Landkreis Harburg. Die Spendensumme des virtuellen Benefizlaufs am 1. Mai übertrifft alle Erwartungen. Löwenanteil geht an die Förderschule An Boerns Soll.
Auch ein erfahrener Sportfunktionär wie Arno Reglitzky verschätzt sich schonmal. Im Vorfeld des Sparkassen-Heidjer-Cups, des virtuellen Benefizlaufes am 1. Mai, hatte er die Teilnahmebereitschaft der Volkslauf-Gemeinschaft im Landkreis Harburg überschätzt. Auf 2000 bis 3000 tippte der Vorsitzende von Blau-Weiss Buchholz, letztendlich waren es ziemlich genau 1000 Sportlerinnen und Sportler, die sich am Maifeiertag für die gute Sache ins Zeug legten. Reglitzkys leichte Enttäuschung wich allerdings bald großer Freude, als die Organisatoren einen Strich unter die Startgelder und Überweisungen der Sponsoren machten.
Vereine setzen Zeichen für den Sport in Zeiten von Corona
In diesem Punkt entsprachen die Erwartungen des Buchholzers nämlich erneut nicht der Realität. Diesmal allerdings in die andere Richtung, sie wurden deutlich übertroffen. „Mit dem ganz breiten Daumen gerechnet gehe ich davon aus, dass mindestens 15.000 Euro für den guten Zweck zusammenkommen“, sagte Arno Reglitzky direkt nach dem Laufevent unter dem Motto „Laufen und Fördern“. Letztendlich waren es stolze 33.333 Euro, die für den Kinder- und Jugendsport sowie für Menschen mit Handicap im Landkreis Harburg eingesetzt werden.
Über den finanziellen Aspekt hinaus waren die elf Volkslauf-Veranstalter und die Sparkasse Harburg-Buxtehude als Hauptsponsor auch mit dem Ziel angetreten, ein Zeichen für den Sport in Zeiten von Corona zu setzen. „Wir Sportvereine wollten demonstrieren, dass wir nicht tot sind, wollten zeigen, dass man auch in diesen Zeiten Sport machen kann. Aus meiner Sicht ist die Botschaft angekommen“, sagte Reglitzky, einer der Initiatoren des Benefizlaufs.
1000 Sportlerinnen und Sportler legen 7629 Kilometer zurück
Insgesamt 7629 Kilometer legten die etwa 1000 Sportlerinnen und Sportler in den Disziplinen Laufen, Walken, Skaten, Rollstuhlfahren und Handbiking zurück. Der Großteil hatte sich persönliche Sponsoren gesucht, die für jeden absolvierten Kilometer einen festen Euro-Betrag spendeten – andere traten in Personalunion als Läufer und Spender gleichzeitig an. Darüber hinaus aktivierten einige Unternehmen ihre Belegschaft, die größte Gruppe mit 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellte beispielsweise die Sparkasse Harburg-Buxtehude. Zusammen mit vorab akquirierten Sponsorengeldern wurde die beachtliche Spendensumme von 33.333,33 Euro erzielt.
Über die Verteilung des Gesamtbetrages beriet ein Gremium mit Vertretern des Kreissportbundes Harburg-Land und des Organisationsteams des Sparkassen-Heidjer-Cups. Der Löwenanteil von 13.333 Euro fließt an die Förderschule An Boerns Soll in Buchholz für besondere Investitionen. „Die Überraschung und Begeisterung waren riesig, als wir die großartige Summe erfahren haben, die unserer Schule zukommen wird“, sagte Schulleiter Martin Ihlius.
An Boerns Soll: Neugestaltung des Außen- und Pausengeländes
„Die Spende wird für die Neugestaltung des Außen- und Pausengeländes eingesetzt. Da hat sich in den vergangenen zwölf Jahren kaum etwas getan. Spielgeräte wie Schaukeln, Sandkästen oder Klettergerüste wurden vorrangig für Grundschüler gebaut und sind für die Großen nicht mehr nutzbar. Aus Sicherheitsgründen wurden viele Geräte sogar abgebaut. Ein erstes Highlight soll die Anschaffung eines großen Kletter-Würfels sein. Dieses Gerät wäre ein wunderbarer Anfang für eine bewegungsfördernde und altersgerechte Pausengestaltung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen.“
Von den verbleibenden 20.000 Euro erhalten 18 Sportvereine im Landkreis Harburg jeweils 1000 Euro für ihre Kinder- und Jugendarbeit. Sie waren vom Kreissportbund vorgeschlagen worden. Und schließlich wird auch der Benefizlauf „Run for Help“ der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) in Winsen mit 2000 Euro unterstützt.
Elf Organisatoren, ein Motto: „Laufen und fördern“
Auslöser für die Idee eines Benefizlaufs war, dass im vergangenen Jahr fast alle Volksläufe im Landkreis Harburg der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen waren und auch in diesem Jahr zahlreiche Events der traditionellen Laufserie auf der Kippe stehen. Schnell begeisterten sich die Vertreter der elf Sportvereine, die die Volksläufe innerhalb des Heidjer-Cups Jahr für Jahr organisieren, für die Idee eines virtuellen Benefizlaufs unter dem Motto „Laufen und fördern“. Auch Sponsoren wie beispielsweise die Stadtwerke Buchholz, die die Startgebühr für alle Teilnehmer übernahmen, wurden gewonnen. Und so nahm das Unterfangen mit jedem Tag, den der Benefizlauf näher rückte, immer mehr Fahrt auf.
Mehrere Laufteams von Unternehmen und Sponsoren, komplette Mannschaften aus dem Fußball und Handball sowie prominente Vertreter aus Politik und Wirtschaft schnürten die Schuhe und machten sich für die Sache stark. Unter ihnen waren Landrat Rainer Rempe, der Buchholzer Bürgermeister Jan-Henrik Röhse, Sparkassen-Vorstand Andreas Sommer oder auch Dr. Hans-Heinrich Aldag, Geschäftsführer der Waldklinik Jesteburg.
Drei Extremläufer schafften jeweils mehr als 50 Kilometer
Auch Top-Athleten wie die Extremläufer Sven Bendel (MTV Brackel, 52 Kilometer), Triathlet Steffen Wetzel (Blau-Weiss Buchholz, 51 km), Mathias Thiessen (Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft, 50,6 km) oder Tim Tomczak (LG Nordheide, Halbmarathon) wurden mit beeindruckenden Leistungen für die gute Sache aktiv. Fußballprofi Florian Carstens (FC St. Pauli, ausgeliehen an SV Wehen-Wiesbaden) nutzte einen Heimaturlaub für den Heidjer-Cup-Start.
Auch 25 Teilnehmer der Förderschule An Boerns Soll nahmen aktiv an der Benefizveranstaltung teil und engagierten sich auf teilweise außergewöhnliche Art und Weise. So lief ein Schüler zwei Kilometer an der Hand der Eltern, der solche Strecken ansonsten nur im Rollstuhl bewältigt. Ein Mitarbeiter der Schule rollte 86 Kilometer mit dem Handbike durch den Landkreis.
Wir-Gefühl beim Einsatz für die gute Sache
Der Gewinner waren nicht einzelne Athletinnen oder Athleten. „Gewonnen hat der Sport. Gewonnen haben die Kinder und Jugendlichen mit und ohne Handicap, für deren Entwicklung der Sport so wichtig ist. Und schließlich haben die Menschen in unserer Region gewonnen, die ein tolles Wir-Gefühl im Einsatz für die gute Sache entwickelt haben“, sagte Jörn Stolle von der Sparkasse.