Winsen/Hittfeld. Unsicherheit macht Vereinen zu schaffen: TSV Winsen hat Termin verschoben, MTV Salzhausen abgesagt, Eintracht Hittfeld hofft noch.
Klaus Heinsohn ist hin und her gerissen. Der Leichtathletik-Abteilungsleiter des TSV Winsen verspürt aktuell wenig Lust, die Planungen für den Stadt- und Deichlauf 2021 voranzutreiben. Vor Jahresfrist hatte der obligatorische Auftakt der Volkslaufserie im Landkreis Harburg, dem sogenannten Sparkassen-Heidjer-Cup, ersatzlos gestrichen werden müssen. Auch die Durchführung am 1. Mai 2021 ist unrealistisch. „Der Enttäuschung nach der Absage 2020 war nicht so schlimm wie jetzt. Ich bin wie gelähmt. In einem Jahr hat sich nichts geändert, die Enttäuschung zieht sich hin“, sagte Heinsohn im Gespräch mit dem Abendblatt.
Steiniger Weg durch die Behörden für jeden Veranstalter
Was dem 56-Jährigen in erster Linie zu schaffen macht, sind im Detail unklare behördliche Erfordernisse und über den Herbst und Winter das Fehlen namentlich bekannter Ansprechpartner. „Jeder Veranstalter ist ein Stück weit Einzelkämpfer. Wer im Genehmigungsverfahren vorankommen will, muss sich allein auf den steinigen Weg machen. So kann es in diesem Punkt zwischen den einzelnen Volkslaufveranstaltern kaum Synergien geben“, sagt Heinsohn. Zunächst einmal sei es viel Arbeit, sich durch den Wust von Verordnungen des Landes Niedersachsen zu kämpfen. Der springende Punkt ist jedoch, in welcher Form diese Verordnungen operativ vom Landkreis Harburg umgesetzt werden und wie eng die Kommune, in deren Zuständigkeitsbereich der Volkslauf stattfinden soll, die Regeln auslegt.
Da sich die Verordnungen häufig änderten, gebe es, wie etwa in der Rechtsprechung, keine Referenzurteile, auf die man sich berufen könne. In der Kreisverwaltung gab oder gibt es anscheinend keine feste Person, die sich ausschließlich mit Fragen und Genehmigungen rund um den Sportbetrieb beschäftige, hat der Organisator erfahren. Das mache es nicht leichter. „Wenn man sich per E-Mail an den Kreis wendet, habe ich im Herbst eine Antwort von der Mailadresse Allgemeinverfügung erhalten, die nicht mit einem Namen, sondern ebenfalls mit Allgemeinverfügung unterzeichnet war“, berichtet Klaus Heinsohn.
Verschiebung um drei Monate auf den 1. August angedacht
Konsequenz: Alles in allem hat er die Planungen für den Stadt- und Deichlauf des TSV Winsen auf Sparflamme gehalten. „Ich habe dann auch nicht die Energie, alle Pfade als Erster zu betreten. Im Vorjahr habe ich viel Zeit und Mühe investieren müssen, als wir im Sinne der Aktiven erste kleine Sportfeste im Juli anbieten wollten“, so Heinsohn.
Klar ist auf jeden Fall, dass es am 1. Mai keinen Volkslauf mit Start und Ziel auf dem Winsener Schlossplatz geben wird. Die Überlegungen gehen dahin, die Veranstaltung um drei Monate zu verschieben, und am Sonntag, 1. August, in abgespeckter Form stattfinden zu lassen. Das wäre mitten in den niedersächsischen Sommerferien, geht aber kaum anders, weil im September schon in normalen Jahren fast jedes Wochenende gelaufen wird. Heinsohn könnte sich eine reine Laufveranstaltung ohne Catering, ohne Duschen, mit strikt getrenntem Start- und Zielbereich sowie zeitnaher An- und Abreise vorstellen. Für maximal 400 Teilnehmer, bei der letzter Austragung 2019 kamen mehr als 1000, könnten feste Startzeiten für jeweils wenige Sportler vergeben werden. Nach spätestens drei Stunden sollten alle Volksläufer wieder im Ziel sein. Soweit die Theorie.
