Hittfeld. Schweigeminute für den langjährigen Abteilungsleiter des TSV Eintracht HIttfeld, der drei Tage vor der Veranstaltung verstarb.
Man merkte ihnen die Betroffenheit an. Sicherlich war es gut, dass Hauptorganisator Heiner Steeneck, Abteilungsleiter Heinz Marko und die 50 freiwilligen Helferinnen und Helfer aus der Leichtathletikabteilung des TSV Eintracht Hittfeld eine Aufgabe hatten. So kamen sie nicht noch mehr als ohnehin ins Grübeln. Drei Tage vor dem 22. Hittfelder Volkslauf hatte sie die Nachricht vom plötzlichen Tod von Roland Witt erreicht. Der Gründer und langjährige Abteilungsleiter hatte eine Operation zu Beginn der vergangenen Woche eigentlich gut überstanden. Am Mittwoch verstarb er im Alter von 77 Jahren im Krankenhaus.
Zweiter Vorsitzender Marinus Bester findet angemessene Worte
„Roland war die Seele unserer Leichtathletikabteilung. Wir waren alle fix und fertig“, sagte Heinz Marko, der wie seit vielen Jahren die Moderation des Volkslaufs übernommen hatte. „Eine Absage war keine Option. Das wäre nicht in Rolands Sinne gewesen.“ Und so machten sie sich mit einem dicken Kloß im Hals an die unmittelbare Vorbereitung. Bevor der erste Startschuss fiel, hielten auch die Läuferinnen und Läufer bei einer Schweigeminute inne. „Der Zweite Vorsitzende Marinus Bester fand zur Eröffnung die richtigen Worte, um den unermüdlichen Einsatz von Roland Witt für die Leichtathletik in Hittfeld und darüber hinaus angemessen zu würdigen“, sagte Heiner Steeneck.
Nur im vergangenen Jahr hatte es noch mehr Teilnehmer gegeben
Für ihre Entscheidung zur Durchführung wurden die Hittfelder mit der zweitbesten Resonanz in der mehr als 20-jährigen Geschichte der Veranstaltung belohnt. Der Teilnehmerrekord (654 Finisher) stammt aus dem vergangenen Jahr, diesmal passierten exakt 588 Läufer, Walker und Nordic Walker die blauen Matten der elektronischen Zeitmessung auf der Sportanlage am Peperdieksberg. Einen aufmunternden Gegenpol zu den traurigen Gedanken bildeten der Feuereifer und die Freude der vielen Schülerinnen und Schüler in vier Nachwuchsläufen über 600 und 1000 Meter auf dem Sportplatz.
Ein Doppelsieg gelang Fynn Paul Timm aus Lüneburg, der erstmals auf den hügeligen Strecken durch das Waldgebiet Sunder unterwegs war. „Für mich ist das heute gutes Training – ein Tempodauerlauf steht auf dem Programm“, sagte der 23-Jährige nach seinem Sieg über 10,6 Kilometer in 37:21 Minuten. „Wenn ich zu Hause allein laufen müsste, wäre das anstrengender.“
Doppelsieg für den Lüneburger Fynn Paul Timm
In Hittfeld lief er etwa die Hälfte der Distanz zusammen mit Tilman Denecke aus Buchholz, dann drückte Timm aufs Tempo und erarbeitete sich bis ins Ziel drei Minuten Vorsprung. Beim Blick auf seine GPS-Uhr konnte er vermelden, dass er durchschnittlich 3:36 Minuten pro Kilometer gebraucht habe. „Ich hatte gehofft, dass ich mich so gut fühle werde wie ich mich gefühlt habe.“
Vor einer Woche war Fynn Paul Timm, der für den Verein Hamburg Running startet, aus den USA zurückgekehrt. An der Universität von North Florida studierte er vier Jahre lang mit einem Stipendium Sportmanagement. Jetzt hat er einen Bachelor-Abschluss in der Tasche, wohnt wieder in Lüneburg und will sich demnächst an die Jobsuche machen. Obwohl er die Qualifikationsnorm für die deutschen Meisterschaften über 3000 Meter Hindernis erfüllt hat, sind die aktuellen sportlichen Ziele bescheiden. „Ich will den Spaß am Sport wiederfinden. Mit meinem Trainer in den USA lag ich nicht auf einer Linie“, sagte Fynn Paul Timm, der derzeit in der Gruppe von Dr. Steffen Brand bei der LG Lüneburg trainiert.
Timm hat sein Sportmanagement-Studium in den USA abgeschlossen
Sprach es, und machte sich auf zum lockeren Auslaufen – oder Einlaufen?! Denn nur eine gute halbe Stunde nach dem Zehn-Kilometer-Lauf war der Lüneburger wieder im Wettkampfmodus. Mit seinem auffällig lockeren Laufstil bestritt er auch den 4,5 Kilometer langen Jedermannlauf, und krönte sich nach 15:36 Minuten zum Doppelsieger beim Hittfelder Volkslauf 2019.
Im 1000-Meter-Lauf der bis zu 13 Jahre alten Jungen hatte lange Zeit Hermon Habteyohans die Führung inne. „Er kommt aus Eritrea, wohnt aber in Jesteburg“, ließ Moderator Heinz Marko die Zuschauer wissen. Auf den letzten 200 Metern musste Hermon seine Führungsposition an Lazlo Przybylski aus Maschen abgeben. „Ich bin zum ersten Mal dabei und dachte, dass ich keine Chance habe“, erzählte der Zwölfjährige vom Gymnasium Meckelfeld nach dem Lauf. „Darum habe ich es ruhig angehen lassen und erst am Ende Power gegeben.“ Das reichte dem jungen Mann des Jahrgangs 2006, der auch Tennis beim VfL Maschen spielt und beim SC Seevetal schwimmt, zum Laufsieg.
Aus Eritrea über Jesteburg auf den Peperdieksberg
Am Ende durfte Lazlo Przybylski einen Pokal in Empfang nehmen, denn das Gymnasium Meckelfeld wurde für 158 Teilnehmer als größte Gruppe mit dem neuen Wanderpokal der Sparkasse Harburg-Buxtehude ausgezeichnet. Der alte war nach dem fünfmaligen Gewinn endgültig in den Besitz der sportlichen Schüler vom Appenstedter Weg gegangen. Auf den Plätzen zwei und drei folgten die Grundschule Hittfeld (77 Voranmeldungen) und Grundschule Emmelndorf (50).
Ebenfalls noch Grundschüler ist der Erstplatzierte im 600-Meter-Lauf für die Jahrgänge 2010 und jünger. Dankward Römhild (Grün-Weiss Harburg) hatte in den Vorjahren schon in seinem Jahrgang 2011 gewonnen. Nun krönte sich der begeisterte Fußballer in zwei Minuten und 19 Sekunden zum Gesamtsieger.
Ein HSV-Fans spielt Fußball im Stadion am Millerntor
Der Achtjährige besucht die zweite Klasse der Schule Marmstorf und freut sich sehr auf den Pfingstmontag. Dann geht es mit den F-Junioren von Grün-Weiss Harburg zu einem großen Turnier ins Millerntorstadion. „Ich bin aber eher HSV-Fan“, sagte Dankward, der seine Volkslauf-Medaille zu den anderen an den Bettpfosten hängen will. Vielleicht kommt Pfingsten ja eine Fußball-Medaille dazu.