Landkreis Harburg. Mit Landrat, Fußballprofi und Ultramarathonläufer: Etwa 1000 Teilnehmer sorgen für gelungene Premiere des Sparkassen-Heidjer-Cups.
Welcher Volkslauf kann solch eine Resonanz bei der Premiere schon für sich in Anspruch nehmen? An die 1000 Sportlerinnen und Sportler beteiligten sich am ersten virtuellen Benefizlauf um den Sparkassen-Heidjer-Cup. Angesichts der Tatsache, dass Volksläufe in ihrer klassischen Form auch in diesem Jahr kaum durchführbar sind, hatten sich die elf Veranstalter aus dem Landkreis Harburg zu einer konzertierten Aktion zusammengetan und unter dem Motto „Einzeln laufen, gemeinsam fördern“ zum Sporttreiben für den guten Zweck aufgefordert. Der Termin hat in der Laufszene Symbolkraft: am 1. Mai wird beim TSV Winsen normalerweise immer die Volkslaufsaison eröffnet.
Landrat läuft zehn Kilometer und sammelt 1000 Euro Spenden
Exakt wird sich die Teilnehmerzahl an diesem etwas anderen 1. Mai nicht ermitteln lassen. 898 Sportlerinnen und Sportler hatten sich als Einzelstarter in die Teilnehmerliste eingetragen. Dazu kommen allerdings mehrere Fußball- und Handballteams, die nur die Gesamtstrecke in Mannschaftsstärke übermittelten. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Mit gutem Beispiel voran lief Landrat Rainer Rempe. Er legte zehn Kilometer in 53:08 Minuten zurück und sammelte dabei den erstaunlichen Betrag von 1000 Euro für den guten Zweck ein.
Die Dorfbäckerei Soetebier hatte ihm 100 Euro pro Kilometer versprochen. „Es ist geschafft und hat auch noch viel Spaß gemacht. Dies umso mehr, weil die Aktion den so wichtigen Kinder- und Jugendsport unterstützt und sich für den Sport von Menschen mit Handicap einsetzt. Vielen Dank allen an der Organisation Beteiligten, aber auch allen sportlich aktiven Teilnehmerinnen und Teilnehmern“, sagte Rempe.
Fußballprofi Florian Carstens läuft mit Cousine Leni Stolle
Ein anderes prominentes Gesicht tummelte sich zusammen mit Cousine Leni Stolle auf einer acht Kilometer langen Strecke entlang der Elbe. Weil Drittligist SV Wehen-Wiesbaden spielfrei hatte, verband Fußballprofi Florian Carstens, der vom FC St. Pauli nach Hessen ausgeliehen ist, den Heimaturlaub in der Elbmarsch mit einer Trainingseinheit und dem Start beim Heidjer-Cup.
Einige passionierte Läufer legten sich bis an die Belastungsgrenze und darüber hinaus ins Zeug. Tim Tomczak (LG Nordheide), der im Vorfeld für die Aktion warb, meisterte nach überstandener Verletzung einen Halbmarathon in 1:41 Stunden. Sven Bendel (MTV Brackel) lief 52 Kilometer in 4:51 Stunden und spendete 1000 Euro aus eigener Tasche, Steffen Wetzel (Blau-Weiss Buchholz) 51 Kilometer in 4:37 Stunden und Mathias Thiessen (Sparkasse Harburg-Buxtehude) 50 Kilometer auf dem Grünen Ring im Süden Hamburgs in 4:50 Stunden.
50 Kilometer im Regen von Finkenwerder zum Mittleren Landweg
Das Mitglied der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT) nahm die Facebook-Follower mit auf seine Reise vom Rüschpark in Finkenwerder zur S-Bahn-Station Mittlerer Landweg, informierte in Filmchen über Fortschritt und Befinden und ließ die Daheimgebliebenen angesichts des Dauerregens mitleiden. Sein Arbeitgeber engagierte sich als Hauptsponsor des Sparkassen-Heidjer-Cups. Dazu liefen, walkten oder wanderten 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt 719 Kilometer und steuerten 1438 Euro zum Spendentopf bei.
„Aus meiner Sicht ist die Botschaft angekommen“, sagte Arno Reglitzky, Organisator des Buchholzer Stadtlaufs und einer der Initiatoren des virtuellen Benefizlaufs. „Wir Sportvereine wollten demonstrieren, dass wir nicht tot sind, wollten zeigen, dass man auch in diesen Zeiten Sport machen kann.“ Eine leichte Enttäuschung über die aus seiner Sicht mäßige Resonanz konnte Reglitzky nicht verbergen, er hatte auf 2000 bis 3000 Teilnehmer gehofft. „In den letzten Tagen haben wir viel Aufwand betrieben und alle angesprochen, um zumindest das 1000er-Minimalziel zu schaffen.“ Das darf als erreicht angesehen werden.
Einige Hürden sprechen gegen noch größere Resonanz
Als mögliche Gründe für die Zurückhaltung machte Arno Reglitzky mehrere Gründe aus. „Viele können sich unter dem Begriff virtueller Lauf nichts vorstellen. Das ist nicht richtig angekommen, wir haben die Sportlerinnen und Sportler wohl ein bisschen überfordert. Dazu war es schwer zu vermitteln, warum man für einen Benefizlauf Startgeld zahlen soll. Da fühlten sich einige abgezockt. Und auch technisch war die Anmeldung über die Internetseite relativ schwierig“, sagte Reglitzky. „Das müssen wir besser machen.“
Viel Lob hatte der 85-Jährige, der selbst elf Kilometer lief, für das umfangreiche Engagement der lokalen Wirtschaft parat. Unter anderem übernahmen die Stadtwerke Buchholz die zwei Euro Startgeld für alle Starter. Noch bis Mittwochabend haben Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Ergebnisse und Spendensummen einzugeben. Erst danach beginnt das große Rechnen. „Mit dem ganz breiten Daumen gerechnet gehe ich davon aus, dass mindestens 15.000 Euro für den guten Zweck zusammengekommen“, sagte Reglitzky.
Förderschule An Boerns Soll soll Löwenanteil erhalten
In einem Gespräch mit dem Vorstand des Kreissportbundes Harburg-Land werde Anfang kommender Woche über die Verteilung an die Sportvereine im Kreisgebiet entschieden. Arno Reglitzky schwebt vor, den „größten Batzen“ der Förderschule An Boerns Soll für die Ausrichtung des Sportivationstages 2021 zur Verfügung zu stellen. Zu dem Sportabzeichen-Sportfest und Spielfest am 16. September in Buchholz werden 600 Menschen mit Handicap erwartet. Der andere Teil soll zur Förderung des Kinder- und Jugendsports an Sportvereine ausgeschüttet werden.