimmerbecken dauerhaft abgesperrt werden. Nichtschwimmer durften daher nicht ins Bad. Reinhardt und sein Team versuchen seit Monaten, die Probleme mit der Zuleitung des Chlors ins Becken und der dortigen Verteilung in den Griff zu bekommen.
Teile der Anlage sind beinahe 60 Jahre alt. Kaum noch einer kann sie reparieren
Doch Teile der Anlage sind beinahe 60 Jahre alt. Reinhardt bezweifelt, dass es einen Zusammenhang zwischen diesen wiederholten Problemen bei der Einbringung des Chlors und dem aktuellen Problem an der Chlorgasanlage selbst gibt. „Wir können uns bisher nicht erklären, warum das Chlorgas ausgetreten sein soll. Nach dem ganzen Ärger mit der Chlorgasanlage in dieser Saison müsste diese die am besten gewartete Anlage im ganzen Landkreis Harburg sein“, so Reinhardt.
Als ein weiterer Sargnagel zur endgültigen Schließung des Freibads sei der Großalarm und dessen Folgen aber bisher nicht zu bewerten, sagt der Fachdienstleiter. „Ich gehe davon aus, dass wir den Fehler finden. Erst dann können wir sagen, was dies für die Zukunft des Freibads bedeutet. Wir setzen aber alles daran, in der kommenden Saison wieder zu eröffnen – inklusive des Nichtschwimmerbeckens.“ Auch dort ginge die Ursachenforschung hinsichtlich der Probleme bei der Verteilung des Chlors weiter. „Unser Bäderteam arbeitet sehr engagiert und ohne Blick auf die Uhr an dem Erhalt des Bades. Deshalb ist es unfair, dass es den Unmut der Bevölkerung vor allem in den Sozialen Netzwerken als erstes zu spüren bekommt“, sagt Andreas Reinhardt. „Keiner von uns hat ein Interesse daran, das Freibad zu schließen. Im Gegenteil.“
Das endgültige Aus des Freibads hängt wie ein Damoklesschwert über der Gemeinde
Das endgültige Aus des Freibads hängt seit längerem wie ein Damoklesschwert über der Gemeinde. Die fehleranfällige Anlage ist in den 1960er Jahren gebaut worden, die Technik veraltet und es gibt kaum noch Mechaniker, die sich damit auskennen. Letztlich muss die Politik entscheiden, was sie sich den Betrieb des Freibads grundsätzlich kosten lassen will. „Sollten wir einen Schaden feststellen, der dazu führt, dass wir ihn aus monetären oder zeitlichen Gründen nicht reparieren können, werden wir das Problem der Politik vorlegen“, so Reinhardt. Der Rat müsse dann entscheiden, was mit dem Freibad, das auch bei den Nachbarn aus Hamburg sehr beliebt ist, passiert.
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Eine gute Nachricht gibt es für die Wasserratten in und um Neu Wulmstorf aber doch: Das Hallenbad an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße, das aufgrund von umfangreichen Sanierungsarbeiten rund zwei Jahre geschlossen war, soll am 4. Oktober endlich wieder öffnen. Die Sanierung hat insgesamt rund 4,3 Millionen Euro gekostet, davon kamen etwa 1,7 Millionen Euro Fördermittel von Bund und Land. Die Bauarbeiten hatten sich aufgrund von Corona, Lieferengpässen und verschiedener notwendig gewordener Mängelbehebungen in die Länge gezogen und dafür gesorgt, dass auch der Schwimmunterricht an den Schulen in Neu Wulmstorf und der Umgebung lange ausfallen musste.