In Winsen könnte Stöckter Deich zum Nadelöhr werden
Die Zweifel an diesem Plan führt der Organisator selbst ins Feld: „Wir sind ein relativ großer Lauf und bewegen uns mitten in der Stadt im öffentlichen Raum. Zudem muss ich gucken, wie viele Helferinnen und Helfer zwei Jahre nach dem letzten Deichlauf überhaupt zur Verfügung stehen.“ Und dann kommt natürlich die Genehmigungsbehörde ins Spiel. „Der Landkreis wird unser Durchführungs- und Hygienekonzept sichten und könnte einwenden, dass auf dem Deich wenig Platz und Abstand ist, wenn sich die Läuferinnen und Läufer dort begegnen. Auch daran könnte es dann scheitern“, fürchtet Klaus Heinsohn. Bis zum ursprünglichen Termin am 1. Mai will er sich und dem harten Kern des Organisationsteams Zeit für die Entscheidung geben, wie die Planungen für den möglichen Ausweichtermin am 1. August konkret angegangen werden sollen.
Ohne Kinderläufe fehlt in Salzhausen der Hauptzweck
In der Entscheidungsfindung einen Schritt weiter ist man beim MTV Salzhausen. „Den Wald- und Wiesenlauf haben wir schon im Januar abgesagt. Einen Nachholtermin wird es nicht geben, weil dann im September alle wollen. Wir konzentrieren uns lieber auf den normalen Termin im kommenden Jahr“, sagte Hauptorganisator Jürgen Meinberg. Der Volkslauf in Salzhausen hat seinen festen Platz am dritten Sonntag im Mai. Weil das in diesem Jahr der Sonntag nach Himmelfahrt und eine Woche später Pfingsten ist, hatte man den 9. Mai als Termin angemeldet. „Ein Hygienekonzept auf die Beine zu stellen, ist nicht so schwierig. Der Hauptgrund für die Absage ist die Ungewissheit in der Vorbereitung“, so Meinberg.
Jedes noch so gute Konzept sei hinfällig, wenn man Wochen später am eigentlichen Veranstaltungstag ganz andere Rahmenbedingungen zu beachten habe. Traditionell ist der Anteil von Kindern unter den bis zu 700 Teilnehmenden in Salzhausen sehr hoch. Es gibt eigenständige Läufe für Grundschüler und Kindergartenkinder. Weil diese Altersgruppe normalerweise von vielen Personen begleitet wird, hätten Kinderläufe unter Coronabedingungen schwerlich integriert werden können. „Ein Hauptansatz unseres Volkslaufes ist, Kinder an den Sport heranzuführen. Fehlen sie, geht der Sinn verloren. Das hat uns die Absage etwas leichter gemacht“, sagte Jürgen Meinberg.
Hittfeld will bis 1. Mai entscheiden, ob am 5. Juni gelaufen wird
Noch keine Entscheidung hat der TSV Eintracht Hittfeld hinsichtlich der Durchführung des dritten Volkslaufs im Sparkassen-Heidjer-Cup 2021 getroffen. Der HIT-felder Volkslauf ist für Sonnabend, 5. Juni, angemeldet. „Wir sind noch in der Findungsphase“, sagte Abteilungsleiter Heinz Marko. „Momentan steht der Volkslauf sehr auf der Kippe. Wir hoffen aber auf Lockerungen.“ Immerhin hat das Unternehmen Stgk aus Ratzeburg, das für die elektronische Zeitmessung verantwortlich ist, signalisiert, auch mit einer kürzerer Vorlaufzeit als in den vergangenen Jahren wieder auf der Sportanlage am Peperdieksberg tätig werden zu können.
Die Zeiterfassung mit dem Chip am Schuh würde Starts von Minigruppen, etwa drei Läufer alle 15 Sekunden, erlauben. Anschließend könnten die Nettozeiten zu einer Gesamtergebnisliste zusammengeführt werden. „Als Deadline für eine Entscheidung pro oder kontra den Volkslauf haben wir uns den 1. Mai gesetzt. Wir müssen uns überlegen, ob wir es organisatorisch hinkriegen und ob es überhaupt einen Sinn ergibt“, so Heinz Marko. Eine Frage, die alle elf Veranstalter für sich beantworten müssen.